Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
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Die Themen dieser Woche:
- Covid-19 und Hochschulen
- Almanach-Ausgabe des Chronicle of Higher Education: Abschlüsse
- Merger & Acquisition: Konsolidierungsweg in der Hochschullandschaft
- Kurznachrichten
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Liebe Leserinnen und Leser,
mit dem offiziellen Sommerende waren nach dem Laborday-Weekend Anfang September an einigen Orten in den USA Versuche von „Normalbetrieb“ unternommen worden, die Hochschulstandorte rasch zu neuen „Hot Spots“ des Infektionsgeschehens werden ließen. Wir befassen in dieser Ausgabe also auch weiterhin mit Covid-19 und Hochschulen, diesmal mit einem Schwerpunkt auf Hochschulsport, und mit Daten aus der Almanach-Ausgabe des Chronicle of Higher Education zu Hochschulabschlüssen. Wir werfen zudem einen Blick auf Zusammenschlüsse als einen Konsolidierungsweg in der in den USA derzeit schrumpfenden Hochschullandschaft und wie immer auf verschiedene Kurznachrichten.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre, Gesundheit, Geduld und Zuversicht.
Stefan Altevogt
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Die New York Times befasste sich am 6. September mit den zahlreichen Städten in den USA, die als „College Towns“ zum einen wirtschaftlich stark vom „Normalbetrieb“ der jeweils ansässigen Hochschule abhängen, zum anderen aber derzeit zu kritischen Infektionsherden von Covid-19 geworden sind. Als ein Beispiel diente Iowa City, Standort der University of Iowa, doch lasse sich das Beispiel auf mindestens 100 andere Orten übertragen. Es heißt: „Though the rate of infection has bent downward in the Northeast, where the virus first peaked in the U.S., it continues to remain high across many states in the Midwest and South – and evidence suggests that students returning to big campuses are a major factor. In a New York Times review of 203 counties in the country where students comprise at least 10 percent of the population, about half experienced their worst weeks of the pandemic since Aug. 1. In about half of those, figures showed the number of new infections is peaking right now.”
Sie finden den Beitrag hier.
Der Corona-Ticker des Chronicle of Higher Education löst das Gesamtbild des Infektionsgeschehens an Hochschulen fein und tagesaktuell auf. Es finden sich Meldungen wie: „More than 2,000 people – a majority of them students – are in quarantine at the University of Tennessee at Knoxville, and the count of active Covid-19 cases stands at 600, the university’s chancellor said on Tuesday.”
Sie finden den Ticker hier.
Der Chronicle of Higher Education befasst sich an anderer Stelle mit den verschiedenen, in den USA derzeit verfolgten Modellen, den Betrieb an Hochschulen unter Bedingungen von Covid-19 wiederaufzunehmen. Danach unterrichten 2,3% derzeit vollständig in Hörsälen und Seminarräumen, weitere 19% „primarily in person“, 16% verfolgten Hybrid-Modelle, 27% unterrichteten „primarily online“ und 6% vollständig online. Mehr als ein Viertel der Hochschulen warten noch gespannt auf weitere Entwicklungen und geben als Antwort „TBD“, also „to be determined“.
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Ein Beitrag in der New York Times befasste sich Anfang des Monats mit dem Sportprogramm von „Cal“, also der eigentlich nicht (nur) wegen sportlicher Leistungen bekannten University of California, Berkeley, und nannte die folgenden Zahlen: „Cal is a member of the Pac-12 Conference, which dominates the college sports scene on the West Coast. Its athletic department is bigger than most: 30 sports, 300 employees, 850 athletes and a $100 million annual budget.”
Wegen Covid-19 seien nun alle Wettbewerbe zum Erliegen gekommen, was sich entsprechend auch auf die Einnahmemöglichkeiten der Sportprogramme auswirke. Nicht nur der Verkauf von Eintrittskarten, Devotionalien und TV-Rechten leide, sondern auch der Kontakt zu Alumni und entsprechend das Fundraising. Dazu zitiert der Beitrag den Leiter des Sportprogramms, Jim Knowlton, mit den Worten: „When you get a crowd of big donors, they ask the hard questions. Last night, a guy said, ‘Jim, I’ll give, but only if you give me good news’.”
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Das Editorial Board der New York Times äußerte sich hingegen Ende August mit einer Güterabwägung deutlich zugunsten eines möglichst umfangreichen Schutzes der Hochschulsportler vor einer Ansteckung mit Covid-19 und schrieb: „The health and future of college players deserve far more consideration than they’ve gotten thus far from their coaches, their fans and the presidents of their universities.“ Der Konflikt zwischen ökonomischen Interessen der Hochschulen an der schnellstmöglichen Wiederaufnahme der Wettbewerbe und den Gesundheitsinteressen der Hochschulsportler müsse zugunsten Letzterer entschieden werden, zumal die Sportler keine materiellen Interessen verfolgen dürften. Es heißt: „Never has the inaccuracy of the term ‘student-athlete’ been put in starker relief than in the misguided and dangerous attempt by the Big 12, Atlantic Coast Conference and Southeastern Conference to press forward with a nearly full season of football games beginning next month – as nonathlete classmates are sent home for their safety. For many college competitors, but for football in particular, the demands of practice and travel can exceed those of a full-time job. The players do it all, however, for no pay – while schools, coaches, television networks and the conferences profit.”
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Almanach-Ausgabe des Chronicle of Higher Education: Abschlüsse
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Unter den Highlights der 2020-21 Almanach-Ausgabe des Chronicle of Higher Education findet sich die Rubrik „Outcomes“, also eine statistische Übersicht über die „Produktionszahlen“ der Hochschullandschaft in Associate, Bachelor’s, Master’s und Doctoral Degrees im akademischen Jahr 2017/18, die auch nach Geschlechtern aufgeschlüsselt ist. Danach hat es insgesamt knapp 4 Mio. Abschlüsse gegeben, darunter 1 Mio. Associate Degrees, die zu mehr als 60% an Frauen gingen, knapp 2 Mio. Bachelor’s Degrees mit einem Frauenanteil von 57%, gut 800.000 Master’s Degrees mit einem Frauenanteil von gut 60% und 183.000 Doctoral bzw. Professional Degrees mit einem Frauenanteil von 54%.
Bibliothekswesen und das Feld der „Family and Consumer Sciences/Human Sciences” ragen wenig überraschend mit sehr hohem Frauenanteil heraus – auf Bachelor-Ebene mit 91,4% im Bibliothekswesen und mit knapp 96% auf der Associates-Ebene in den Familien- und Konsumentenwissenschaften; Männerdomänen bleiben weiterhin Ingenieurwissenschaften und Informatik mit Frauenanteilen von 17% und 20% unter den Associate Degrees und 22% bzw. 20% unter den Bachelor’s Degrees.
Sie finden die Zahlen hier.
Ein großes Problem stellen für die US-amerikanische Hochschullandschaft die im statistischen Mittel hartnäckig hohen Abbruchquoten dar, weshalb ein regelmäßiger Blick des Chronicle Almanachs den „Graduation Rates“ gilt (in den USA drückt man Sachverhalten lieber von der positiven Seite aus betrachtet aus und spricht von „Graduation Rates“ statt von „Dropout Rate“). In den Graduation Rates – das Kriterium ist der Abschluss innerhalb von 150% der Regelstudienzeit – spiegelt sich die starke Zerklüftung der Landschaft wider, die der Chronicle mit den Worten zusammenfasst: „Of the 12 private nonprofit colleges that had graduation rates of 95 percent or above in 2018, seven were in the Ivy League. Over all, private nonprofit colleges graduated more than two-thirds of first-time, full-time students who started in 2012 within six years, while public colleges graduated over 60 percent. For-profit colleges lagged far behind, graduating 25 percent of their first-time, full-time students within six years.”
Unter den mehr als 700 erfassten öffentlich finanzierten Hochschulen, deren statistischer Mittelwert bei einer Graduation Rate von 61% liegt, ragt die University of Virginia mit 94,3% heraus, eine Zahl, die fast an die Graduation Rate der bestplatzierten unter den 1.242 privatfinanzierten Hochschulen heranreicht, die im statistischen Mittel auf eine Graduation Rate von 67% kommen, aber in der Spitze zu Ergebnissen von 97,7% (Harvard), 97% (University of Notre Dame), 96,6% (Yale) und 96,4% (Princeton).
Sie finden diese Zahlen hier.
Neben den landesüblichen „6-year graduation rates“ weisen die Zahlen des Almanachs für die vierjährigen Colleges des Landes auch eine „4-year graduation rate“ (Abschluss im Rahmen der Regelstudienzeit) aus, die bei den 104 untersuchten öffentlich finanzierten Colleges zuletzt im Schnitt bei 48,3% gelegen hat und in der Spitze (College of William & Mary) 85,2% erreicht. Spitzenreiter unter den 630 erfassten privatfinanzierten Colleges, die als „highly residential“ gelten, ist die Washington and Lee University mit 91,9%, gefolgt von Notre Dame mit 91,5% bei einem Durchschnitt von 60,2%. Eine weitere Erkenntnis: Wenn die Studierenden nicht auf dem Campus leben, sinkt entsprechend auch die Erfolgsquote. Die 93 erfassten privatfinanzierten Colleges, die als „primarily nonresidential“ gelten, haben im Mittel eine 4-year graduation rate von nur noch 33%.
Sie finden diese Zahlen hier.
Die Übersicht über die im Betrachtungszeitraum vergebenen Research Doctorates (PhDs) birgt eine Überraschung, nämlich die gewinnorientierte Walden University auf Rang sieben mit 746 vergebenen PhDs. Weniger überraschend sind die Platzierungen der „Dickschiffe“ wie die University of Michigan, Ann Arbor mit 853, die University of California, Berkeley mit 852 und die University of Wisconsin, Madison mit 770 Forschungsabschlüssen in der Spitzengruppe, die insgesamt von den Flaggschiffen der großen, öffentlich finanzierten Universitätssysteme beherrscht wird; die etwas kleineren Stanford und Harvard folgen dann auf den Plätzen 11 und 12 mit 726 bzw. 717 PhDs.
Sie finden diese Zahlen hier.
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Merger & Acquisition: Konsolidierungsweg in der Hochschullandschaft
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In einem von Inside Higher Education organisierten Webinar zu möglichen Auswegen aus existenzbedrohenden Krisen für Hochschulen diskutierte Barbara Brittingham als ehemalige Präsidentin der New England Commission of Higher Education (NECHE) mit Louis Soares, Chief Learning & Innovation Officer beim American Council on Education (ACE), David J. Chard, Dean ad interim am Wheelock College der Boston University (BU), und mit zwei Vertretern der Hochschulberatungsfirma Huron über das sich in vielen Fällen nur kurzzeitig öffnende Handlungsfenster von „Merger & Acquisition“, bevor dann eine Schließung der Hochschule signalisiert, nicht rechtzeitig gehandelt zu haben.
Nach Ansicht von Brittingham seien es vor allem die Hochschulräte, die negative Entwicklungen zu lange übersehen würden. Sie sagte: „Boards want good news and a good meal“. Wenn es dann doch zu Überlegungen in Richtung eines Zusammenschlusses (Merger) oder auch des Fortlebens in einer größeren Einrichtung käme, würden oft noch wenig zielführende Prioritäten verfolgt, etwa die Erhaltung des eigenen Standorts. Das eigentlich wichtige Ziel, nämlich die Erhaltung dessen, für das die Hochschule stehe und für das ein Stiftungsvermögen aufgebaut worden sei, gerate darüber leicht aus dem Blick. In jede Expertenrunde, die erfolgreich Fragen von Merger & Acquisition steuerten, gehörten ihrer Ansicht nach ein Strategic Accountant, jemand mit Kenntnis der Landschaft, Juristen, und Menschen, die mit administrative frameworks vertraut seien.
Gut funktioniert habe das im Fall des Wheelock College of Education & Human Development, das nach einem Jahr Verhandlungen 2018 mit der School of Education der BU fusionierte und darin ihre Identität weitgehend habe bewahren können.
Ähnlich gut lief es bei der Eingliederung des Boston Conservatory in das Berkeley College of Music, aber die Positivbeispiele könnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass erfolgreiche Fälle von Merger & Acquisition (M&A) eher die Ausnahme seien und Hochschulschließungen die Regel. Chard brachte es mit den Worten auf den Punkt: „Look at the enterprise value of your institution and don’t wait too long if you consider M&A.”
Sie finden die Folien der Veranstaltung hier.
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Das US-Außenministerium meldet eine Neufassung der Regelung von Besuchen chinesischer Diplomaten an US-amerikanischen Hochschulen. Es heißt: „The Department of State will now require senior PRC [People’s Republic of China] diplomats in the United States to receive approval to visit U.S. university campuses.”
Sie finden die Meldung hier.
In der Rubrik „Global“ des Chronicle of Higher Education schreibt Karin Fischer, dass das US-amerikanische Beispiel einer veränderten Politik gegenüber China auch anderswo Nachahmer fände. Es heißt: „American colleges are not alone in being pulled into geopolitical tensions with China. Universities and researchers in India and Australia are also finding themselves caught up in fraying relations with the nation.”
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Die New York Times meldet eine Gerichtsentscheidung in Kalifornien, nach der das University of California System bei ihren Zulassungsentscheidungen wegen Covid-19 vorläufig keine Ergebnisse aus den beiden standardisierten Eignungstests SAT und ACT mehr berücksichtigen dürfe. Der Beitrag zitiert aus der Urteilsbegründung die folgenden Worte: „The barriers faced by students with disabilities have been greatly exacerbated by the Covid-19 pandemic, which has disrupted test-taking locations, closed schools and limited access to school counselors.”
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Inside Higher Education meldet die Übernahme der Walden University (siehe oben unter Forschungshochschulen) durch Adtalem Global Education (vormals DeVry Education Group) von der Firma Laureate Education und schreibt: „The for-profit Walden has one of the largest online enrollments in the U.S., following just the University of Phoenix and Grand Canyon University in total enrollments among for-profit institutions, according to federal data. Most of Walden’s students are enrolled in graduate programs – just 7,000 are undergrads. About a third of its students are in nursing programs, with its next biggest enrollments in education, management and social work.”
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