Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
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Die Themen dieser Woche:
- Hochschulpolitik der neuen Regierung
- Haltungsfragen bei fehlgeschlagenen Visumsanträgen
- Berufsbezogene Ausbildung an Liberal Art Colleges?
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Liebe Leserinnen und Leser,
wir befassen uns in dieser Ausgabe mit der Hochschulpolitik der Regierung Biden/Harris und mit dem Nutzen des Programms „Optional Practical Training (OPT)“ für die internationale Attraktivität US-amerikanischer Hochschulen. Wir werfen zudem einen Blick auf die zaghafte Einführung berufsbezogener Komponenten auch Liberal Arts Colleges der USA und wie immer auf verschiedene Kurznachrichten.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre, Gesundheit, Geduld und Zuversicht.
Stefan Altevogt
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Hochschulpolitik der neuen Regierung
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Der Chronicle of Higher Education meldet die Absicht des US Department of Education, Studienschuldner von For-Profit Colleges (darunter auch insolvent gegangene) stärker zu entlasten als noch von der Vorgängerregierung geplant. Eine entsprechende, noch unter Bildungsministerin Betsy DeVos entwickelte Berechnungsformel solle so verändert werden, dass mehr als 72.000 Schuldner ihre Schulden gestundet bekommen würden. Es heißt: „In a Thursday call with reporters, a senior department official said the DeVos formula didn’t fully consider the financial harm done to students by the colleges.”
Sie finden die Meldung hier.
Die Washington Post beziffert den Umfang der geplanten Maßnahme auf rund $1 Mrd. und nennt es „the first major higher education announcement“ des neuen Bildungsministers, Miguel Cardona. Der Beitrag schränkt aber auch ein, dass es sich bei den nun begünstigten 72.000 Schuldnern nur um eine Teilmenge der fast 200.000 Schuldner handele, die in den vergangenen sechs Jahren Ansprüche unter „borrower defense to repayment“ genannten Bestimmungen angemeldet hätten. Der Beitrag führt aus, was sich zwischen der Einführung dieser Bestimmungen unter Barack Obama, über die Zeit mit DeVos an der Spitze des Bildungsministeriums bis hin zur Gegenwart verändert habe. Unter Obama habe bereits der Nachweis von falschen Angaben durch die Hochschulen hinsichtlich der Verdienstmöglichkeiten nach Studienabschluss gereicht, um Schulden gestundet zu bekommen. DeVos habe durch eine aufwändige Berechnung versucht, je nach Falschheit der von den Hochschulen gemachten Angaben die Höhe der gestundeten Beträge zu ermitteln, und Cardona gehe schlicht wieder zu den Bestimmungen vor DeVos zurück. Die Folge: „Borrowers whose claims have been approved, including those who previously received partial loan relief, will have a path to a full loan discharge. The department will reimburse any amounts paid on the loans, request credit bureaus to remove negative reporting tied to the debt and reinstate federal aid eligibility.”
Sie finden den Beitrag hier.
Inside Higher Education meldet die Wiedervorlage eines von beiden Parteien im Senat getragenen Gesetzesentwurfs mit dem Ziel, das derzeitig gültige Verbot der Veröffentlichung von Daten zum Studienerfolg aufzuheben und damit die Leistungen einzelner Hochschulen im Vergleich untereinander transparenter zu machen. Entsprechend als „College Transparency Act“ betitelt würde das neue Gesetz Zustimmung vor allem bei den gemeinnützigen Hochschulen finden und Widerstand bei den For-Profits. Es heißt: „The legislation, which many public colleges and universities support but many private nonprofit college officials oppose, would provide national data on student outcomes such as enrollment, completion and postcollege earnings across colleges and majors.”
Sie finden diese Meldung hier.
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Haftungsfragen bei fehlgeschlagenen Visumsanträgen
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Neben der in ihren Höhenlagen nach wie vor hohen internationalen Strahlkraft der US-amerikanischen Hochschullandschaft spielen bei der Rekrutierung internationaler Studierender zunehmend auch die Pfade eine wichtige Rolle, auf denen nach Studienabschluss noch berufspraktische Erfahrungen gesammelt und möglicherweise auch der dauerhafte Verbleib im Lande legal organisiert werden kann. Der für die USA übliche Weg ist der über das Optional Practical Training (OPT), eine Form der Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis nach Studienabschluss. Das OPT ist vor einigen Jahren in den STEM-Fächern von einem Jahr auf drei Jahre verlängert worden und es ist – weil es zu den Zahlen internationaler Studierender hinzugerechnet wird – maßgeblich dafür verantwortlich, dass die jährlich vom Institute of International Education (IIE) in den „Open Doors“ vorgelegten Mobilitätszahlen schöner aussehen, als sie es eigentlich sind.
Inside Higher Education befasst sich in dieser Woche mit dem OPT und der Verantwortung der Hochschulen gegenüber ihren internationalen Absolventen im Hinblick auf die Beratungstätigkeit bei der Beschaffung von OPT-Visa, eine auf den ersten Blick vergleichsweise einfache Aufgabe. Dass sich selbst bei der Bewältigung einfacher Aufgaben Fehler einschleichen können, ist der Aufhänger des Beitrags, der die Klage eines ehemaligen internationalen Studierenden der University of California, Berkeley gegen die Hochschule meldet. Dort habe man ihm falsche Auskünfte zu Fristen für die Beantragung eines OPT gegeben. Als Konsequenz des Fehlers von Berkeley sei er aus den USA ausgewiesen worden und habe nicht, wie geplant, eine gut bezahlte Stellung in den USA nach Studienabschluss antreten können.
Das Beispiel sei eines von wenigen, die zeigten, dass trotz der bei den internationalen Studierenden liegenden Verantwortung für die Einhaltung von Fristen und formalen Anforderungen bei den OPT die gerne hilfsbereiten und zuständigen International Offices nicht immer auch hilfreich seien und es sei in der jüngeren Vergangenheit gelegentlich zu Ablehnungen von OPT-Anträgen gekommen. Ein Professor für Immigrations-Recht wird zur Verantwortlichkeit der Studierenden mit den Worten zitiert: „Schools do their best most of the time to educate students about all aspects of OPT applications, including filing deadlines, but ultimately it is the student’s responsibility to make sure that the application is filed on time.”
In wenigen Fällen außerhalb des genannten „most of the time” hätten sich Hochschulen auf Vergleichslösungen mit ehemaligen internationalen Studierenden geeinigt, deren OPT-Anträge abgelehnt worden seien. Ein sicheres Zeichen der Wertschätzung, die US-Hochschulen der internationalen Wahrnehmung beimessen, OPT sein kein Problem.
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Berufsbezogene Ausbildung an Liberal Art Colleges?
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Ein Beitrag in der Washington Post berichtet über eine neue Entwicklung an einigen Liberal Arts Colleges der USA und schreibt: „The strategy of adding career and technical education is being quietly rolled out by several traditional higher education institutions, including a growing number of liberal arts colleges that are responding to student and parent demands for a return on their tuition investment by adding practical training that has proved value to employers.”
Warum dies „quietly” geschehe oder geschehen müsse, sei allerdings nicht sofort nachvollziehbar, würden doch laut einer jüngst veröffentlichten Untersuchung lediglich 26% der Befragten mit Nachdruck unterstreichen wollen, ihre jeweilige Ausbildung an der Hochschule sei in denen von ihnen ausgeübten Berufen relevant. Amerikaner, so der Beitrag weiter, befürworteten eine bessere Einbindung berufsrelevanter Ausbildungskomponenten in die Zeit an der Hochschule. Dazu heißt es: „In a survey conducted by Quest Research and the Kaplan test-prep company, they [Americans] were four times as likely to say they’d hire an English major with a credential in cybersecurity than an English major without one.”
Eine Erklärung für das Vorgehen der angesprochenen Liberal Arts Colleges lässt sich vielleicht auch zwischen den Zeilen eines ihrer Präsidenten finden, der mit den Worten zitiert wird: „We don’t want to lose the richness of the liberal arts. At the same time, we want to prepare you for life out there.” Deutet man „Reichtum“ der Liberal Arts Ausbildung in „Kosten“ um, wird das Risiko klarer, denn eine berufspraktische Ausbildung an etwa einem Community College wäre deutlich günstiger zu haben.
Auf der anderen Seite bleibe den meisten Liberal Arts Colleges oder auch anderen, mehr auf „Bildung“ als auf „Ausbildung“ ausgerichteten Einrichtungen, aber gar nichts anderes übrig, als mehr Anreize für einen Besuch an ihnen zu schaffen, selbst wenn es der eigenen DNA zuwiderlaufe. Hierzu heißt es: „Colleges and universities see this as an important way to bring in revenue, too, by finding new customers for their principal product: education.” Zudem mache sie es für einen wachsenden Markt innerhalb der Hochschullandschaft konkurrenzfähiger, dem der berufs- bzw. lebensbegleitenden Ausbildung.
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Sie finden die zitierte Untersuchung hier.
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Das Edmonton Journal meldet, dass sich dutzende Pharmazie-Studierende der University of Alberta jetzt an der Verteilung von Covid-Schutzimpfungen beteiligten und auf diese Art die für den Abschluss erforderlichen berufspraktischen Erfahrungen sammelten.
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An der University of Prince Edward Island (UPEI) glaubt man einer Meldung von CBC zufolge, eine Form der Durchführung von online durchgeführten Prüfungen gefunden zu haben, die wenigstens so betrugssicher zu sein scheine, wie in physischer Präsenz durchgeführte. Dessen sei sich jedenfalls ein dortiger Informatikprofessor sicher, der in den von ihm gestalteten elektronischen Prüfungen keine Abweichungen gegenüber den zuvor physisch durchgeführten Leistungskontrollen habe feststellen müssen. Seine Gestaltungsprinzipien ließen sich im Akronym TSINC zusammenfassen und die Buchstaben stünden für time-pressed, sequential, individualized, not searchable und calibration, wobei Letzteres meint, dass die Bewertung der Leistungen den erschwerten Bedingungen Rechnung tragen, also relativ zu anderen Prüflingen errechnet werden müssten.
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Auf der Acadian Peninsula in der kanadischen Provinz New Brunswick würden internationale Studierende einer Meldung von CBC zufolge mittlerweile auch zur Behebung des dortigen Arbeitskräftemangels beitragen. Es heißt: „With the increased arrival of international students, the Tim Hortons [kanadische Version von Starbucks] became one of the first to look to them as a solution. In five years, more than 100 newcomers – largely from Francophone Africa – have staffed the kitchen and kept coffee brewing during the morning rush.”
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In einem Beitrag auf University Affairs fordert Paul Davidson als Präsident von Universities Canada eine Kampagne der kanadischen Regierung zur Behebung des Investitionsstaus an kanadischen Hochschulen und schreibt: „There are about $7 billion worth of ‘shovel-ready‘ projects on campuses across Canada. Half are dedicated to green infrastructure and energy efficiency. (...) Good, reliable facilities help attract and keep the best faculty, researchers and students from around the world.”
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Die New York Times meldet neue Richtlinien der Centers for Disease Control and Prevention (CDC), nach denen Schulen auch ohne Impfung des Lehrpersonals unter bestimmten Bedingungen ihren Unterrichtsbetrieb in den Klassen aufnehmen könnten. Zurück in den virtuellen Unterricht solle es dann gehen, „when 10 percent or more of the coronavirus tests in a community come back positive over a seven-day period; or when there are 100 or more virus cases per 100,000 people in the community over seven days.”
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