Ausgabe ___ | March 29 2017
27. August 2018
Nordamerika Nachrichten
Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
Themen dieser Woche:

  • Die Almanach-Ausgabe des Chronicle of Higher Education
  • Verlieren die USA und das Vereinigte Königreich an Attraktivität?
  • Lässt sich Bildungsgerechtigkeit einklagen?
  • Kurznachrichten
Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Ausgabe befassen wir uns erstmals in diesem Jahr mit der neuen Almanach-Ausgabe des Chronicle of Higher Education und mit zwei Beiträgen auf Inside Higher Education zur Entwicklung der internationalen Mobilität von Studierenden. Wir werfen zudem einen Blick auf die starke Stratifizierung als ein Strukturproblem der US-amerikanischen Bildungslandschaft und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche. 

Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre.

Stefan Altevogt
Die Almanach-Ausgabe des Chronicle of Higher Education
Jedes Jahr gibt der Chronicle of Higher Education kurz vor Beginn des neuen Studienjahres mit seiner Almanach-Ausgabe die wesentlichen Zahlen zur US-amerikanischen Hochschullandschaft heraus. In dieser Woche konzentrieren wir uns auf einige finanzielle Aspekte dieser Landschaft.

Die „Sticker Prices”, also die veröffentlichten Studiengebühren vor Abzug von gewährten Rabatten, steigen weiterhin je nach Einrichtungstyp deutlich oberhalb der allgemeinen Inflationsrate von 2,1% und lagen im vergangenen Jahr bei privaten, gemeinnützigen Forschungshochschulen im Durchschnitt bei knapp $43.000 (+3,8% gegenüber dem vorausgegangenen Jahr) und bei bei privaten, gemeinnützigen Colleges bei $33.500 (+4,4%).

Bei den überwiegend aus öffentlichen Mitteln finanzierten Hochschulen gibt es jeweils zwei „Sticker Prices”, nämlich die für Landeskinder und die deutlich höheren für Studierende von „out of state”, wozu auch internationale Studierende gehören. Für letztere wurden an öffentlichen Forschungshochschulen gut $25.500 (+3,2%) aufgerufen, für Landeskinder knapp $11.000 (+3%). An öffentlichen Colleges und Einrichtungen, deren höchster Abschluss ein Master’s Degree ist, weisen die Preisschilder für Landeskinder im landesweiten Durchschnitt gut $8.000 (+ 3,1%) bzw. knapp $8.700 (+ 3,7) aus, an Community Colleges gut $3.500 (+ 2,9%).
 
Sie finden die Zahlen hier.
 
Die in der Presse immer wieder Beachtung findenden hohen Studiengebühren an privaten Colleges werden allerdings in immer stärkerem Umfang durch aus Wettbewerbsgründen gewährte Rabatte gemindert, wozu es bei der Darstellung der entsprechenden Zahlen heißt: „The share of revenue from tuition and fees that went back to students in tuition discounts grew by more than 11 percentage points for first-time, full-time freshmen, and by nearly 10 percentage points for all undergraduates, during this period. By 2017-18, discounts came just shy of covering half of college costs for tuition and fees for first-time, full-time freshmen, and more than 40 percent of costs for all undergraduates.”
 
Sie finden diese Zahlen hier.

Im Bereich der öffentlich finanzierten Hochschulen zeigen die Zahlen des Almanachs die Abhängigkeit von Studiengebühren, die in den Budgets der 684 in Betrachtung genommenen Einrichtungen im Schnitt 22,5% (knapp $64 Mrd.) ausmachen. Im Finanzierungsmix der insgesamt $284,3 Mrd. von diesen Hochschulen 2016 ausgegebenen Mittel folgen die bundesstaatliche Grundfinanzierung mit 17,8% (knapp $50,5 Mrd.) und dann auch rasch der Betrieb von Hochschulkrankenhäusern mit fast 15% (gut $42 Mrd.) und etwas weiter unten die sales and services of auxiliary enterprises” mit 8,8% (gut $25 Mrd.). Erst danach kommen die „federal grants and contracts” (8,6% bzw. $24,5 Mrd.), gefolgt von „local and private grants and contracts” (4,2% bzw. $12 Mrd.). Erträge aus Stiftungsvermögen und Spenden spielten zuletzt dagegen mit 1,6% bzw. 1,5% eine eher untergeordnete Rolle für die „Öffentlichen”.

Bei den privat finanzierten Hochschulen sieht dies erwartungsgemäß anders aus. Bei den gut 1.500 betrachteten Einrichtungen erzeugten Einnahmen aus Studiengebühren fast 40% der sich in Summe auf $181,5 Mrd. belaufenden Haushalte, gefolgt von Spenden in Höhe von $26,7 Mrd. (14,7%), Erträgen aus dem Betrieb der Hochschulkrankenhäuser mit 13,3% und Erträgen aus „auxiliary enterprises” mit knapp 10%. Im landesweiten Durchschnitt spielten zuletzt Erträge aus Stiftungsvermögen keine Rolle in den Haushalten privater Hochschulen.
 
Sie finden diese Zahlen hier.

Die wohlhabenden unter den US-amerikanischen Hochschulen sind allerdings gegenüber dem Landesdurchschnitt sehr wohlhabend, wie der Blick auf die Liste der mittlerweile genau 100 Einrichtungen zeigt, die über ein Endowment von mehr als $1 Mrd. verfügen. Mehr als $20 Mrd. schwer sind fünf Universitäten, nämlich Harvard ($36 Mrd.), Yale ($27 Mrd.), das öffentliche University of Texas System ($26,5 Mrd.). Stanford ($25 Mrd.) und Princeton ($24 Mrd.). Mit Texas A&M ($11,5 Mrd.) ist noch eine weitere öffentliche Hochschule unter den Top 10. In Summe ist der Hochschulwohlstandneben Texas vor allem auch in Kalifornien und Massachusetts zu Hause. Es heißt: „Massachusetts had 15 institutions on the list of the colleges with the greatest endowment wealth in the 2017 fiscal year. Those 15 colleges together had endowment value of more than $70 billion. That amount exceeds the estimated total national wealth of individual countries like Sri Lanka, Jordan, and Lithuania in 2017. The combined value of the endowments of the 15 California institutions on the list was $55 billion, with the 10 Texas institutions on the list not far behind. They had a combined value of more than $52 billion. In each of those two states, the endowments of the top institutions together were worth more than the national wealth of individual countries like Latvia, Estonia, and the Ukraine.”

Sie finden diese Zahlen hier.

Sie finden den Almanach hier.

Verlieren die USA und das Vereinigte Königreich an Attraktivität? 
Vor dem Hintergrund und aus Anlass der Androhung Saudi-Arabiens, Studienaufenthalte von Saudis in Kanada wegen einer politischen Auseinandersetzung mit der kanadischen Regierung nicht weiter finanziell unterstützen zu wollen, befürchten Hans De Wit und Philip Altbach in einem Beitrag auf Inside Higher Education dramatische Entwicklungen für internationale Studierendenmobilität und schreiben: „The sudden rise in nationalism and populism in many countries has implications for higher education.”

Während insgesamt der „Markt” für internationale Studierende in den vergangenen Jahren noch einmal enorm gewachsen sei (man geht hier mittlerweile von 5 Mio. Studierendenbewegungen aus, gegenüber von 2,5 Mio. noch vor zehn Jahren), würden sich die Mobilitätsziele erkennbar verändern, was vor allen Dingen mit den USA und dem Vereinigten Königreich (VK) die beiden derzeit noch führenden Regionen zu spüren bekämen. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten stagnierte die Zahl der in die USA kommenden Studierenden bzw. sie gehe sogar leicht zurück und im VK drohe gar, dass man den gewohnten zweiten Platz nach den USA an Australien zu verlieren drohe. Es heißt weiter: „Other countries such as Germany, France and Japan, but also China, see their numbers rising, while countries such as Russia and India seek to become key players as well.”
 
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Der Beitrag von Elizabeth Redden fragt auf Inside Higher Education darüber hinaus, ob die wachsende Attraktivität Kanadas für internationale Studierende ein Grund für die diesbezügliche Stagnation in den USA sein könne, oder ob es sich sowohl bei den USA als auch beim VK um gewöhnliche Fluktuationen eines dynamischen Marktes handele.
Im Hinblick auf die USA spiele sicherlich die Trump-Administration und der sie fördernde Populismus auch eine Rolle, doch handele es sich um einen Ursachenmix. Hierzu heißt es: „Professionals in international education attribute the decline to a range of factors, including reductions in scholarship programs sponsored by foreign governments, issues of cost and affordability, uncertainty about visa policies and the future availability of poststudy work opportunities, concerns about physical safety and, yes, perceptions of the U.S. as a less welcoming place to foreign nationals under the Trump presidency.”

Etwas übersichtlicher sei dagegen das Ursachenbündel im Hinblick auf das VK, wobei der Brexit hier eine sehr prominente Rolle spiele. Zwar stiegen zuletzt sogar die Bewerbungszahlen von EU-Ausländern, vor allem dank der Versicherung der britischen Regierung, wonach EU-Bürger bei Einschreibung bis einschließlich kommenden Jahres den deutliche geringeren Studiengebührensatz für „Landeskinder” zahlen und auch Zugang zu Studienförderung haben. Mit dem Brexit würden jedoch mittelfristig auch EU-Ausländer in die Rubrik derjenigen fallen, die das U.K. Home Office in den vergangenen Jahren zunehmend mit administrativen Hürden abzuschrecken versucht habe. Würde die britische Regierung nicht den Brexit als Anlass nehmen, diese Hürden für internationale Studierende insgesamt abzubauen und wieder mehr für die Attraktivität des Studienstandorts tun, dann würde man gegenüber Australien als direkten Konkurrenten möglicherweise ins Hintertreffen geraten. Es heißt: „Chief among the rules he’d [Dominic Scott, Direktor des UK Council for International Student Affairs] like to see changed are those that relate to poststudy temporary work rights. The U.K. scaled back its poststudy work options in 2011, around the same time Australia expanded its opportunities for international students to stay and work. Graduating students can still switch to what's known as a Tier 2 visa to stay and work, but it's not as easy to stay as under the old system, and students need to secure a job with an employer licensed by the Home Office that pays a certain minimum salary.”
 
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Lässt sich Bildungsgerechtigkeit einklagen?
Die US-amerikanische Hochschullandschaft ist in einem Maße stratifiziert, dass sich – wie es der ehemalige Präsident des American Council on Education, David Ward, ausdrückte – nicht nur die weltweit 50 besten Hochschulen in den USA befänden, sondern auch die 500 schlechtesten. Auf diese Weise reproduziert die Hochschullandschaft die sozialen und mit ihnen in der Regel gut zu korrelierenden ethnischen Unterschiede, wenn sie nicht sogar noch verstärkt werden.

Basis und „Pipeline” dieser Landschaft ist ein mindestens ebenso zerklüftetes Schulsystem, dessen „Verlierer” einem Beitrag in der New York Times zufolge verstärkt auf juristischem Wege Besserung zu erreichen versuchten. Anlass des Beitrags ist ein gerade in Minnesota angelaufenes Verfahren, das die gängige Praxis von Städten und Kommunen beanstande, durch die Ziehung von Grenzen möglichst in sich homogene, aber eben stark segregierte Schulbezirke zu schaffen. Auf der einen Seite Privilegien und sehr gute Leistungen, auf der anderen Seite oft desolate Verhältnisse. Es heißt: „The case is part of a wave of lawsuits over the quality of schools in more than a half-dozen states. The suits could serve as road maps for advocates in other states amid a nationwide teachers’ movement and a push in some state legislatures for more school funding. The legal complaints have different areas of focus – from school funding to segregation to literacy – but all of them argue that the states are violating their constitutions by denying children a quality education.”

Zwar sei es aus Sicht des US Supreme Court mit der Verfassung zu vereinbaren, dass die finanzielle Ausstattung von Schulen auch sehr stark von einander abweiche, und Anfang Juni habe ein Bundesrichter in Michigan entschieden, dass Recht auf Lesen und Schreiben keinen Verfassungsrang in den USA habe, doch sei immerhin in den Verfassungen der Bundesstaaten ein Recht auf eine „adequate education” verbrieft.
Eingelöst werden könne das Recht allerdings nicht überall. Es heißt: „In New Mexico, which has one of the highest child poverty rates in the nation, three-quarters of fourth and eighth graders are not proficient in reading, according to the National Assessment of Educational Progress.” Immer mehr Untersuchungen deuteten darauf hin, dass sich mit einer adäquateren Finanzausstattung der Schulen und mit einer besseren ethnischen und sozioökonomischen Integration der Schulen derartige Missstände beseitigen ließen, auch ohne einen Qualitätsverlust an der Spitze zu riskieren.
 
Sie finden den Beitrag hier.

Kurznachrichten
Earth and Space Science News zitiert eine von den National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine veröffentlichte Untersuchung zu den Karrierewegen von Promovierten in STEM-Fächern in den USA, derzufolge mehr als die Hälfte von ihnen weder an Hochschulen noch in der Industrie forschend tätig waren. Als eine Konsequenz daraus müssten Graduate-Programme in diesen Fächern besser auf Karrieren außerhalb der Forschung und außerhalb von Akademia vorbereiten. Es heißt: „STEM graduate programs have many strengths, but recent data and employment trends suggest a disconnect between graduate training and the skills desired by employers outside of academia. (...) Our model is to adapt STEM programs through program design to try to meet the needs of today’s students and allow for student ownership over their career preparation.“

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University Affairs zitiert einen Beitrag auf TV Ontario, der vor allem die Hochschulen der Provinz dringend zu einer Diversifizierung ihrer internationalen Studierendenkohorten rät, die einen sehr großen Anteil aus nur einem Land rekrutierten. Es heißt an Hand eines Fallbeispiels: „For example, one-fifth of the University of Waterloo’s 33,230 undergraduate students are international; in 2017–18, more than half of them – 53 per cent – were from China. If those roughly 3,100 students, who typically pay a minimum of $31,030 in tuition, chose to go elsewhere, Waterloo would be looking at a $100 million hole in its $1 billion budget.”

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Pie News zitiert einen Vorschlag des Canadian Bureau for International Education (CBIE) an die kanadische Bundesregierung, zur Förderung der internationalen Mobilität kanadischer Studierender weitere Can$ 10 Mio. zur Verfügung zu stellen, und schreibt: „In the submission, CBIE referenced the success of other countries through programs such as ‘100,000 Strong’ and ‘Generation Study Abroad’ in the US, the ‘Proyecta 10,000 /100,000’ in Mexico, the New Colombo Plan in Australia, the EU’s Erasmus program and the UK Strategy for Outward Student Mobility.”

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Sie finden das CBIE-Papier hier.

Der Chronicle of Higher Education interviewt nach einem heroischen Selbstversuch den Präsidenten des Morehouse College, David Thomas, der – um authentische Erfahrungen eines Studienanfängers zu sammeln – zwei Nächte in einem Studentenwohnheim verbrachte, typische Mahlzeiten einnahm und bis weit nach Mitternacht nicht zum Schlafen kam. Das Studentenwohnheim, so seine Einsicht, könne einen neuen Fernseher gebrauchen. Darüber hinaus fand er: „Our residential system has great potential for us to develop some cocurricular programming that will reinforce what we’re trying to do on the academic side with regard to themes like leadership and social justice.” Für seine Kolleginnen und Kollegen, die ihm nachzueifern in Erwägung zögen, hat er schließlich noch einen guten Rat: „I would tell them to have their mothers come and make their beds.”

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