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DAAD Nordamerika Nachrichten
11. April 2017

 Die Themen dieser Woche:
  „I Have a Dream”: New York und Finanzierung von Hochschulbildung
  Dual Enrollment als Strategie zur Verbesserung des Studienerfolgs
  Einige Hochschulen wollen Situation von Lehrbeauftragten verbessern
  Kurznachrichten
 
  Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Ausgabe befassen wir uns mit dem Nachruf auf den Gründer der „I Have a Dream Foundation” und mit „dual enrollment” als Strategie zur Verbesserung des Studienerfolgs. Wir werfen zudem einen Blick auf eine Entwicklung an der Pennsylvania State University, dort die Situation der Lehrbeauftragten zu verbessern, und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche.

Ich wünsche Ihnen wie immer eine für Sie interessante Lektüre und ein frohes Osterfest am kommmenden Wochenende.

Stefan Altevogt

„I Have a Dream”: New York und Finanzierung von Hochschulbildung

  Die New York Times erinnert in einem Nachruf auf den in dieser Woche im Alter von 98 Jahren verstorbenen Unternehmer und Gründer der „I Have a Dream Foundation”, Eugene Lang, an den Moment, der ihn zur Tat habe schreiten lassen. Als Alumnus der Public School 121 in der 103. Straße auf der Upper East Side in Manhattan war er 1981 eingeladen, 61 Sechstklässler mit einer Ansprache zum Beginn des neuen Schuljahres zu guten Leistungen, zum späteren Besuch einer Hochschule und idealerweise – wie es bei ihm der Fall gewesen sei – zu einer überaus erfolgreichen Karriere zu motivieren. Angesichts der Kinder vor ihm, nämlich fast ausnahmslos Hispanics und Afroamerikaner aus einkommensschwachen und bildungsfernen Familien mit sehr schlechten Prognosen, selbst bei Eignung ein College besuchen zu können, seien ihm Zweifel am Sinn der vorbereiteten Ansprache gekommen: „It dawned on me that the commencement banalities I planned were completely irrelevant. So I began by telling them that one of my most memorable experiences was Martin Luther King’s ‘I Have a Dream’ speech, and that everyone should have a dream. Then I decided to tell them I’d give a scholarship to every member of the class admitted to a four-year college.”
Dieses Versprechen habe er gehalten. Von den 61 Schülern habe gut die Hälfte mit seiner Unterstützung eine Hochschule besucht und vielen anderen der Klasse habe er einen ersten Job besorgt. Geld sei dabei nur ein Teil der Lösung gewesen: „He ‘adopted’ the class, treating them to trips and restaurant meals, counseling them through crisis after crisis, and intervening with school officials. (..) He hired a project coordinator, established a year-round program of academic support with a mentor and tutoring for each student, and sponsored cultural and recreational outings.” Bald habe sich allerdings auch gezeigt, dass eine Hilfestellung für unterpriviligierte Kinder im sechsten Schuljahr bereits zu spät sein könne. Daher habe die Stiftung ihre Arbeit auf Dritt- und Viertklässler ausgeweitet und seitdem tausenden von Kindern die Erfüllung eines Bildungstraums ermöglicht.
Der Nachruf endet mit einem nicht nur zu Ostern bemerkenswerten Zitat zu seiner Einstellung im Hinblick auf Wohltätigkeit: „Giving is not giving back. There is no quid pro quo. Giving is self-fulfillment.”

Sie finden diesen Nachruf hier.

Inside Higher Education meldet die Einigung der Regierung des US Bundesstaats New York mit den Parlamentsfraktionen in der Hauptstadt Albany, den Besuch von zweijährigen und vierjährigen Hochschulen der State University (SUNY) of New York und der City University of New York (CUNY) für Kinder aus Haushalten mit Jahreseinkommen von zunächst unter $100K und später $125K von Studiengebühren zu befreien. Es heißt zum Umfang des Programms: „The governor's office estimates that nearly 940,000 families in New York State will be eligible for free public college tuition when the plan is fully phased in.”
Die Leistungen kämen allerdings nicht ganz ohne Erwartungen zur Gegenleistung, denn in letzter Minute habe der Gesetzgeber eine Bestimmung mit eingebaut, nach der Empfänger nach Abschluss des Studiums wenigstens genauso lange im Bundesstaat wohnen bleiben und arbeiten sollen, wie sie das Stipendium zur Studiengebührenbefreiung erhalten hätten. Es heißt: „If they do not, the scholarships would convert to student loans. The requirement may be deferred if recipients leave the state to complete their undergraduate education, to enroll in graduate school or because of ‘extreme hardship’.”

Sie finden die Meldung hier.

Dual Enrollment als Strategie zur Verbesserung des Studienerfolgs

  Der Chronicle of Higher Education befasst sich in dieser Woche mit der Kooperation von Hochschulen – Community Colleges und vierjährige Einrichtungen – mit umliegenden Oberschulen und schreibt: „Across the nation, dual enrollment – also called concurrent or joint enrollment – is growing in popularity.”
Die Programme erlaubten Oberschülern den Besuch von Kursen an der Hochschule entweder ganz umsonst oder zu einem Bruchteil der „normalen” Kosten und sollen den nachfolgenden Studienerfolg durch Anrechnung von Credits befördern. Es heißt: „Some students apply general-education credits toward a degree from a participating four-year institution. Those interested in career and technical training can move directly into the work force after graduation or get a two-year degree much faster.” Für die beteiligten Hochschulen läge der Vorteil in einer Sicherung der „Pipeline” und in einem Einfluss auf die Vorbereitung der künftigen Studierenden.

Sie finden den Beitrag hier.

In einem weiteren Beitrag befasst sich der Chronicle of Higher Education mit den vorliegenden akademischen Untersuchungen zu Umfang und Erfolg von Dual Enrollment-Programmen und schreibt mit Bezug auf ein 2012 veröffentlichtes Paper: „Those who had taken dual-enrollment courses were 10 percent more likely to complete a bachelor’s degree than the comparison group. First-generation students were 12 percent more likely to complete a bachelor’s degree than the comparison group.” In Colorado seien einer dortigen Untersuchung zufolge Oberschulabsolventen in Dual Enrollment-Programmen um 23% geneigter, sich gleich nach Abschluss der High School an einem College einzuschreiben und in Texas fand man: „Students enrolled in one of four public universities in Texas with dual credit [Dual Enrollment-Programm] were 30 percent more likely to earn a bachelor’s degree within six years than those who had not earned college credit in high school.”

Sie finden diesen Beitrag hier.

Einige Hochschulen wollen Situation von Lehrbeauftragten verbessern

  Ein Beitrag berichtet im Chronicle of Higher Education von einem Wendepunkt in der Geschichte der Pennsylvania State University, nämlich dem Moment vor vier Jahren, an dem mehr Fakultätsmitglieder als Adjuncts, also Lehrbeauftragte auf befristeten Stellen, tätig waren als die Hochschule Fakultätsmitglieder auf entfristeten Stellen (tenure) oder auf Entfristung hin ausgerichteten Stellen (tenure track) hatte. Entweder, so seinerzeit ein Mitglied des Fakultätsausschusses im Hochschulsenat, müsse man den Adjuncts prinzipiell den tenure track öffnen, oder man müsse wenigstens die Arbeitsbedingungen der Adjuncts ihrer Rolle an der Hochschule entsprechend wertschätzend gestalten. Zum Ausgang dieser Entscheidung heißt es: „The Faculty Senate went with the latter. For two years it has been working on efforts to improve the work-lives of non-tenured faculty, who are called fixed-term faculty at Penn State.”
Statt bisher und für Adjuncts üblich Verträge über jeweils ein akademisches Jahr zu haben sollten nun Mehrjahresverträge für bessere berufliche Aussichten sorgen, in die Berufsbezeichnung der Adjuncts solle einheitlich das bis dahin sorgsam umschiffte Wort „Professor” eingebaut werden und mit einem neuen System von Titeln solle auch eine dritte Leistungsebene eingeführt werden, um zweimalig Beförderung zu ermöglichen. Hierzu heißt es: „Faculty members with large teaching loads and terminal degrees could be promoted from assistant teaching professor to associate teaching professor to teaching professor. Teaching faculty without terminal degrees could progress from lecturer to assistant teaching professor to associate professor. The titles are similar for research and clinical faculty members.”

Sie finden den Beitrag hier.

Kurznachrichten

  Die New York Times berichtet von einer Untersuchung des HOPE-Lab der University of Wisconsin in Madison zu Lebensumständen von Studierenden an Community Colleges und schreibt: „[It] surveyed students at 70 community colleges in 24 states. It found that 14 percent were homeless. Those findings build on a study released last year by California State University that estimated that 8 percent to 12 percent of its students were homeless. In 2015-16, 32,000 college applicants were identified as ‘unaccompanied homeless youth’ on federal student aid forms, a number widely considered to be a low count.”

Sie finden den Beitrag hier.

Sie finden die Untersuchung mit dem Titel „Hungry and Homeless in College” hier.

Die kanadische University Affairs sieht die Hochschulen des Landes in der Defensive gegenüber sogenannten „helicopter parents”, also Eltern, die ihre Kindern bei der Entwicklung zu selbstständig erfolgreichen Menschen gerade durch die Verhinderung von Eigenverantwortlichkeit helfen möchten. Der Beitrag verdeutlicht am Beispiel von Ryerson University den Trend kanadischer Hochschulen, im Rahmen ihrer Tätigkeiten für die Studierenden auch die Interessen der sich sorgenden Eltern noch besser ins Auge zu fassen. Der dort für die Kontakte zu den Eltern von Studierenden verantwortliche Mitarbeiter wird mit den Worten zitiert: „Years ago, I would have met those parents with a bit of an annoyed sigh. I would have tried to explain to them that depriving their kids of the growth and learning they get from being on their own is ill-advised. I would have pushed for the autonomy of the student. (..) I still believe strongly in that idea, but now, as a dad myself, I have much greater sympathy for parents and the dilemma they face.” Ryerson sei bei weitem nicht die einzige Hochschule, die den Sorgen von Eltern der Studierenden mehr Raum geben würden. Es heißt: „Queen’s University also hosts parent info nights and dedicates aportion of its website to parents’ questions and concerns. Simon Fraser University,University of Calgary, University of Toronto, Bishop’s University, McMaster Universityand the University of Prince Edward Island, to name just a few, have similar approaches.”

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Times Higher Education berichtet von den nur wenig überraschenden Ergebnissen einer Untersuchung zum Gebrauch von Laptops im Unterricht und zitiert einen der Autoren mit den Worten: „Students believe that laptops will improve their productivity but the opposite occurs, either due to the superiority of pen and paper, the unforeseen influence of distractions, or some other unseen factor.” Am stärksten – auch das würde man vermuten – wirke sich der negative Einfluss bei männlichen Studierenden mit schwachen Studienleistungen aus.

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Der Chronicle of Higher Education befasst sich mit einem möglichen Zielkonflikt zwischen akademischer Freiheit und der Anforderungen einiger Hochschulen im Bundesstaat Oregon an einzustellende Fakultätsmitglieder, sogenannte „Diversity Statements” zu unterschreiben. Es heißt: „The Oregon affiliate of the National Association of Scholars has issued a report accusing colleges in that state and elsewhere of creating ‘ideological litmus tests’ for faculty hiring and promotion by asking candidates for statements discussing their commitment to diversity, equity, and inclusion.”

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