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DAAD Nordamerika Nachrichten
12. März 2017

 Die Themen dieser Woche:
  Zahlen zum Studienerfolg der Kohorte 2010
  Umfrage unter Hochschulpräsidenten
  Trump
  Kurznachrichten
 
  Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Ausgabe befassen wir uns mit Zahlen zum Studienerfolg der Freshmen-Kohorte 2010 und mit der jüngsten Umfrage von Inside Higher Education unter Präsidenten US-amerikanischer Hochschulen. Wir werfen zudem einen Blick auf mögliche Folgen von jüngsten visumspolitischen Entscheidungen der Trump-Regierung für die Anziehungskraft US-amerikanischer Hochschulen auf internationale Studierende und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche.

Ich wünsche Ihnen wie immer eine für Sie interessante Lektüre.

Stefan Altevogt

Zahlen zum Studienerfolg der Kohorte 2010

  Das National Student Clearinghouse Research Center (NSCRC) hat Zahlen zum Erfolg der Kohorte von Studienanfängern des Jahres 2010 vorgestellt, also denjenigen, deren Regelstudienzeit bei einem auf vier Jahre angelegten Bachelor-Studiengang im vergangenen Herbst die als Erfolgsmarke festgelegten 150% erreicht hatte. Erfolgreich abgeschlossen hatten danach an öffentlich finanzierten Einrichtungen im landesweiten Durchschnitt 62,4% der Kohorte 2010 und damit 1,2% mehr als im Jahr zuvor. An den privaten Hochschulen lag die Quote bei 73,9%.
Interessant sind die Zahlen vor allem auch im Hinblick auf die zunehmend größer werdende Gruppe von Studierenden, die mit dem Ziel eines vierjährigen Bachelor-Abschlusses ihr Studium aus Kostengründen zunächst an einem Community College aufnehmen und später dann wechseln. Landesweit gelang 16% der sogenannten „two-year starters” aus der Kohorte 2010 ein Bachelor innerhalb von sechs Jahren. Die positiven Abweichungen von diesem Durchschnitt: „In four states (Iowa, Kansas, North Dakota, and Virginia), one in five students who started at a two-year public institution had a four-year degree within six years.”
Auch bei Studienanfängern des Jahrgangs 2010, die mit dem Ziel eines zweijährigen Abschlusses begonnen hatten, wird der Anteil derjenigen angegeben, die nach sechs Jahren ihr Ziel erreicht hatten, also nach dem Dreifachen der Regelstudienzeit für einen zweijährigen Abschluss. Bei diesem Teil der Kohorte zeigen sich vor allem Volatilität, Mobilität und hohe Abbrecherzahlen, die im landesweiten Durchschnitt für alle Studierenden bei fast 45% liegen, für Studierende außerhalb des traditionellen Collegealters (oberhalb von 24 Jahren) landesweit bei 54% und bei nur teilzeitig Studierenden landesweit bei 72%.
Ein Drittel der Absolventen von Community Colleges machten im Durchschnitt ihren Abschluss an einer anderen Hochschule als der der Ersteinschreibung, in einigen Bundesstaaten wie California, Idaho, Missouri, South Carolina und Texas lag dieser Anteil sogar oberhalb von 40%. Vor allem in den bevölkerungsreichen Bundesstaaten wie Kalifornien oder Texas, aus denen mit 181.000 bzw. 112.000 Studienanfängern eine beträchtliche Zahl an zweijährigen Einrichtungen ihr Studium aufgenommen hatten, würde es sich demnach besonders lohnen, die derzeit noch sehr hohen Abbrecherquoten (41% und 44% im Durchschnitt aller Studierenden und 76% und 78% für nur teilzeitig Studierende) zu senken. Den sogenannten „Adult Learner” wird in Zeiten abflachender Entwicklunskurven für traditionelle Studienanfänger (Menschen zwischen 18 und 24 Jahren) eine wachsende Bedeutung zukommen und hier gilt es, deren Erfolgschancen in einem Studium zu verbessern. Derzeit liegt im landesweiten Durchschnitt der Unterschied zwischen beiden Gruppen bei der Graduation Rate bei 21%, in fünf Bundesstaaten allerdings unter 10%. Es heißt: „Nationally, 44.8 percent of adult learners who started in a four-year institution completed a degree within six years. In five states (Arizona, Illinois, Michigan, New Jersey, and Virginia), more than 60 percent of adult learners received a degree within the same period.”

Sie finden die Zahlen hier.

Der Chronicle of Higher Education hat aus den Zahlen ein interaktives Schaubild gemacht, aus dem die Daten in ihren Einzelaspekten und mit einem vergleichenden Rückblick auf die vergangenen fünf Jahre abgelesen werden können.

Sie finden das Schaubild hier.

Umfrage unter Hochschulpräsidenten

  Einmal im Jahr führt Inside Higher Education gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Gallup eine Umfrage unter Hochschulpräsidenten durch. In diesem Jahr lag der Umfragezeitraum zwischen dem 5. Januar und dem 1. Februar und die Ergebnisse dürften demnach zum einen Erwartungen bzw. Befürchtungen nach dem überraschenden Ausgang der US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen und den bislang nur rudimentär skizzierten hochschul- bzw. bildungspolitischen Leitlinien der Regierung Trump widerspiegeln, zum anderen Wahlkampfthemen wie Immigration, Minderheiten und politische Kultur. Von den kontaktierten knapp 2.900 Präsidenten antworteten 24% (gut 700), nämlich von 385 öffentlichen, 292 privaten und 29 gewinnorientierten Hochschulen.
Zu den herausragenden Ergebnissen der Umfrage zählen die Herausgeber, dass 60% der Befragten zuversichtlich bis sehr zuversichtlich im Hinblick auf die finanzielle Stabilität ihrer jeweiligen Einrichtungen in den kommenden fünf Jahren seien und immerhin noch 52% dies auch für die kommenden zehn Jahre annehmen würden. Im Hinblick auf die erwarteten Studierendenzahlen und den Anteil von Studierenden aus einkommensschwachen Familien heißt es: „College presidents’ greatest concerns about enrollment are having enough institutional aid to enroll as many low-income students as their college would like to have, enrolling students who are likely to be retained and graduate on time, and enrolling their college’s target number of undergraduates. The latter is especially true among leaders of private baccalaureate colleges.”
Hochschulpräsidenten empfänden eine größer werdende Kluft zwischen der Welt der Hochschulen und der Welt außerhalb Akademias und nur noch 12% von ihnen seien davon überzeugt, dass man außerhalb Akademias noch eine zutreffende Vorstellung vom Zweck von Hochschulen habe. Die Kluft sei zuletzt auch durch die vergangene Präsidentschaftswahl sehr deutlich geworden. Es heißt: „A majority of presidents believe the election exposed a disconnect between academe and much of American society. Nearly 7 in 10 perceive that anti-intellectual sentiment is growing in the U.S.” Entsprechend hoch (etwa 33%) sei auch der Anteil derjenigen, die sich in den Diskussionen des Wahlkampfs im vergangenen mehr als gewöhnlich zu politischen Themen geäußert hätten und 16% empfänden sogar, dass sie sich hätten noch mehr einbringen sollen.
In den Bereich der Wahrnehmung falle schließlich auch die sehr weit verbreitete Ansicht unter Hochschulpräsidenten, dass „the public thinks that college is less affordable than it is because of attention to student debt levels, that colleges are wealthier than is the case because of attention to large endowments, and that colleges have misplaced priorities because of the campus amenities many colleges now offer students.”

Sie finden den 2017 Inside Higher Ed Survey of College and University Presidents hier.

Der begleitende Beitrag fasst den Eindruck der Umfrage mit den folgenden Worten zusammen: „Higher education is widely misunderstood by the public, struggling to enroll sufficient numbers of students from low-income backgrounds and likely to face significant disruption in the flow of international students because of the Trump administration’s policies, college presidents widely agree.”

Sie finden den Beitrag hier.

Trump

  Der neue Vorstoß der US-Regierung zu einem Einreiseverbot für Personen aus nun sechs (statt wie im ersten Versuch sieben) Staaten für zunächst 90 Tage hat wie erwartet rasch zu Klagen von bislang fünf Bundesstaaten (Hawaii, Washington, Oregon, New York und Massachussets) geführt. Die Washington Post berichtet von einer Stellungnahme der Association of American Universities (AAU, ein Verband von 60 führenden Forschungshochschulen in den USA und zwei in Kanada) und zitiert deren Vizepräsidentin für Regierungsbeziehungen, Lizbet Boroughs, mit den Worten: „Almost instantly our concern was for the chilling effect this has for international students to come to the United States and America’s ability to remain competitive. If they’re not coming here, they’re coming to Canada, to the United Kingdom and other countries.”

Sie finden den Beitrag hier.

Der Houston Chronicle warnt ebenfalls vor möglichen Kollateralschäden derartiger Maßnahmen und schreibt: „Without these [international] students, teachers, and researchers, our global leadership in the second half of the 20th century and beyond would have been impossible.” Als Paradebeispiel gilt dabei Apple-Gründer Steve Jobs, dessen leiblicher Vater Abdul Fattah Jandali aus Syrien zum Studium in die USA gekommen war.

Sie finden diesen Beitrag hier.

The PIE News (PIE ist dabei die Abkürzung für Professionals in International Education) meldet eine Suspendierung des beschleunigten Verfahrens für die Beantragung von Expertenvisa für die USA (H-1B) und schreibt: „US Citizenship and Immigration Services has suspended fast-track processing of H1-B visas, the temporary worker visa for highly skilled foreign workers and a key route to post-study work for international graduates.” Damit sei auch ein derzeit noch möglicher Übergang von internationalen Studierenden auf Visa der Gattungen F und J in eine hochqualifizierte Berufstätigkeit in den USA gefährdet. Für die internationale Attraktivität der USA im Bereich von Master- und PhD-Programmen könne dies durchaus schädlich werden, denn die zur Zeit 65.000 H-1B Visa pro Jahr (plus weitere 20.000 für Absolventen von Master- und PhD-Programmen) zählten gemeinsam mit dem ebenfalls zur Disposition stehenden Optional Practical Training (OPT) Programm zu den Fundamenten verlässlicher Karriereperspektiven für internationale Studierende in den USA.

Sie finden die Meldung hier.

In der kanadischen Ausgabe der Huffington Post warnt Bilan Arte, die Vorsitzende der Canadian Federation of Students, davor, die jüngsten Abschottungsreflexe der US-amerikanischen Regierung zur Steigerung des kanadischen Anteils am „Markt“ internationaler Studierender zu nutzen. Sie bezweifelt die Uneigennützigkeit jüngster Erklärungen kanadischer Hochschulverbände zur Offenheit des Landes und schreibt: „This is in fact an opportunistic marketing ploy by these institutions to recruit international students as a source of revenue. This is a cash cow scheme that we have witnessed in this country for decades.”

Sie finden diesen Beitrag hier.

Kurznachrichten

  Kooperation International meldet eine kanadische Kampagne zur Förderung von Auslandsaufenthalten als eine Reaktion auf den hartnäckig einstelligen Prozentanteil von kanadischen Studierenden mit Auslandserfahrung und schreibt: „2014/15 lag dieser nur bei 2,3 Prozent. Potenzial für eine Steigerung dieses Anteils ist vorhanden, denn Untersuchungen des Canadian Bureau of International Education (CBIE) zeigen, dass trotz dieses niedrigen Anteils ein hohes Interesse an Auslandsaufenthalten unter kanadischen Studierenden besteht. (...) Erste Ergebnisse zum Erfolg der Kampagne werden für die kommende CBIE-Jahreskonferenz im November 2017 erwartet.“

Sie finden die Meldung hier.

Ein Beitrag des Chronicle of Higher Education befasst sich mit dem mittlerweile sehr professionell und umfassend aufgestellten Schwarzmarkt für akademische Dienstleistungen in den USA. Sei es noch vor zehn Jahren allenfalls üblich gewesen, sich bei Bedarf mal eine Seminararbeit über das Internet einzukaufen, würden inzwischen die Angebote von Unternehmen wie BoostMyGrade.com, OnlineClassHelp.com und TakeYourClass.com ganze Kurse umfassen und ein Anbieter fragt bereits mit seinem elektronischen Firmenschild, warum man überhaupt noch irgendwelche akademischen Anstrengungen unternehmen wolle, wo bereits eine funktionierende Kreditkarte die Antwort auf das Problem darstelle: „NoNeedtoStudy.com advertises that it has completed courses for more than 11,000 students at such colleges as Duke, Michigan State, even Harvard.”

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Globe and Mail befasst sich mit Zahlen von Statistics Canada zum nachlassenden Interesse kanadischer Studierender an geisteswissenschaftlichen Fächern. Es heißt: „Over the last decade, students have fled the humanities. In response, universities have cancelled individual courses, or entire specialized humanities programs. Instead of hiring tenure-track professors to replace retiring faculty, they make do with less, or turn to sessional instructors who teach when and if there is demand.”

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Die New York Times wirft einen Blick auf eine Untersuchung der Firma Burning Glass Technologies zum Angebot von Praktikumsplätzen für Studierende in den USA und schreibt zu den Zahlen: „This is high season for securing a summer internship, an essential talent pipeline for employers and steppingstone for students. Postings peak in March, with 30,443 advertised positions in March 2016.” Die Untersuchung sieht einen Trend in den Anforderungen von Anbietern der Praktikumsplätze, die Fertigkeiten nicht mehr vermitteln, sondern lieber in der Anwendung vertiefen wollten. Es heißt: „A trend that continues from previous reports is that internships offer experience, not training. Employers expect interns to show up ready for work, with specific software skills already in hand, such as SAP in Business Operations, AutoCAD in Engineering, or Adobe Photoshop in Arts and Design. Smart students will acquire the skills demanded in their chosen field well before application season.”

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Sie finden die Untersuchung hier.
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