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DAAD Nordamerika Nachrichten
1. Mai 2017

 Die Themen dieser Woche:
  Bewegung in der Hochschullandschaft: Öffentlich kauft For-Profit
  SUNY schafft Studiengebühren für Geringverdienende ab
  Regierung Trump: Die ersten 100 Tage
  Kurznachrichten
 
  Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Ausgabe befassen wir uns mit dem Kauf von Teilen der gewinnorientierten Kaplan Uni-versity durch die öffentlich finanzierte Purdue University und mit möglichen Folgen der Abschaf-fung von Studiengebühren für Haushalte mit einem Jahreseinkommen von unter $100K an den öf-fentlichen Hochschulen im Bundesstaat New York auf den privatfinanzierten Teil der Hochschul-landschaft. Aus Anlass des 100-tägigen Dienstjubiläums von Donald Trump als US-Präsident wer-fen wir dann einen Blick auf die Herausforderungen der USA als einer wissensbasierten Erwerbs-gesellschaft und schauen schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche.

Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre.

Stefan Altevogt

Bewegung in der Hochschullandschaft: Öffentlich kauft For-Profit

  Der Chronicle of Higher Education meldete am Donnerstag die Entscheidung des Hochschulrats der öffentlich finanzierten Purdue University im Bundesstaat Indiana, Teile der gewinnorientierten Kaplan University zu erwerben und verwies auf eine entsprechende und nach Einschätzung des Chronicle überraschende Mitteilung der Kaplan-Mutter Graham Holdings Company. In ihr heißt es (etwas umständlich und in der Rubrik „Verschiedenes”): „Subject to approval from the Board of Trustees of Purdue University (‘Purdue’) at a Board of Trustees meeting to be held today, Kaplan Higher Education LLC and Iowa College Acquisition, LLC (collectively, ‘Kaplan’), subsidiaries of Graham Holdings Company, intend to enter into a Contribution and Transfer Agreement (‘Transfer Agreement’) to contribute the institutional assets and operations of Kaplan University (‘KU’) to a new, nonprofit, public-benefit corporation (‘New University’) affiliated with Purdue in exchange for a Transition and Operations Support Agreement (‘TOSA’) to provide key non-academic operations support to New University for an initial term of 30 years with a buy-out option after six years.”

Sie finden die Meldung hier.

Sie finden die Mitteilung hier.

Goldie Blumenstyk analysiert in einem Beitrag für den Chronicle of Higher Education die Hinter-gründe des unerwarteten Schritts und schreibt: „Purdue University has leapfrogged into the thick of the competitive online-education market. Purdue plans to oversee the institution as a new piece of its public-university system – a free-standing arm that will cater to working adults and other non-traditional students.” Purdue sei im starken Wachstumsbereich von Fernstudien bislang mit nur einer handvoll von Online-Graduate-Programmen eher Zuschauer denn Akteur gewesen. Dies solle sich mit dem Erwerb von Kaplan ändern und mit dem Online-Angebot wolle man nach den Vorstel-lungen des ehemaligen Gouverneurs von Indiana und jetzigem Präsidenten von Purdue, Mitch Da-niels, die Hochschule um eine Dimension erweitern. Bislang habe die Hochschule mit ihrem for-schungsorientierten Flaggschiffcampus in West Lafayette und mehreren, eher die Lehre in den Mit-telpunkt stellenden regionalen Campi zwei traditionell Aspekte von Hochschule abgedeckt, sei aber bislang nicht in dem stark wachsenden Gebiet von Bildungsangeboten für Veteranen und Studie-renden aus einkommensschwachen Schichten und aus Minderheiten tätig gewesen. Dazu heißt es: „He [Mitch Daniels] said the university has a responsibility to serve such students. Millions of Americans have some or no college credits, and Purdue can’t fulfill its land-grant mission ‘while ignoring a need so plainly in sight,’ he noted while unveiling the deal at a Board of Trustees meet-ing on Thursday.”
Hinzu komme, dass diese dritte Dimension für Purdue profitabel zu sein verspreche, denn nach Einschätzung von Fachleuten sei der Markt groß genug für neue Angebote, zumal solche mit der Reputation einer bewährten Forschungshochschule. Daher werde die neue, bislang vorläufig noch „New University” genannte Einrichtung sicherlich auch Purdue irgendwie im Namen führen. Mit der Übernahme von mehr als 30K Kaplan-Studierenden, 15 Standorten und 3K Kaplan-Mitarbeitern zu Betreuung der Studierenden würde auf der anderen Seite vermutlich aber auch eine Belastung der Reputation von Purdue einhergehen, doch sei Kaplan nach Meinung von Daniels das noch bei weitem beste Angebot in der Landschaft und: „It didn’t damage Purdue’s brand 50 years ago when we opened regional campuses.” Paul LeBlanc, der Präsident der Southern New Hampshire University, sehe in der Entwicklung schließlich ein Zeichen der Zeit und wird mit den Worten zitiert: „Not-for-profit higher ed coming to re-own the space that they ceded [to for-profit colleges].”

Sie finden den Beitrag hier.

Inside Higher Education schreibt zur Übernahme: „Purdue University’s acquisition of Kaplan Uni-versity is an unexpected tectonic shift in American higher education, revealing both the changing roles of public universities and the dwindling fortunes of for-profit colleges.”

Sie finden diesen Beitrag hier.

SUNY schafft Studiengebühren für Geringverdienende ab

  Wie bereits mehrfach berichtet, hat die State University of New York (SUNY), mit 29 vierjährigen Colleges und Universitäten, 30 Community Colleges und fast 450K Studierenden das größten Hochschulsystem der USA, im Rahmen eines „Excelsior Scholarship” genannten Programms des Bundesstaats die Studiengebühren für „Landeskinder” aus Familien mit Jahreseinkommen von unter 100K zum Herbstsemester abgeschafft und somit die betroffenen Studierenden um fast $6,5K pro Jahr entlastet. Ein Beitrag in der New York Times befasst sich in dieser Woche mit möglichen Auswirkungen des Programms auf die Marktsituation vergleichbarer Studienangebote an privaten Hochschulen und schreibt: „Though it is still too early to know how the program will shape college attendance in the state (...) the promise of free tuition seemed a powerful lure for students and parents considering New York’s public campuses.”

Sie finden den Beitrag hier.

Die New York Times wirft zudem einen Blick auf die Herausforderungen, mit denen sich die Inge-nieurin Kristina Johnson als neue Kanzlerin der SUNY auseinandersetzen werden müsse und schreibt: „She will arrive at a time when state funding as a percentage of operating costs is down from a decade ago. At the same time, colleges are under pressure to increase access and gradua-tion rates for low-income students.”

Sie finden diesen Beitrag hier.

Inside Higher Education befasst sich in dieser Woche mit einer im vergangenen Jahr von der National Association of College and University Business Officers (NACUBO) vorgelegten Untersuchung zu den enger gewordenen Handlungsspielräumen privater Hochschulen, sich mit Rabatten auf die veröffentlichten „sticker prices” im Wettbewerb mit anderen privaten und mit öffentlich finanzierten Einrichtungen behaupten zu können. Die in den vergangenen Jahren zunehmend beobachtbaren „Rabattschlachten” zur Erhöhung der Studierendenzahlen stießen mittlerweile an eine Grenze, an der wegen der eingeräumten Preisnachlässe die Einnahmen aus Studiengebühren netto geringer ausfallen würden. Es heißt: „60 percent of colleges and universities in the study averaged unrestricted tuition discount rates of more than 28.7 percent (...). In other words, six out of 10 insti-tutions had tuition discount rates that put them at risk for losing net revenue per full-time equivalent for every new student they enroll.”

Sie finden diesen Beitrag hier.

Sie finden die Untersuchung hier.

Regierung Trump: Die ersten 100 Tage

  In der Association of American Universities (AAU) sind die 60 forschungsstärksten US-amerikanischen Hochschulen und die beiden kanadischen Hochschulen University of Toronto und McGill University organisiert. Forscher an den US-amerikanischen AAU-Mitgliedern werben pro Jahr mit derzeit fast $23 Mrd. rund 60% der Drittmittel des Bundes für alle Hochschulen des Landes ein. Auf der jüngsten Frühjahrstagung der Spitzen der AAU-Mitglieder ist nun rechtzeitig zur 100-Tage-Bilanz der Regierung Trump eine Stellungnahme zu den Haushaltsplänen der Regierung Trump verabschiedet worden. In ihr heißt es: „The federal government forged a unique partnership with American universities to perform innovative research to advance our economy, improve public health, strengthen national security, and at the same time train our nation’s next generation of scientists and engineers. (...) There are now proposals in Washington to slash the federal research budgets that have propelled America to be the global leader in innovation. (...) If these cuts are enacted, the partnership that has been reinforced through both Republican and Democratic administrations over the past 70 years could literally collapse. Our nation’s research agencies cannot survive deep budget cuts and sustain the promise of America's leadership in scientific, technological, and economic advancement.”

Sie finden die Stellungnahme hier.

Die von Wirtschafts-, Wissenschafts- und Hochschulverbänden getragene Initiative „Innovation: An American Imperative“ ist zwar älter als die Regierung Trump – die Initiative ist ein Ergebnis der 2014 durch die American Academy of Arts & Sciences vorgelegten Schrift „Restoring the Founda-tion: The Vital Role of Research in Preserving the American Dream” – doch kann der jüngst vorgelegte Sachstandsbericht durchaus als ein Versuch gesehen werden, Investitionen in Bildung und Forschung auf der Agenda Trumps höher einzuordnen, als es bislang erkennbar scheint. In einer Pressemitteilung der Association of Public and Land-grant Universities (APLU) zum Bericht heißt es: „Following up on their call for Congress and the president to enact critical measures to ensure the United States maintains its role as global innovation leader, the organizers of a coali-tion of more than 500 businesses, scientific organizations, and universities in all 50 states today issued a progress report that charges Congress and the White House must do more to maintain and expand America’s innovation advantage.”

Sie finden die Pressemitteilung hier.

Sie finden den Bericht hier.

Kurznachrichten

  Statistics Canada hat jüngste Zahlen zu Gehältern und zum Frauenanteil in den Fakultäten kanadischer Hochschulen veröffentlicht und schreibt: „Women account for an increasing proportion of full-time academic teaching staff in Canadian universities. (...) 40.2% of full-time academic teaching staff were women in 2016/2017, up from 37.6% in 2010/2011.” Insgesamt sei die Zahl der Stellen in den Fakultäten seit 2010/11 um 2,9% gestiegen, während die Studierendenzahlen im gleichen Zeitraum um 7,5% gestiegen seien. Zur Gehaltsentwicklung heißt es: „Among the 75 institutions that have reported to date, the median salary in constant dollars of full-time academic teaching staff rose from $92,093 in 2010/2011 to $98,400 in 2016/2017, an increase of 6.8%.” Der Einkommensmedian für Full Professors läge derzeit bei knapp Can$ 125K, der für Associate Professors bei gut Can$ 97K und für Assistant Professors bei Can$ 77K.

Sie finden die Zahlen hier.

Inside Higher Education befasst sich mit Fortschritten bei der Entwicklung von Computerpro-grammen, die dem geneigten Nutzer bei der Vertuschung von Plagiaten hilfreich und kostenlos zur Seite stehen können. Es heißt: „A recent study found that free online tools are helping students do so with entire paragraphs, and that the tools can fool plagiarism-detection software.” Wenn, so die Untersuchung, bewährte Mittel zur Aufdeckung von Plagiaten wie etwa Turnitin nicht mehr ver-lässlich helfen würden, müsse offensiv mit dem Problem umgegangen werden. Es heißt in der Diskussion der Untersuchungsergebnisse: „Communicating proactively about the issue provides students with a greater awareness of the problems that can result from using online paraphrasing sites as well as ensuring that students understand that they should not expect to graduate unless they can demonstrate they understand the course material. Their current and future employers have the right to expect that for example, a student graduating with a degree in marketing will be able to articulate their understanding of marketing concepts.”

Sie finden den Beitrag hier.

Sie finden die Untersuchung hier.

Inside Higher Education zitiert einen Beitrag aus Times Higher Education zur vor allem in für in-ternationale Studierende teuren Ländern wie den USA oder Großbritannien gestellten Frage „Why Germany Educates International Students for Free” und schreibt: „One reason is that Germany has a much bigger demographic hole to fill than the U.S. or Britain. It is second only to Japan in terms of the proportion of its population over 60, according to the United Nations, and so needs young, skilled workers to keep its economy going. Germany still offers an 18-month poststudy work visa for graduates from outside the European Union; Britain scrapped a similar policy in 2012. Interna-tional students certainly seem to want to stick around: about half plan to remain in Germany after graduation, according to a survey conducted by the German Academic Exchange Service, with three in 10 planning to stay permanently.” Studiengebührenfreie Hochschulbildung auch für Ausländer sei ein hervorragendes Marketing-Tool und durch den Beitrag der internationalen Stud-ierenden zur detuschen Volkswirtschaft nach ihrem jeweiligen Studienabschluss rechne sich diese Investition auch für Deutschland.

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