Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
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Die Themen dieser Woche:
- Belastete Beziehungen zu China
- Neue Untersuchung zu Studienschulden in den USA
- Mehr Beispiele für Bildungsangebote mit ausreichenden Studienbeihilfen
- Kurznachrichten
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Liebe Leserinnen und Leser,
in dieser Ausgabe befassen wir uns mit den zunehmend belasteten Forschungs- und Bildungsbeziehungen der USA zu China und mit einer neuen Untersuchung zu Studienschulden in den USA. Wir werfen zudem einen Blick auf die wachsende Zahl von Bildungsangeboten in den USA, die mit kostendeckenden Beihilfen arbeiten, und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche.
Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre.
Stefan Altevogt
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Belastete Beziehungen zu China
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In der vergangenen Ausgabe hatten wir uns mit einem Bericht von NAFSA: Association of International Educators befasst, der vor den Auswirkungen der Spannungen zwischen den USA und China auf die Attraktivität des Studienstandorts USA für internationale Studierende aus China warnt, die derzeit ein Drittel der rund 1 Mio. internationalen Studierenden in den USA ausmachen. In den jüngsten Wochen scheint nun auch die chinesische Regierung diesen ökonomischen Hebel gegenüber der US-Regierung nutzen zu wollen und hat ihrerseits die eigenen Bürger vor einem Auslandsstudium in den USA gewarnt.
Ein Beitrag im Chronicle of Higher Education skizziert vor diesem Hintergrund entsprechende Bemühungen an der University of Illinois at Urbana-Champaign, mit einem etwaigen dramatischen Rückgang von Gasstudierenden aus China und den dann fehlenden Deckungsbeiträgen umzugehen, und schreibt: „Urbana-Champaign, whose population of roughly 5,700 Chinese undergraduate and graduate students is by one measure the largest in the country, in many ways tells the story of American international education in the past decade.(…) The university has already taken steps to cushion the financial blow. In November it made headlines after its business and engineering colleges — divisions with especially high numbers of Chinese students – bought a three-year insurance policy that would take effect if events like visa bans or a trade war caused a year-over-year decline of at least 18.5 percent in Chinese enrollments.” (Wir berichteten an dieser Stelle.)
Der Dean des Gies College of Business der Hochschule sehe zwar in der gegenwärtigen Reaktion noch keinen Grund zur Panik, betont aber in einem Interview, dass Studierende aus China für die US-amerikanischen Anbieter am globalen Markt für Hochschulbildung derzeit wichtige Beiträge zur Finanzierung zahlreicher US-Hochschulen leisteten. Dies habe die Chinesische Regierung erkannt und reagiere entsprechend. Er wird mit den Worten zitiert: „The Chinese government knows full well that higher education is a major export industry for the U.S. And that’s probably a pressure point in their mind on the U.S. government.”
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Darüber hinaus geraten zunehmend auch die Wissenschaftsbeziehungen beider Länder unter Druck und auch hier geht die Initiative derzeit vor allem von der US-Regierung aus. University World News druckt dazu einen Beitrag des Chronicle of Higher Education nach, der den Beginn der gegenwärtigen Eskalationsstufe dieser Entwicklung im Herbst vergangenen Jahres verortet. Seinerzeit hatte der Direktor der National Institutes of Health (NIH), Francis Collins, in einer Rundmail an die Forschungshochschulen des Landes, die Fördermittel von den NIH beziehen, davor gewarnt, dass ausländische Wissenschaftler die Offenheit der US-amerikanischen Forschungslandschaft für andere als wissenschaftliche Zwecke ausnutzen könnten und hatte von den Hochschulen eine Offenlegung möglicher Interessenskonflikte von Wissenschaftlern aus dem Ausland gefordert.
Eine der größten Forschungshochschulen des Landes, Johns Hopkins University, hatte dann im November für folgende Schlagzeile gesorgt: „Effective immediately, the Johns Hopkins School of Medicine is temporarily halting the appointment of visiting scientists.” Allen Beteiligten war klar, dass China gemeint war. Es heißt: „Researchers who saw it felt they knew what it was really about: China. The country wasn’t named, but excerpts of the message rippled through Chinese social media, newspapers, and websites. The implications were devastating: Here was one of the most prominent medical schools in the United States, banning scientists from a crucial research partner out of a fear that they would steal ideas or – worse – that they could be spies.” So eine Botschaft in Richtung des wohl größten Talent-Pools weltweit zu senden, sei nach Ansicht vieler Experten an Hochschulen keine gute Idee, doch im Augenblick scheine die politische Großwetterlage dies zu erfordern.
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Den Beitrag des Chronicle of Higher Education finden Sie
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Der Schutz von geistigem Eigentum und Ergebnissen akademischer Forschung genießt in Washington, DC derzeit überparteilich große Aufmerksamkeit. Die Association of American Universities (AAU) beschreibt eine von beiden Parteien getragenen Gesetzesinitiative im Repräsentantenhaus, die mit dem Titel „Securing American Science and Technology Act of 2019” das an den akademischen Einrichtungen des Landes entstehende geistige Eigentum besser vor dem Zugriff der Konkurrenz schützen soll, mit den Worten: „[The] White House Office of Science and Technology Policy [would] establish an interagency working group of federal science, intelligence, and security agencies. The working group would: identify, assess, and define current controls for federally funded research, take inventory of current control definitions, and develop and update framework to help federal agencies and grantees defend against threats. Several associations and universities sent a letter to the bill’s original cosponsors thanking them and expressing support for the legislation.”
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Das American Institute for Physics (AIP) berichtet aus einer Senats-Anhörung unter der Leitung seines Vorsitzenden Chuck Grassley (ein eher als „Falke” bekannter Republikaner), die in der vergangenen Woche unter der Überschrift „Foreign Threats to Taxpayer – Funded Research: Oversight Opportunities and Policy Solutions” die internationalen Wissenschaftsbeziehungen der USA unter dem Blickwinkel von Sicherheitsinteressen betrachteten. Als Experten waren neben dem stellvertretenden Direktor der NIH, Lawrence Tabak, vor allem Fachleute für Fragen der nationalen Sicherheit und für Government Oversight eingeladen. Es hieß zum Ziel der Sitzung: “Grassley (R-IA) (...) [is] seeking information about how they [research funding agencies] protect their grantmaking systems and funded research projects against potential exploitation by foreign actors, citing particular concerns about China.” Tabak habe allerdings in einem Gespräch mit dem AIP im Februar auch den Wert internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für den Forschungsstandort USA verdeutlicht und betont: „Overwhelmingly foreign nationals make enormous contributions to the biomedical research workforce.”
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Neue Untersuchung zu Studienschulden in den USA
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Als klassisches Mittelstandsthema werden die sich in den USA mittlerweile auf mehr als $1,5 Bio. summierenden Studienschulden und 44 Mio. Schuldner im Wahlkampf um die Nominierung des demokratischen Kandidaten für die kommende Präsidentschaftswahl sicherlich eine zentrale Rolle spielen und vermutlich dann auch bei den Wahlen im November 2020 selbst. Statistiken zur Verschuldung von Studierenden bieten in der Regel allerdings nur Durchschnittszahlen über ethnische bzw. sozioökonomische Grenzen hinweg und verdecken dadurch, dass es durchaus eklatante Abweichungen von den Durchschnittszahlen nach oben und nach unten geben kann.
Inside Higher Education meldet jetzt die Veröffentlichung einer neuen Untersuchung zu Studiendschulden in den USA durch den Think Tank Demos, deren Autor diesbezüglich genauer nachgesehen habe. Es heißt: „The Demos report underlines how student debt is experienced differently by different borrower groups. The typical white male borrower, for instance, has paid off 44 percent of his student loan debt within 12 years of graduating, while the typical black female borrower has actually seen her balance grow by 13 percent, the report says.”
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Die Untersuchung erinnert noch einmal an das meritokratische Versprechen der US-amerikanischen Gesellschaft, dessen Umsetzung im Regelfall über Bildung gelingen solle, wobei dieser Regelfall für ökonomisch schwächere Schichten durch die explosionsartig gestiegenen Studienkosten in den vergangenen Jahrzehnten immer weniger relevant geworden sei. Das US-amerikanische Modell, Hochschulbildung über Studienschulden zu finanzieren, müsse nicht nur angesichts des astronomische Höhen erreicht habenden Schuldenstands und einer entsprechend hohen „delinquency rate” (Anteil der Schuldner, die mit ihren Zahlungen mehr als 90 Tage in Verzug geraten sind) als gescheitert betrachtet werden. Es heißt: „This experiment in debt-financed higher education has benefitted some, and been harmless for others, but has left a trail of financial wreckage for many.”
Das Experiment habe vor allem die sozioökonomischen Gräben zwischen den Angehörigen verschiedener ethnischer Gruppen noch vertieft, so dass der Aufstieg in den Mittelstand über den Weg der Bildung für einen großen Teil der Afro-Amerikaner, unmöglich geworden ist. Mehr als die Hälfte aller männlichen Afro-Amerikaner (55%) würden innerhalb von 12 Jahren nach Studienbeginn mit der Rückzahlung aufgelaufener Studienschulden in Verzug geraten, bei weißen Männern betrage der Anteil nur 21%.
Im Ergebnis akkumuliere sich entsprechend in afro-amerikanischen Familien Vermögen deutlich langsamer als bei Weißen. Hierzu heißt es: „Among households with a bachelor’s degree, the typical white family is sitting on nearly $400,000 of net worth, compared to $68,000 for college-educated black households.”
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In einer Analyse der vom US Department of Education Ende Mai veröffentlichten und auf einzelne Studiengänge spezifischer Anbieter heruntergebrochenen Zahlen zur Verschuldung von Studierenden hat die New York Times jetzt ein paar der haarsträubendsten Fälle herausgearbeitet, etwa das der Academy of Art University in San Francisco. Es heißt:
„
The for-profit school occupies more than 40 buildings throughout the city and has made its family owners very rich.” Etwa $100 Mio. der jährlichen Einkünfte der Hochschule käme in Gestalt von öffentlich subventionierten Studiendarlehen in ihre Kassen und sie sei eines der krassesten Beispiele des „debt-fueled graduate school business”, an dem sich mittlerweile auch die gemeinnützigen Bildungsanbieter nach Kräften beteiligten, private wie öffentliche.
Unter Marktbedingungen nur schwer nachvollziehbar sei die oft enorme Kluft zwischen Verschuldung bei Besuch eines bestimmten Ausbildungsgangs und den typischen Verdienstmöglichkeiten nach Ausbildungsabschluss. Hier zitiert der Beitrag das Beispiel der Veterinärmedizin, deren Absolventen auf Einkommensmediane zwischen $75.000 und $120.000 pro Jahr blickten, die aber hohe Studienschulden (zum Teil oberhalb von $200.000) in Kauf nehmen müssten. Es heißt: „Veterinary programs often graduate students with enormous debt burdens, a factor, some have speculated, in the abnormally high suicide rate within the profession.”
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Mehr Beispiele für Bildungsangebote mit ausreichenden Studienbeihilfen
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Inside Higher Education meldet die Veröffentlichung eines Berichts der Century Foundation zur mittlerweile beachtlich gewachsenen Zahl der Bildungsangebote an öffentlich finanzierten Hochschulen in den USA, die ausreichende Fördermöglichkeiten zur Finanzierung von Studiengebühren anbieten. Es heißt: „Since the introduction of Tennessee’s tuition-free scholarship program five years ago, 15 new free college programs have been created across the country. The first seven tuition-free programs were launched between 1990 and 2007. But since 2014, the total number of state tuition-free programs has increased to 22 across 19 states.”
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Der Bericht sieht den Beginn dieser beschleunigten Entwicklung im Tennessee Promise Sholarship Program, das vor fünf Jahren für Studierende an den öffentlich finanzierten zweijährigen Hochschulen im Bundesstaat eingeführt worden war und das als ein „last-dollar scholarship program” die Kosten übernimmt, die nicht von anderen Programmen wie Pell Grant oder HOPE abgedeckt sind. Seither seien in anderen Bundesstaaten 15 weitere Programme gestartet worden, so dass mittlerweile in 22 Bundesstaaten vergleichbare Angebote zu finden seien, die den Zugang vor allem zu öffentlich finanzierten Community Colleges erleichterten. Es heißt: „Through these programs, eligible state residents are guaranteed at least free tuition to community college, while some offer additional benefits such as a book stipend or free tuition at public four-year institutions.”
Die Zusicherung eines weitgehend schuldenfreien ersten berufsqualifizierenden Studienabschlusses kämen zu einem Zeitpunkt, an dem der Eigenanteil der Studierenden und ihrer Familien bei der Finanzierung des Studiums einen historischen Höchststand erreicht hätten und daher auch deutlich negative Auswirkungen auf die Bereitschaft zu einem Studium befürchtet würden. Um diesen, über die ohnehin derzeit ungünstige demografische Entwicklung hinaus beschränkenden Effekt zu verringern, seien Finanzierungsangebote wichtiger den je. Es heißt: „Research has shown that well-designed place-based tuition-free guarantees can, under the right conditions, mitigate some of those effects by increasing college applications and enrollment among low-income students, increase credential attainment among participants, and even improve student outcomes at the K–12 level.”
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Inside Higher Education befasst sich mit dem deutlichen Abflachen des Anstiegs der Preise für M.B.A.-Studiengänge im obersten Preissegment der Top-Anbieter, das nun neun Einrichtungen umfasst, an denen der zweijährige Studiengang insgesamt mehr als $200.000 koste. Spitzenreiter sei im Augenblick die Harvard Business School mit $218.000, gefolgt von der University of Chicago Booth School of Business mit $217.000. An beiden seien allerdings die Bewerberzahlen zuletzt um 4,5% bzw. 8,2% zurückgegangen. Ein Grund für die geringere Nachfrage könne im gegenwärtigen politischen Klima in den USA zu finden sein (siehe oben) und in der wachsenden Konkurrenz von Programmen außerhalb der USA. Es heißt: „A recent survey of M.B.A. admissions officials found 31 percent believe the top reason for declining applications was that international students were less likely to come study in America under the current political climate – 17 percent believed the cost of an M.B.A. was the top reason. A study in 2018 did in fact find that M.B.A. applications were growing in Europe, Canada and Asia.”
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In einem Beitrag auf den Meinungsseiten der New York Times schreibt Molly Worthen zur wachsenden Zahl alternativer Hochschulbildungsangebote wie der Wayfinding Academy oder Klassikern wie dem Evergreen State College, der Kresge College at the University of California in Santa Cruz oder der Jack Kerouac School of Disembodied Poetics: „The Anti-College Is on the Rise. Students, teachers and reformers are pushing back against the failures of mainstream higher education. (…) The proliferation of programs like these will push mainstream universities to recover the moral component of their mission, and to recognize that what students need – far more than gourmet dining hall food or fancier classroom technology – is a period of discipleship, a time of discernment.”
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Ein Untersuchungsbericht des Vera Institute of Justice and Georgetown Center on Poverty and Inequality sieht in Bildungsanstrengungen für Strafgefangene sehr große und bislang noch unzureichend genutzte Resozialisierungschancen und fordert, dass Strafgefangenen – sie sind derzeit von föderaler Studienförderung durch Pell Grants ausgeschlossen – verbesserte Bildungsangebote und Angebote zur Studienfinanzierung gemacht würden. Es heißt: „Formerly incarcerated people who re-enter the labor market with greater levels of education are more likely to find employment and less likely to return to prison, potentially improving social and economic outcomes for their communities, families and themselves while leading to significant savings to states.”
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An der University of Alabama hat der Hochschulrat einer Meldung des Chronicle of Higher Education zufolge beschlossen, eine Spende in Höhe von $26,5 Mio. dem Spender zurückzuüberweisen, nachdem dieser Proteste gegen die Verschärfung von Abtreibungsregeln im Bundesstaat unterstützt und zum Boykott der Universität aufgefordert habe. Es heißt: „The gift, to the University of Alabama School of Law, was the largest in the university’s 187-year history.”
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