09.03.2021
Nordamerika Nachrichten
Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
Die Themen dieser Woche:

  • COVID-19 und Hochschulen

  • Quo vadis Community College?

  • Immigrationsreform und „Open Doors“

  • Kurznachrichten
Liebe Leserinnen und Leser,
 
wir befassen in dieser Ausgabe weiterhin mit Covid-19 und Hochschulen und mit einem Beitrag der Washington Post zur Zukunft der Community Colleges in den USA. Wir werfen zudem einen Blick auf mögliche Auswirkungen der nun auf den Weg gebrachten Immigrationsreformen in den USA auf die internationale Attraktivität des dortigen Studienstandorts und wie immer auf verschiedene Kurznachrichten.
 
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre, Gesundheit, Geduld und Zuversicht.
 
Stefan Altevogt
Covid-19 und Hochschulen
Der Chronicle of Higher Education meldet, dass sich Hochschulen in Texas einstweilen weiterhin an die eingeübten Verhaltensmaßregeln zur Vermeidung von Covid-Infektionen halten würden, obwohl der texanische Gouverneur zum 10. März das Ende der Pflicht zum Tragen von Schutzmasken verfügt habe.
 
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Demgegenüber wolle die christliche Bob Jones University in South Carolina künftig auf die Verbindlichkeit zum Tragen von Schutzmasken verzichten, nachdem die Inzidenzrate unter Studierenden im vergangenen Monat um 90% gefallen sei.
 
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Mit der University of Alabama, Ohio University und Temple University werde derzeit die Liste der Hochschulen rasch länger, die für das kommende Herbstsemester eine weitgehende Rückkehr zur Normalität anstreben. Es heißt: „Many other institutions have made similar announcements in recent weeks, reflecting optimism that, by the end of summer, enough Americans will be vaccinated against Covid-19 for colleges to ease pandemic-era restrictions.”
 
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Das Edmonton Journal befasst sich mit dem Defizit im Haushalt der kanadischen Provinz Alberta in Höhe von Can$ 20,2 Mrd wegen Covid-19 und der infolge der Pandemie eingebrochenen Ölpreise und den zu erwartenden Auswirkungen. Die Hochschulen der Provinz müssten sich danach auf folgende Einsparungen einstellen: „Funding to post-secondary institutions will be cut from 2019 levels ($5.47 billion) to $5.04 billion in 2021-22, and rising slightly to $5.08 billion in 2022-23 and $5.11 billion in 2023-24.“
 
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Inside Higher Education befasst sich mit Ergebnissen einer Umfrage des Buchhändlers Barnes & Noble, denen zufolge die Wertschätzung von Hochschule und den Erfahrung dort durch die wegen Covid-19 veränderten Unterrichtsformate bei Studierenden deutlich gelitten habe und entsprechend auch die Preise nach unten hin angepasst werden müssten. Es heißt: „Ninety-four percent of college students surveyed believe online classes should cost less than in-person instruction (...). Nearly half of the students surveyed also said that the value of college has declined as a result of the pandemic.”
 
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Sie finden die Umfrageergebnisse hier.  

Die New York Times berichtet über die Sorgen eines Hochschulpräsidenten um das Wohlergehen der Studierenden in den Wohnheimen der Hochschule unter Covid-Bedingungen und von seinem Entschluss, aus Solidarität in eines der Wohnheime einzuziehen. Es heißt: „[He] had decided that the best way to support students forced to quarantine during the coronavirus pandemic was to move into their dormitory.”
 
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Quo vadis Community College?
Die beiden Eckpunkte eines Beitrags der Washington Post zur gegenwärtigen Krise US-amerikanischer Community Colleges sind zum einen der Verlust von zuletzt rund 10% ihrer Studierenden seit 2019 und zum anderen die Tatsache, dass dieser Sektor der Hochschullandschaft mit der First Lady und Professorin an einem Community College, Jill Biden, im Weißen Haus nun eine sehr starke Lobby habe.
Zentraler Punkt in der Krisenbewältigung würde aller Wahrscheinlichkeit nach die Umsetzung des Wahlversprechens von Joe Biden sein, Kindern aus Haushalten mit unter $125.000 Jahreseinkommen einen ersten berufsqualifizierenden Hochschulabschluss ohne Studiengebühren zu ermöglichen, was in der praktischen Durchführung aller Voraussicht nach eine elternabhängige Befreiung des Besuchs von Community Colleges von Studiengebühren bedeuten würde. Jill Biden wird dazu aus einer Rede vor einer Konferenz der Association of Community College Trustees und der American Association of Community Colleges mit den Worten zitiert: „We have to get this done. And we have to do it now. That’s why we’re going to make sure that everyone has access to free community college and training programs. (...) They are our most powerful engine of prosperity.”
Der Beitrag wirft einen Blick auf die Bedeutung der Community Colleges als einer „American invention dating to the early 20th century“, deren landesweit mehr als 950 Einrichtungen im Herbst 2018 noch 6,7 Mio. Studierende und damit gut 40% aller Undergraduates in den USA eingeschrieben gehabt hätten.
Im Hinblick auf gesellschaftlicher Teilhabe könnten die USA nur schlecht auf Community Colleges als einer wichtigen Stufe zum sozialen Aufstieg verzichten. Dazu heißt es: „Growing community colleges matters not only for the economy, experts say, but also for the causes of racial and social justice. Huge numbers of students of color rely on them to climb the social ladder: About 13 percent of students at public two-year colleges in 2019 were Black, and 26 percent were Hispanic. Community colleges embody many American ideals.“
 
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Die jüngsten Zahlen des National Student Clearinghouse Research Center (NSCRC) aus dem Dezember vergangenen Jahres bestätigen die gegenwärtig prekäre Situation der Community Colleges in einem Hochschulsystem, das sich vor allem wegen der starken Rückgänge an Community Colleges zuletzt einem Schwund von 2,5% der Studierenden ausgesetzt gesehen hat. Das vergangene Jahr hat eine ohnehin schon beobachtbare Tendenz zu weniger Studierenden noch einmal beschleunigt. Mit Blick auf die jüngsten Zahlen von Neueinschreibungen an öffentlich finanzierten Hochschulen ist die Dramatik der Entwicklung noch deutlicher. Es heißt: „A 13.1 percent drop in freshman enrollment (or over 327,500 students) [in public college enrollment (two-year and four-year combined)] from last fall is unprecedented. Sharp declines at public two-year institutions (over 207,200 students, 21% decrease) contributed the most to the decline, falling at a rate almost 20 times higher than the prior year’s decline (pre-pandemic).”
 
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Immigrationsreform und „Open Doors“
Auf der gegenwärtigen Agenda der neuen US-Regierung steht auch die Reform einer Reihe von Immigrationsbestimmungen, die in einem am 18. Februar als „House Resolution (HR) 1177“ auf den Weg gebrachten U.S. Citizenship Act of 2021 auch Auswirkungen auf die „Open Doors“ haben werden, durch die internationale Studierende mehr oder weniger stark in die USA gezogen werden.
In ihrem Global Education Newsletter latitude(s) macht Karin Fischer im Chronicle of Higher Education auf die wesentlichen Folgen der Reform – so sie denn den Weg durch den Senat unbeschadet übersteht – für die internationale Attraktivität des Studienstandorts USA aufmerksam. Sie hebt hervor, dass in den neuen Bestimmungen nicht mehr auf den geäußerten Vorsatz bestanden werden würde, das Land nach Studienabschluss wieder zu verlassen, sondern ein „dual intent“ toleriert werden würde, also die bekundete Absicht, nach dem Studium im Land bleiben zu wollen. Bislang seien Studierendenvisa (F-1) als „nonimmigrant visa“ ausgewiesen, was den Verbleib im Land nach Studienabschluss verkompliziere, nämlich in der Regel erst über das Optional Practical Training (OPT) und danach über ein Expertenvisum (H1-B) zum Immigrationsvisum (Green Card) führe. Mit der geplanten Reform könnten Studierende dann zum einen klar ihre jeweiligen Absichten kommunizieren, zum anderen würden die Wege zu einer Green Card vor allem für international begehrte Post-Graduates in den STEM-Fächern besser planbar und auch kostengünstiger. Es heißt zur Größe der Gruppe der davon betroffenen Absolventen: „Recent research found that the recipients of nearly eight in 10 STEM doctorates from India and two-thirds from China are on H1-Bs as they wait for green cards.” Der Beitrag zitiert einen Fachmann mit der Beschreibung der diesbezüglich geplanten Reformen als einer „university green card“.
 
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Kurznachrichten
Der Chronicle of Higher Education meldet die Absicht des US-amerikanischen Bildungsministeriums, dem Accrediting Council for Independent Colleges and Schools (ACICS) die Zulassung und damit einer wichtigen Akkreditierungsagentur für die For-Profits des Landes die Arbeitsgrundlage zu entziehen. Sollte dies umgesetzt werden, müssten sich fast 60 ACICS-akkreditierte Hochschulen eine neue Grundlage für ihren Betrieb verschaffen.
 
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Die Washington Post meldet die überparteiliche Senatsbestätigung von Miguel Cardona als Bildungsminister der Administration Biden/Harris mit 64 zu 33 Stimmen und schreibt: „The (...) nomination moved through the chamber without any significant controversy – in contrast with the confirmation of his immediate predecessor, Betsy DeVos, who needed the tiebreaking vote of Vice President Mike Pence to win confirmation.”
 
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Die jüngste Ausgabe des QS World University Rankings listet mit MIT, Stanford, Harvard und CalTech vier US-amerikanische Hochschulen auf den ersten Plätzen und mit der University of Toronto (Rang 25), McGill University (31) und der University of British Columbia (45) drei kanadische Universitäten unter den ersten 50. Auf diesem Rang und nach 17 US-amerikanischen Einrichtungen erscheint mit der TUM die erste Hochschule in Deutschland.
 
Sie finden das Ranking hier.  

Ein Beitrag auf University Affairs befasst sich mit dem Beitrag, den kanadische Hochschulen zur Erreichung der von den Vereinten Nationen formulierten 17 Sustainable Development Goals (SDGs) leisten könnten bzw., wie sie sich von den SDGs leiten lassen könnten. Der Beitrag verweist auf das an den SDGs ausgerichtete und 2019 erstmals erschienene Impact Ranking von Times Higher Education und schreibt: „The Impact Rankings assess universities’ overall performance relative to the SDGs. Canadian universities have done well since the beginning, with three in the top 10 that first year: McMaster University (second), the University of British Columbia (tied for third) and Université de Montréal (seventh).”
 
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Eine Meldung in der Washington Post über den Rücktritt von Mark Brown als Leiter des Federal Aid Office im US-Bildungsministerium macht auch das Volumen deutlich, mit dem die Bundesregierung auch mittelbar in die Finanzierung der Hochschulen des Landes eingebunden ist. Es heißt: „Education Secretary Miguel Cardona on Friday announced the resignation of [Mark A. Brown as] the head of the federal aid office that oversees the government’s $1.5 trillion student loan portfolio amid growing calls from liberal lawmakers and advocates to oust the Trump administration holdover.”
 
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