Innenraum Newsletter - Corona-Sonderausgabe III
Nummer 36 Januar 2021
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Wie gehts nach dem Lockdown weiter? Sind Luftreinigungsgeräte die Lösung? Ist Desinfizieren von Innenräumen gegen SARS-CoV-2 sinnvoll, und wenn ja, wie?
Wir berichten über das neue Positionspapier des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) zu den Themen "Luftreinigungsgeräte" und "Desinfektion von Innenräumen". Weiters bringen wir eine kritische Einschätzung von Fachleuten zu offenen UV-C-Desinfektionen in Innenräumen.
Nicht zuletzt soll ein Bericht der Konkret-Redaktion (ORF) über Trittbrettfahrer in der Corona-Pandemie, die Begasungen von Räumen mit Desinfektionsmitteln bei Anwesenheit von uninformierten Kunden anbieten, zeigen, was alles möglich ist.
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Positionspapier des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK)
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Luftreinigungsgeräte und Einbringen von Wirkstoffen (Desinfektion)
Virenbelastete Aerosolpartikel tragen vor allem in schlecht belüfteten Innenräumen maßgeblich zum Infektionsgeschehen bei - dies gilt mittlerweile als gesichertes Wissen. In Räumen, in denen eine ausreichende Frischluftzufuhr kurzfristig nicht möglich ist, wie bspw. in zahlreichen Schulräumen, wird der Einsatz von Luftreinigern erwogen. Dabei haben sich einige (falsche) Mythen eingeschlichen, wie etwa dass für eine optimale Wirkung unbedingt HEPA H14 Filter erforderlich wären. Vielleicht auch unnötig anzumerken: Lüftung ist immer die beste Vorsorge gegen aerosolbasierte Infektionen.
Umfangreiche Desinfektionsaktionen mit grimmigen vermummten Gestalten, die alles einnebeln, kennt jeder aus der Frühpase der Pandemie. Mittlerweile weiß man, dass eine Desinfektion der Atemluft nicht der Königsweg ist, um Ansteckungen zu vermeiden. Experten empfehlen den Einsatz von Vernebelungen von Wasserstoffperoxid, Ozon und anderen Oxidationsmitteln nur in wenigen Sonderfällen und nur bei Räumen, in denen sich keine Menschen aufhalten.
Das neue Positionspapier des Arbeitskreises Innenraumluft bezieht zu Luftreinigungsgeräten und deren Anforderungen und Grenzen sowie zu Luft-Desinfektion detailliert Stellung.
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Folgende Themen werden behandelt:
- Wann sind Luftreiniger sinnvoll und erforderlich?
- Welche Luftreinigungsgeräte sind zur Verringerung der Virenbelastung geeignet?
- Wichtige Punkte vor dem Kauf
- Der Mythos der hohen Filterqualität
- Wann sollte die Luft desinfiziert werden? Was ist ein absolutes No-Go?
- Unwirksame und gefährliche Methoden zur Verringerung der Infektionsgefahr
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Auch die Innenraumluft-Hygienekommission des deutschen Umweltbundesamtes hat eine Stellungnahme zu Luftreinigungsgeräten in Schulen herausgegeben.
Die dort gegebenen Empfehlungen wurden zum Teil in das österreichische Positionspapier übernommen und decken sich daher weitgehend mit den österreichischen Inhalten.
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Vernebelungsskandal in Oberösterreich hat ein unschönes Nachspiel
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Wir haben darüber berichtet, dass ein Unternehmen aus Oberösterreich, die Firma HBL Haidinger ein ungeprüftes Desinfektionsmittel in Innenräumen bei Anwesenheit von Menschen vernebelt hat, die davon keine Kenntnis hatten. Derzeit verkauft die Firma ein etwas abgewandeltes Produkt noch immer.
Wir wurden in der Folge vom Hersteller des Flächendesinfektionsmittels, der Fa. CURA-Solution AIR L.O.G.® pro geklagt, was einigermaßen verwunderlich ist, da an keiner Stelle die ordnungsgemäße Anwendung dieses Mittels (nämlich für Flächen und nicht für die Raumluft) in Frage gestellt wurde.
Mittlerweile hat sich auch herausgestellt, dass die auf der Homepage der Fa. Haidinger aufgelisteten "Gutachten" unvollständig waren und der Hinweis in einem Fremdgutachten auf "Flächendesinfektion" einfach weggelassen wurde.
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Von unnötigen "Desinfektions"-Maßnahmen, wie Vernebeln von Wirkstoffen wird von renommierten Hygienikern wie der österreichischen Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin (ÖGHMP), dem Bundesministerium für Kimaschutz (BMK) oder dem Robert-Koch-Institut (RKI) abgeraten. Auch das Arbeitsinspektorat rät von Vernebelungen von Wirkstoffen dringend ab.
Der ORF ist nun in einer Konkret-Folge der Sache auf den Grund gegangen ( Youtube-Video). Zu sehen sind die Verteidigung eines aus Sicht von Fachleuten völlig aus der Luft gegriffenen Wirkprinzips, Berichte von gesundheitlich Betroffenen und Stellungnahmen von Fachleuten zum Thema.
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Bestrahlung von Räumen und Gegenständen mit UV-Licht
Eine sinnvolle Maßnahme?
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Manch ein Geschäftsmann denkt sich in Coronazeiten, dass die Angst den Geldbeutel von Kommunen und Privatpersonen lockert - und ganz falsch ist diese Annahme nicht!
So geschehen mit Firmen, die eine offene UV-Bestrahlung von Oberflächen (nicht zu verwechseln mit geschlossenen Anwendungen in Luftreinigern oder Anwendungen in Krankenhäusern) als wirksame Maßnahme gegen die Ausbreitung des Virus in Innenräumen verkaufen.
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Dabei sagt ja schon der Hausverstand, dass dies abseits von Operationssälen oder anderen speziellen Anwendungen eine veritable "Schnapsidee" darstellt, die laut Meinung nahezu aller Fachleute nur hohe Kosten aufwirft und deren Wirksamkeit bescheiden bis nicht gegeben ist. Der Grund liegt einerseits darin, dass es wesentlich effizientere Methoden zur Verhinderung von Infektionen gibt und andererseits an der mittlerweile bekannten Tatsache, dass die Übertragung nur zu einem geringen Teil über kontaminierte Oberflächen erfolgt. Sobald eine infizierte Person den Raum betritt, wird dessen hohe Aerosolpartikelabgabe zum kritischen Faktor.
Diese Einschätzung wird sowohl von der Österreichischen Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin (ÖGHMP) als auch vom deutschen Umweltbundesamt geteilt.
Vor allem - und das ist das Entscheidende - treten dadurch sinnvolle Maßnahmen gegen SARS-CoV-2 wie bessere Lüftung von Räumen, Luftreiniger und konsequentes Reinigen von Oberflächen in den Hintergrund.
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Für den Inhalt alleine verantwortlich: DI Peter Tappler, Stutterheimstraße 16-18/2, 1150 Wien
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