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DAAD Nordamerika Nachrichten
5. Dezember 2016

 Die Themen dieser Woche:
  Zahlen zur terziären Bildung in Kanada
  Integration von Minderheiten in Hochschulbildung
  Diversifizierung statt Wachstum
  Kurznachrichten
 
  Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Ausgabe befassen wir uns mit den jüngsten Zahlen zur Hochschullandschaft in Kanada und mit Bemühungen in Kanada und den USA, Minderheiten besser in die Hochschulbildung zu integrieren. Wir werfen zudem einen Blick auf die Entscheidung eines Liberal Arts College in Connecticut, sich von der bislang verfolgen Wachstumsstrategie zu verabschieden, und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche.

Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre.

Stefan Altevogt

Zahlen zur terziären Bildung in Kanada

  Statistics Canada hat Ende November die jüngsten Zahlen zu den Hochschulen des Landes veröffentlicht und schreibt: „Enrolments in Canadian public postsecondary institutions (colleges and universities) totalled more than 2 million in the 2014/2015 academic year, edging up 0.3% from the previous year.” Ontatrio, Quebec und Saskatchewan seien dabei die Treiber des jüngsten Wachstums, während in den Provinzen British Columbia, Alberta und New Brunswick die Studierendenzahlen leicht rückläufig gewesen seien.
60% seien in Bachelor- oder weiterführenden Studiengängen eingeschrieben, 20% in direkt berufsbezogenen Ausbildungsgängen, die an den Colleges des Landes mit 60% einen überwiegenden Anteil des dortigen Bildungsangebots ausmachten. Zur wachsenden Bedeutung der direkt berufsbezogenen Ausbildung an kanadischen Hochschulen heißt es: „The number of students with a career, technical or professional training diploma increased significantly over the past 15 years. These students accounted for 18.3% of all graduates in 2014, compared with 10.8% in 2000.” Der Anteil der Bachlor-Absolventen habe bei 37% aller Abschlüsse in 2014 gelegen, der der Master’s Degree bei 9,3% und der der Promotionen bei 1,4%.
Der Frauenanteil läge mittlerweile im Durchschnitt aller Studienfächer bei über 56%; deutlich unterrepräsentiert seien Frauen hingegen in einzelnen Fächergruppen, wie etwa Mathematik und Informatik (26%) und Ingenieurwissenschaften (20%).
Die Anzahl der internationalen Studierenden sei schließlich mit zuletzt 11,4% deutlich überdurchschnittlich gewachsen und mittlerweile sei ihr Anteil im Durchschnitt auf über 10% der Studierenden angestiegen. Die bevorzugten Zielregionen in Kanada lägen dabei in den Provinzen Ontario, Quebec und British Columbia; China sei mit über 30% das bedeutendste Herkunftsland internationaler Studierender in Kanada, gefolgt von Indien (9%) und Frankreich (8%).

Sie finden die Zahlen hier.

MacLeans vergleicht in einem Beitrag den hohen Frauenanteil in Führungspositionen kanadischer Colleges mit denen an Universitäten (knapp ein Drittel vs. 20% bei Universitäten) und schreibt zu den möglichen Gründen: „One reason is most colleges in Canada are younger, with a 50-or-so-year history, compared to hundreds of years for the oldest universities. The entire college system was built on an attempt to democratize post-secondary education. Universities, on the other hand, rely on tradition; they were originally for the elite – the rich, the smart – mainly privileged white males.“

Sie finden den Beitrag hier.

Integration von Minderheiten in Hochschulbildung

  Der Atlantic Monthly wirft in seiner jüngsten Ausgabe einen Blick auf die Bemühungen kanadischer Hochschulen, den mittlerweile auf 4,3% angewachsenen Anteil von Ureinwohnern („Aborigines” bzw. „Indigenous”) an der Gesamtbevölkerung in der terziären Bildung erfolgreicher zu machen, und fragt: „Could an approach that succeeded in getting the minority group to college work in the United States?” Bislang seien die Erfolgschancen dieser Minderheit in Kanada statistisch noch deutlich unterdurchschnittlich, doch mit besonderen Maßnahmen würde man hier auf Besserung hinarbeiten, zumal Aborigines zu den am schnellsten wachsenden Bevölkerungsgruppen in Kanada zählten: „Nearly a third are 14 or younger and another 18 percent are 15 to 24 (...), meaning they’re college age, or will be soon. That’s double and triple the proportion of non-indigenous Canadians, respectively.” Ähnlich sei die Situation auch in den USA. Hier allerdings spielten die Ureinwohner des Landes eine sehr viel kleinere Rolle als Afroamerikaner und insbesondere die schnell wachsende Gruppe der Hispanics. Bis 2060 rechne man bei letzteren mit einer Verdopplung der Gruppe im Hochschulalter, bei ersteren immerhin einen Anstieg um 42%, während die Zahl von Weißen im Hochschulalter zurückgehen werde. In beiden Ländern könne man es sich nicht leisten, die am schnellsten wachsenden Bevölkerungsgruppen nicht erfolgreicher als bisher in die terziäre Bildung zu integrieren, also den gegenwärtigen Anteil von 21% von Hispanics mit Hochschulabschluss signifikant zu erhöhen, bzw. den zur Zeit noch unter 10% liegenden Anteil der Ureinwohner in Kanada. Es sei zum einen ein moralischer, zum anderen aber und weitaus wichtiger ein ökonomischer Imperativ. Paul Davidson, der Präsident des Hochschulverbands Universities Canada, zitiert dazu eine Zahl des Gabriel Dumont Institute of Native Studies, die den ökonomischen Nutzen der Beseitigung des Unterschieds im Bildungserfolg zwischen Weißen und Aborigines auf Can$90 Mrd. allein für die Provinz Saskatchewan beziffert: „That’s how much more money would be generated in just this one province, right now, researchers found, if the education divide were erased between indigenous and non-indigenous people, thanks to higher incomes, more tax revenue, and savings that result from better health and less crime.” In den USA seien die auf dem Spiel stehenden Beträge naturgemäß noch viel größer: „In the United States, closing the gap between Hispanics and non-Hispanics would increase personal income nationwide by $24.4 trillion by 2060, based on current trends, a book coauthored by the Hobby Center director and former U.S. Census Bureau head Steve Murdock calculates.”

Sie finden den Beitrag hier.

Diversifizierung statt Wachstum

  Joanne Berger-Sweeney, die Präsidentin des Trinity College in Connecticut, scheue einem Beitrag auf Inside Higher Education zufolge notfalls auch keine Kehrtwende bei der Entwicklung der Hochschule. Es heißt: „Since starting at Trinity in July 2014, Berger-Sweeney has guided the 2,400-student private liberal arts college in Hartford, Conn., through a series of policy changes and course corrections large and small. Most recently, Trinity struck a deal to sell a closely scrutinized five-story building – less than two years after purchasing the facility as a potential downtown foothold and possible location for graduate programs.” Zudem seien die Zulassungsbestimmungen zum Studium in Richtung Neugier und Motivation der Bewerber modifiziert worden und das kontinuierliche Wachstum der Klassen von Studienanfängern von 490 auf über 600 in den vergangenen 15 Jahren sei ebenfalls auf einem Niveau knapp unterhalb von 600 stabilisiert, das man im Hinblick auf das Betreuungsverhältnis für nachhaltig befinde. Für eine kleine, spezialisierte Hochschule mit einem vergleichsweise kleinen Stiftungsvermögen wie Trinity sei ein Abschied von einer lange verfolgten Wachstumsstrategie allerdings mit Risiken verbunden. Die Änderungen in den Bewerbungskriterien hätten vor zwei Jahren die Einschreibezahlen um etwa 50 Studierende einbrechen lassen, was durch Mindereinnahmen an Studiengebühren zu einem erheblichen Haushaltsloch und einer Kürzung der normalerweise bei $135 Mio. pro Jahr liegenden Ausgaben um 4% beigetragen habe. Die Anzahl der Studienanfänger habe sich mittlerweile nicht nur wieder stabilisieren lassen, sondern man habe auch Fortschritte bei der Diversifizierung der Anfängerklassen gemacht und blicke entsprechend optimistischer in die Zukunft: „The number of freshmen from California, for instance, jumping from 20 to 42. The population of first-year students of color increased from 16 percent of the incoming class to 18.5 percent. International students rose from 10 percent to 12 percent.”

Sie finden den Beitrag hier.

Kurznachrichten

  Goldie Blumenstyk hat für den Chronicle of Higher Education ein Interview mit Jim Shelton geführt, der vor sieben Monaten das Bildungsportfolio der mit etwa $45 Mrd. ausgestatteten Chan Zuckerberg Initiative (CZI) des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg übernommen hat. Wenngleich Bildung in den Prioritäten der CZI klar hinter dem Bereich Gesundheit angesiedelt sei, habe Shelton dennoch eine sehr einflussreiche Position. Auf die Frage, wie sich das Facebook-Motto „move fast and break stuff” in den Zielen von CZI bei der Bildungsforschung ausdrücken werde, antwortet Shelton: „In the education space – in K-12 education in the U.S. alone – we spend over $650 billion per year. If you’re going to do anything that’s going to have radical transformation in order to improve even a sector that big, one that’s trillions of dollars worldwide, then you really have to be thoughtful about where you’re placing your bets, and how you’re engaging others, and how you get more leverage out of every dollar that you spend than just your own impact. That’s how we’ll be thinking about it. We’ll be doing things that allow us to learn really quickly. I say a lot: We need to learn fast, learn fast, learn fast, that is our theme.”

Sie finden das Interview hier.

Healthy Campus Alberta hat Zahlen zur psychischen Belastung von Studierenden der Provinz veröffentlicht und kommt in der Presseerklärung zum Schluss, dass sich 40% von Stress in ihren akademischen Leistungen eingeschränkt sähen, 31% von Angstgefühlen und 28% von Schlaflosigkeit. Es heißt zur Ernsthaftigkeit der Beschwerden: „Of particular concern is the finding that 13.1% of students who completed the survey report seriously considering suicide within the last 12 months.”

Sie finden die Presseerklärung hier.

Die University of Ottawa schreibe einer Meldung auf CBC News zufolge ihren Studierenden im Fach Medizin jetzt verbindlich Unterrichtseinheiten in Meditation vor, um Burnout-Symptomen vorzubeugen. Die für die Entwicklung des Curriculums zuständige Professorin Heather MacLean wird zum rechten Maß der Belastung mit den Worten zitiert: „Medical students have to acquire and absorb and assimilate a huge amount of information over four years, so understandably they get quite stressed. A little bit of stress is not bad in medical students – it can actually enhance performance – but a lot of stress is a bad thing, and can actually lead to student burnout.”

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In letzter Minute ist eine Neubestimmung der Einkommensgrenze in den USA, unterhalb derer Überstunden vergütet werden müssen, durch eine richterliche Verfügung auf Eis gelegt worden. Der Chronicle of Higher Education schreibt zu den mit dieser Entscheidung verbundenen Unsicherheiten für die Finanzplanung der Hochschulen des Landes: „Colleges that spent much of the past year preparing for changes in the federal rule governing overtime pay have been left in confusion after a federal judge blocked their implementation just days before they were to take effect. The last-minute ruling has forced institutions to either tell employees that pay increases and changes to hourly employment status are on hold, or proceed as planned in response to a standard that now may be moot.”

Sie finden diesen Beitrag hier.
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