Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
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Die Themen dieser Woche:
- Open Doors 2020: Internationalisierungsbericht des IIE
- Covid-19 und Hochschulen
- Reiche und arme Hochschulen in den USA
- Kurznachrichten
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Liebe Leserinnen und Leser,
in dieser Ausgabe befassen wir uns mit dem Internationalisierungsbericht des Institute of International Education (IIE) und weiterhin mit dem Thema Covid-19 und Hochschulen. Wir werfen zudem einen Blick auf einen Bericht zur Stratifizierung der US-Hochschullandschaft in arm und reich und schließlich auf Kurznachrichten, die sich in dieser Woche einmal auf den Hochschulsport beschränken.
Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre, und in diesen Wochen zudem Gesundheit, Geduld und Zuversicht.
Stefan Altevogt
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Open Doors 2020: Internationalisierungsbericht des IIE
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In der vergangenen Woche hat das Institute of International Education (IIE) seine jüngste Ausgabe des Internationalisierungsberichts der US-amerikanischen Hochschullandschaft veröffentlicht, dessen Titel „Open Doors“ nun auch mit einem Copyright versehen ist. Ein Grund dafür mag sein, dass mittlerweile auch in Ländern außerhalb der USA der Wert international mobiler Studierender für die jeweils eigene Volkswirtschaft hoch eingeschätzt wird und man mit jeweils eigenen Konzepten von „open doors“ versucht, größere Teils dieses Marktes für sich zu gewinnen. Dabei ist es für große Teile des Markts (China, Indien) gegenwärtig noch sehr hilfreich, als Teil der „Anglosphere“ wahrgenommen zu werden, was derzeit vor allem auf Australien, Kanada, Neuseeland und das Vereinigte Königreich (UK) zutrifft.
Die Presseerklärung zu Open Doors 2020 beginnt allerdings mit den guten Nachrichten für die USA, dass zum fünften Mal in Folge mehr als 1 Million internationaler Studierender durch die Open Doors an die Hochschulen des Landes habe gehen sehen, dass damit der Anteil internationaler Studierender an US-Hochschulen im Schnitt bei 5,5% läge und dass die „Internationalen“ im vergangenen Jahr $44 Mrd. zur Wirtschaftsleistung der USA beigetragen hätten. Den Rückgang der Zahlen internationaler Studierender in den USA um 1,8% bezeichnet man als einen „slight decline“.
China ist nach wie vor mit zuletzt 372.000 Studierenden in den USA das mit Abstand wichtigste Herkunftsland und hier seien Wachstumsraten in zwei Bereichen zu verzeichnen gewesen, einmal in den Graduate Programmen (+3%) und einmal um 2% beim Optional Practical Training (OPT), der in STEM-Fächern – in ihnen studierten mit steigender Tendenz zuletzt bereits 52% der Internationalen in den USA – nun auf drei Jahre ausgedehnten Möglichkeit, nach Studienabschluss berufspraktische Erfahrungen zu sammeln. Zu anderen wichtigen Herkunftsländern heißt es: „India remained the second largest source of international students in the U.S., despite a 4% decline to 193,124 students. Among the top 20 places of origin, the largest percentage increases were students from Bangladesh (+7%), Brazil (+4%) and Nigeria (+3%). Saudi Arabia saw the largest percentage decrease (-17%), primarily due to changes in its government’s scholarship program.”
Weil es sich bei den jüngsten Zahlen in Open Doors um eine Aufnahme von vor der Corona-Pandemie handelt, werden sie nach Ansicht von IIE-Präsident Allan Goodman als Grundlage zur Bewertung des Einflusses von Covid-19 auf die Internationalisierung höherer Bildung dienen. Er wird mit den Worten zitiert: „The 2020 Open Doors report provides a foundational benchmark, critical for understanding the impact on international educational exchange underway today.”
Sie finden die Presseerklärung hier.
Der Einfluss von Covid-19 auf die internationale Attraktivität des Hochschulstandorts USA werde der Einschätzung von Karin Fischer im Chronicle of Higher Education zufolge einen Trend noch verstärken, den Trend nämlich, dass sich die Open Doors der USA in der internationalen Wahrnehmung weiter schließen würden. Selbst wenn man den Rückgang internationaler Studierender im vergangenen Jahr mit knapp 2% noch als erträglich einstufen würde, so führe kein Weg an der Einsicht vorbei, dass in lediglich fünf der 70 Jahre Open Doors die Zahlen rückläufig gewesen seien und diese Rückgänge fast alle als Folge der Anschläge vom 11. September 2001 hätten gewertet werden können. Sie schreibt zu den jüngsten Zahlen: „Without question, the Open Doors international-enrollment report, released this week, has gloomy news for colleges.” Mit Blick auf die Ausgabe der Open Doors im kommenden Jahr seien wegen der Pandemie noch deutlich schlechtere Zahlen zu befürchten: „An accompanying snapshot survey of more than 700 colleges found international enrollments this fall contracted 16 percent amid the pandemic. The number of new international students plummeted 43 percent.”
Sie finden den Beitrag hier.
Ein Beitrag in Forbes bemerkt prominent, dass die Zahl der internationalen Studierenden zum ersten Mal in den vergangenen 15 Jahren und bereits vor Covid-19 gefallen seien und nennt als wesentliche Gründe für diese Entwicklung „an increasingly hostile approach to immigration under the Trump administration, including travel bans and limits on student visas, plus the prospect of restrictions on skilled worker visas.“
Auf der anderen Seite werde aber auch die Konkurrenz für die USA um internationale Studierende stärker, vor allem im Vereinigten Königreich: „The U.K. is now the most favored nation for students from China, according to a survey this year, helped by lower fees, a faster route to graduation and a more relaxed visa regime.”
Sie finden diesen Beitrag hier.
Es gibt wie immer auch Zahlen zur internationalen Mobilität US-amerikanischer Studierender, die – wenn auch auf niedrigem Niveau – über die vergangenen Jahre stabil geblieben oder gewachsen sind und mit einem Plus von 1,6% zuletzt 347.000 Fälle listen, in denen ein akademischer Leistungsnachweis im Ausland erbracht worden ist. Zu den Zielen für ein Auslandsstudium und zu Tendenzen der Entwicklung heißt es: „European countries remain the most popular destination for U.S. students, hosting over 193,000 students (+3%) and accounting for more than half (56%) of all U.S. study abroad. Latin America and the Caribbean remains the second most popular region for study abroad, hosting 14%, while Asia, the third most popular region, hosted almost 12%. Study abroad to Asia increased by 6%, driven by a 16% increase in study abroad to South Korea and a 5% increase in study abroad to Japan.”
Mehr noch als vor wenigen Jahren spiegelten US-amerikanische Studierende im Ausland die ethnische Diversität des Landes, obgleich es auf diesem Weg noch Strecke zurückzulegen gäbe. Vor 20 Jahren hätten Minoritäten lediglich 15% der Auslandsstudierenden ausgemacht, mittlerweile seien es 31%, doch bis zu den 45% Anteil an Studierenden in den USA insgesamt sei es fast noch einmal so weit.
Zur einer nicht ganz unwichtigen Funktion von US-amerikanischen Studierenden im Ausland wird die Staatssekretärin für Bildung und Kultur um Department of State mit den Worten zitiert: „American students are powerful ambassadors for our nation.“
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Die kanadische Webseite University Affairs meldet in ihrem Corona-Ticker, dass die Liste der Hochschulen, zu deren Besuch internationale Studierende trotz allgemeiner Reisebeschränkungen ins Land gelassen würde, durch die Einwanderungsbehörden zuletzt erweitert worden sei.
Sie finden den Ticker hier.
Ein Beitrag der New York Times widmet sich dem Versuch der University of Michigan in Ann Arbor, so früh wie möglich zu einem „normalen“ Campusleben (einschließlich Hochschulsport) zurückzufinden und Skeptiker einer raschen Lockerung von Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 um mehr Optimismus zu bitten. Der Versuch habe nach mehr als 2.500 festgestellten Covid-Infektionen als gescheitert angesehen werden müssen und entsprechend sei eine Kehrtwende erfolgt: „The university is shifting course drastically. It has asked students not to come back to campus in January unless they have to. Each dorm room will hold only one person, forcing thousands of students to stay home or find off-campus housing. Instruction will be remote in 90 percent of classes. Students who violate certain health rules will face tougher sanctions, including automatic probation, and coronavirus tests will be mandatory for anyone coming to campus.”
Sie finden den Beitrag hier.
Der Corona-Ticker des Chronicle of Higher Education meldet, dass mittlerweile an Hochschulen in den USA mehr als 320.000 Fälle von Corona-Infektionen an mehr als 1.700 Einrichtungen bekannt geworden seien, schätzt diese Zahlen aber als einen „undercount“ ein, weil regelmäßig nur bei Symptomen getestet würde und der Eifer beim Melden von Fallzahlen von Hochschule zu Hochschule sehr unterschiedlich sei.
Der Ticker zitiert die dringende Empfehlung der Centers for Disease Control and Prevention (CDC), von Reisen und Familienfeiern zu Thanksgiving am kommenden Donnerstag abzusehen. Es heißt: „The agency explicitly cited college students’ travel home as an example of risky behavior to be avoided or modified with precautions like masking and social distancing.” Darüber hinaus zitiert der Ticker die dringende Empfehlung von Gouverneuren von sieben Bundesstaaten an die Hochschulen, Covid-Tests für dennoch reisewillige Studierende flächendeckend zur Verfügung zu stellen, bevor sie jeweils heim zu ihren Familien abreisten.
Der bereits im Sommer erkennbare und seinerzeit schon von Pandemieexperten empfohlene Weg, Studierende nach der Pause über Thanksgiving bis zum Ende des Semesters nicht mehr auf den jeweiligen Campus zurückzuholen und virtuell zu betreuen, werde von mehr und mehr Hochschulen nun auch eingeschlagen. Es heißt zu jüngsten Beispielen: „The University of Missouri at Columbia and the University of Wisconsin’s Eau Claire, River Falls, and Stout campuses are among the latest institutions to announce that most or all classes will be conducted remotely after Thanksgiving.”
Sie finden den Ticker hier.
Eine Meldung auf CBC zeigt, wie gering im Vergleich zu den USA derzeit Covid-19 an kanadischen Hochschulen verbreitet ist. Die Meldung behandelt eine Häufung von 28 Fällen an Western University und die Reaktion der Hochschule: „Of the 28 Western students now infected, all but one live off-campus. A statement from the university issued Thursday said all students and their close contacts are in isolation, including the student on campus, who lives in residence.”
Sie finden diese Meldung hier.
Inside Higher Education verfolgt, wie sich infolge der gestiegenen Infektionszahlen zwischen Allerheiligen und der kommenden Thanksgiving-Woche die Einstellung zur Frage verändert habe, ob virtuell oder in-person unterrichtet werden solle. Es heißt: „The changes made in the last two weeks have mostly involved colleges ending in-person instruction and pivoting anew to remote learning ahead of the Thanksgiving holiday, earlier than they had planned.”
Sie finden diesen Beitrag hier.
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Reiche und arme Hochschulen in den USA
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Inside Higher Education befasst sich in einem Beitrag mit einer jüngst veröffentlichten Untersuchung des sich selber als „center-left“ bezeichnenden Think Tanks „Third Way“ zu der sich immer weiter verbreiternden Kluft zwischen wenigen sehr reichen Hochschulen in den USA und vielen vergleichsweise armen. Entsprechend verbreitere sich selbst in einer statistischen Grobbetrachtung die Kluft zwischen den Beträgen, die für die Ausbildung von Studierenden ausgegeben werden könnten. So würden sog. „broad-access institutions”, also Hochschulen mit Zulassungsquoten zwischen 80% und 100% (in der Regel Community Colleges und Hochschulen mit regionalem Einzugsbereich) weniger als $15.000 pro Jahr und Studierendem aufwenden können. Dagegen könnten „highly selective institutions”, also Hochschulen mit Zulassungsquoten unter 40%, etwas mehr als $52.000 pro Studierendem und Jahr aufwenden. Weil diese highly selective institutions allerdings nicht nur per Definition sehr wenige Studierende versorgten, sondern auch vor allem Kinder aus den einkommensstärksten Schichten des Landes, würden Bildungsausgaben zu weiten Teilen nicht bei denen ankommen, die sie eigentlich am dringendsten benötigten. Damit schließe sich ein Teufelskreis: „Low-income students are likely getting professors with low salaries and fewer supports, even though these students likely need more supports and opportunities than others.”
Auf Ebene der Bundesstaaten könne die öffentliche Hand dieser Entwicklung in immer geringerem Maße entgegensteuern, denn die finanziellen Handlungsspielräume hätten sich dort in den vergangenen Jahren deutlich eingeschränkt. Inflationsbereinigt, so im Beitrag zitierte Zahlen des Center on Budget and Policy Priorities (CBPP), stünde man derzeit $6,6 Mrd. unterhalb der bundesstaatlichen Ausgaben von 2008, also unmittelbar vor den Auswirkungen der Great Recession.
Wo es noch Handlungsspielräume gäbe, nämlich auf Bundesebene, dort müsse der Entwicklung begegnet werden, sei es durch Boni für Hochschulen, die viele Kinder aus einkommensschwachen Familien versorgten, sei es durch andere besondere Förderprogramme für solche Hochschulen. Dies sei nicht nur aus moralischen Gründen angezeigt, sondern sei auch ökonomisch sinnvoll, denn je besser die Bildung, desto mehr würde verdient und entsprechend an Steuern bezahlt.
Sie finden den Beitrag hier.
Sie finden den Bericht „Why Rich Colleges Get Richer & Poor Colleges Get Poorer: The Case for Equity-Based Funding in Higher Education” hier.
Sie finden die zitierten Zahlen zum Rückgang direkter öffentlicher Investitionen in Hochschulen hier.
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Ein Beitrag befasst sich im Chronicle of Higher Education noch einmal mit den ökonomischen Dimensionen des Höhenkamms im US-amerikanischen Hochschulsport und macht dies an hypothetischen Einkommen von Spitzenspielern deutlich, wie sie kürzlich in einem Paper des National Bureau of Economic Research veröffentlicht worden seien. Gemessen an seinem „Wert“ für das Geschäft der Hochschulen mit ihren Sportmannschaften verdiene ein Quarterback einer Spitzenmannschaft etwa $2,4 Mio. pro Jahr, ein Wide Receiver $1,3 Mio. und ein Point Guard einer erfolgreichen Basketballmannschaft $1,2 Mio. Bekommen würden sie, sieht man von einem kostenfreien Studium ab, in der Tat nichts, denn als Student Athletes seien sie strikte Amateure. Einen besonderen Geschmack bekommt diese Diskrepanz zwischen Verdienst und tatsächlichem Einkommen, wenn man auf die Hautfarbe der Betroffenen schaut: „The sports that make the most money for colleges happen to be those with the highest proportion of Black athletes: About half of football and men’s basketball players are Black, while athletes in other college sports are overwhelmingly white.”
Sie finden den Beitrag hier.
Ein Beitrag der New York Times befasst sich mit der Kategorie sog. „walk-on players“ in Footballmannschaften US-amerikanischer Hochschulen, Studierende also, die nicht wegen ihrer sportlichen Fähigkeiten rekrutiert würden, sondern ohnehin eingeschrieben seien, beim Probetraining als tauglich auffielen und dann als aktive Spieler ihre Studiengebühren erlassen bekämen. Anlass des Beitrags ist der Fall eines Studierenden, der wegen der Corona-Pandemie nicht weiter für die Footballmannschaft spielen wollte und dem nach einem darauf folgendem Widerruf seines Athleten-Stipendiums eine Rechnung von $24.000 präsentiert worden sei. Der Fall „illustrates the normally unseen, cutthroat side of the business of college football, with tensions that have been magnified for athletes by the determined push to play during the pandemic.”
Sie finden diesen Beitrag hier.
Ein Beitrag auf NBC News erinnerte bereits im März daran, dass einige Hochschulen von ihren Studierenden Deckungsbeiträge zu Sportprogrammen verlangten, diese aber in der Kategorie „fees“ versteckten. Es heißt am Beispiel der James Madison University in Virginia: „Buried in each student’s yearly cost of almost $23,000 was a required fee of $2,340 solely to finance the school’s sports teams. The money was not for using the gym, or for funding student clubs and activities. It was only for underwriting the costs of athletic teams – and a student could only find out about it by visiting and searching the school’s website.”
Sie finden diesen Beitrag hier.
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