Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
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Die Themen dieser Woche:
- Studiengebühren und Studienschulden: Standpunkte bei Präsidentschaftskandidaten der Demokraten
- Droht dem College Football das Ende?
- Die USA igeln sich gegenüber China zunehmend ein
- Kurznachrichten
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Liebe Leserinnen und Leser,
in dieser Ausgabe befassen wir uns mit Standpunkten demokratischer Präsidentschaftskandidaten zur Frage von Studiengebühren und Studienschulden und mit dem „concussion war” rund um den US-amerikanischen College Football. Wir werfen zudem einen Blick auf die derzeit seitens der US-Politik zunehmend unter Sicherheitsaspekten betrachteten akademischen Beziehungen zwischen den USA und China und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche.
Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre.
Stefan Altevogt
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Studiengebühren und Studienschulden: Standpunkte bei Präsidentschaftskandidaten der Demokraten
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Mittlerweile bewerben sich 20 Politiker für die Nominierung der Demokraten, im November kommenden Jahres bei den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen (mit großer Wahrscheinlichkeit) gegen Amtsinhaber Donald Trump anzutreten. Studiengebühren, Studienkosten und vor allem Studienschulden sind dabei unter den Demokraten (mit Einschränkungen auch bei den Republikanern) als Themen erkannt worden, die Wählern vor allem in unteren und mittleren Einkommensschichten unter den Nägeln brennen. Es geht letztlich auch um einen Weg, die Abwicklung der bislang auf $1,5 Billionen geschätzten aufgelaufenen Studienschulden durch neue Abgaben zu finanzieren und dafür zu sorgen, dass nicht wieder ein derartiger Berg an Bildungsschulden entsteht. Der Chronicle of Higher Education hat daher begonnen, die Standpunkte der demokratischen Bewerber zu listen und ggf. jeweils zu aktualisieren, denn bislang haben nicht alle Bewerber in Reden oder durch Unterstützung von Gesetzesvorhaben erkennbare Standpunkte gezeigt.
Aus den Vorwahlen der Demokraten im Anlauf auf die vergangenen Präsidentschaftswahlen ist auch in Deutschland sicherlich noch der Standpunkt von Bernie Sanders bekannt, der öffentlich finanzierte Hoch- und Berufsschulen vollständig von Studiengebühren befreien und zur Entlastung der Studienschuldner die Zinsen für Studienschulden halbieren will. Zur Finanzierung der beiden Vorhaben wird der aus Wahlkampfveranstaltungen mit den Worten zitiert: „We are going to pay for [free college] with a tax on Wall Street speculation. … If we can give a trillion dollars in tax breaks to people who don’t need it, we can make public colleges and universities tuition-free all over this country, and that’s a very high priority for me.” Senator Sanders hatte diese Forderungen 2017 in den „College for All Act” gegossen, eine Gesetzesvorlage, die angesichts der Mehrheiten im US-Senat freilich nicht über das Entwurfsstadium hinausgekommen ist.
Mit Senatorin Elizabeth Warren hat in der Osternwoche eine weitere demokratische Bewerberin einen Plan zum Umgang mit Studiengebühren und Studienschulden vorgelegt, der umfassend genug ist, als eine Orientierung auch für andere Kandidatinnen und Kandidaten zu dienen. Ihr „Higher-Education Plan” sieht die Abschaffung von Studiengebühren für den Besuch öffentlich finanzierter zwei- und vierjähriger Hochschulen vor und eine drastische Maßnahme zur Bewältigung des Bildungsschuldenbergs: Haushalte mit Jahreseinkommen unter $100.000 sollen bis zu $50.000 Studienschulden komplett erlassen bekommen (dies würde derzeit 42 Mio. Haushalte betreffen). Bei Haushalten mit Einkommen zwischen $100.000 und $250.000 wird der Schuldenerlass von der Basis $50.000 um $1 für jede $3 Jahreseinkommen reduziert, so dass Familien mit $130.000 Einkommen mit einem Erlass von $40.000 rechnen können und Familien mit $160.000 Einkommen mit einem Erlass von $30.000. Es heißt weiter: „It offers no debt cancellation to people with household income above $250,000 (the top 5%).” Die Kosten der Maßnahmen werden über die kommenden zehn Jahre auf $1,25 Billionen geschätzt und finanziert werden könnten sie vollständig durch eine Vermögenssteuer von 2% auf die 75.000 Haushalte in den USA, die auf einen Wohlstand nördlich von $50 Mio. geschätzt werden, in den Worten von Warren durch eine „Ultra-Millionaire Tax”.
Einen anderen Orientierungspunkt bietet der im vergangenen Jahr auch von Warren unterstützte „Debt-Free College Act of 2018”, der in einer Partnerschaft von Bund und Bundesstaaten einkommensabhängige Studienfinanzierung verbessern und vermehrt auf Stipendien statt Darlehen setzen soll.
Beide Orientierungspunkte werden von den allermeisten Kandidatinnen und Kandidaten der Demokraten mehr oder weniger unterstützt, mit zwei bemerkenswerten Aussnahmen, die ein Schlaglicht auf den Unterschied zwischen „Küstendemokraten” und Demokraten wirft, die sich im American Heartland in eher republikanischen Milieus durchsetzen wollen. Die US-Senatorin Amy Klobuchar aus Minnesota wird mit den Worten zitiert:
„
No, I am not for free college for all … I’m just trying to find a mix of incentives … and that’s why I talked about expanding Pell Grants.”
Pete Buttigieg ist das andere Beispiel. Derzeit ist er noch Bürgermeister von South Bend, Indiana, Kennern der US-Hochschulen als Standort der katholischen University of Notre Dame bekannt und Liebhabern klassischer Automobile als Produktionsort von Studebaker-Limousinen. Buttigieg äußerst sich zum Themenkomplex von Studienfinanzierung mit einer bemerkenswerten Definiton von Fortschrittlichkeit: „Americans who have a college degree earn more than Americans who don’t. As a progressive, I have a hard time getting my head around the idea of a majority who earn less because they didn’t go to college subsidizing a minority who earn more because they did.”
Mit Joe Biden hat schließlich nun in der vergangenen Woche auch der ehemalige US-Vizepräsident seinen Hut in den Ring geworfen. Seine Position ist im Hinblick auf Studienschulden bislang noch nicht ausformuliert. Zu Studiengebühren an öffentlichen Hochschulen sagt er: „We need to commit to 16 years of free public education [also 12 Jahre bis zum Abschluss der Oberschule plus vier Jahre College] for all our children.”
Sie finden den Überblick
hier
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Sie finden den Beitrag zum Higher-Education Plan
hier
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Sie finden Details zum Plan auf der Wahlkampfseite von Elizabeth Warren
hier
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Sie finden den Debt-Free College Act of 2018
hier
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Droht dem College Football das Ende?
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Um sich ein Bild vom Stellenwert von Sport für US-amerikanische Hochschulen und hier insbesondere in der Ausprägung als „American Football” zu verschaffen, könnte man sich etwa die Liste der größten Sportstätten in den USA ansehen. Die ersten 15 Plätze werden von 18 Football-Stadien zumeist öffentlich finanzierter US-amerikanischer Hochschulen belegt, erst dann folgen Spielstätten des Profi-Footballs. In sehr vielen Fällen stehen die Stadien zentral auf den Campi der Hochschulen, gewissermaßen als Kirchen, doch anders als Kirchen werden sie zum eigentlichen Zweck (Heimspiele der Hochschulmannschaft) nur etwa sieben Mal im Jahr benutzt. Dann sind sie aber voll, auch bei Kapazitäten jenseits der 100.000 (acht College-Stadien überschreiten derzeit diese Kapazitätsgrenze), was etwa an Orten wie Ann Arbor (110.000 Einwohner), dem Flaggschiff der University of Michigan, bei Heimspielen der Michigan Wolverines zu menschenleeren Straßen im Ort führt.
Ein Beitrag in der New York Times diskutiert die Frage, ob American Football als zentraler Hochschulsport in den USA seinen Zenit überschritten haben könnte. Hintergrund des Beitrags ist die Entscheidung zweier Mitglieder im Hochschulrat der University of Colorado, aus der Linie der Unterstützung für das dortige Football-Programm auszuscheren und die mit dem Sport in Verbindung stehenden inhärenten Risiken höher zu bewerten, als den Nutzen im Hinblick auf Indentifikationsstiftung und Fund-Raising. Football sei ein brutaler Kontaktsport, das sei schon länger bekannt. Neu (genaugenommen nicht mehr so ganz neu) seien die tödlichen Langzeitfolgen der Hirnschädigungen, die dem Football angelastet würden. Es heißt zur Entscheidungsfindung im Hochschulrat zum Abschluss eines Vertrags mit dem Trainer Mel Tucker, der für knapp $15 Mio. für fünf Jahre von der University of Georgia abgeworben werden sollte: „Tucker (…) runs a football program that has produced at least a half-dozen players (…) who have killed themselves. Other former players are alive but afflicted by severe post-concussion problems.”
Die zwei abweichenden Stimmen in der Sitzung des Hochschulrats hätten zwar nicht den Vertrag mit Tucker verhindern können, doch: „Another cannon had been fired in the football concussion wars.”
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Die USA igeln sich gegenüber China zunehmend ein
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Inside Higher Education meldet unter Bezugnahme auf Beiträge des National Public Radio (NPR) und der New York Times einen Bearbeitungsstau bei der Erteilung von US-Visa für Graduate Students aus China. Es heißt: „The news about visa delays and cancellations comes in the context of increasing scrutiny of U.S.-China research collaborations and concerns on the part of the White House, members of Congress and federal granting agencies about the theft of sensitive academic research by competitor countries.“
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Der Beitrag auf NPR stellt die jüngste Entwicklung deutlich in den Kontext wachsender Konkurrenz zwischen den beiden Ländern und schreibt: „Visas are the latest weapon in a growing rivalry between the U.S. and China. This year, the U.S. canceled visas for a number of prominent Chinese scholars with government links over concerns that such exchanges are conduits for peddling influence and for espionage. Increased scrutiny has delayed visas to hundreds of Chinese students. Meanwhile, American academics continue to fail to receive visas to China.”
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Der Beitrag der New York Times dreht sich um eine Initiative des Federal Bureau of Investigation (F.B.I.), das die USA insgesamt von den akademischen Beziehungen mit China bedroht sieht, und schreibt: „It follows the warning of the F.B.I. director, Christopher A. Wray, at a Senate hearing last year that China presented ‘a whole-of-society threat on their end’ that required a ‘whole-of-society response’.”
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Der Saskatoon Star Phoenix zitiert den Präsidenten der University of Saskatchewan (U of S), Peter Stoicheff im Hinblick auf das Verhältnis kanadischer Hochschulen zu China mit den Worten: „Canadian universities should stay the course with their China relationships despite the political issues that are circulating in and beyond China at the moment.” Studierende aus China machten derzeit mehr als 40% der internationalen Studierenden an der U of S aus.
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Ein Beitrag der Canadian Broadcasting Corporation (CBC) befasst sich mit Plänen der neuen Provinzregierung in Ontario, die öffentlichen Zuwendungen an Hochschulen enger an Leistungsmerkmale wie Studienerfolg und Arbeitsmarktchancen zu knüpfen. Der Beitrag zitiert den Präsidenten der den Plänen kritisch gegenüberstehenden Ontario Confederation of University Faculty Associations mit den Worten: „Performance-based funding pits one university against another, it generates inequities across the university system ... and almost never succeeds in actually achieving the target improvements that it seeks to do and in fact often exacerbates problems in the system.”
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Inside Higher Education meldet Probleme eines weiteren gewinnorientierten Hochschulunternehmens in den USA und schreibt: „National American University will close campuses and focus on online programs in response to declining enrollments.” Die Einschreibungszahlen an der noch vor vier Jahren fast 10.000 Studierende zählenden Einrichtung waren bis Februar dieses Jahres auf unter 4.000 und die Einnahmen entsprechend gesunken.
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Ein Beitrag befasst sich im Chronicle of Higher Education mit den Folgen schließender bzw. bereits geschlossener Hochschulen für die Studierenden. In den vergangenen fünf Jahren habe es nach Schätzungen des Bildungsministeriums etwa 500.000 Betroffene infolge von 1.200 Schließungen von Hochschulen bzw. Hochschulstandorten gegeben. Es heißt: „Most are age 25 or older. About one in four are at least 35 years old. (…) College closures don’t just disproportionately hurt older students. They have severely hit low-income students, too: Nearly 70 percent of undergraduates at closed campuses received need-based Pell Grants. Black and Hispanic students also bear the brunt. About 57 percent of displaced students are racial minorities. Most of the closures have one thing in common: It was a for-profit college that shut down.”
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Ein Beitrag im The Globe and Mail hebt die Rolle Kanadas im Scholar Rescue Fund (SRF) des Institute of International Education (IIE) hervor. Es heißt: „Canada has played a major role in acting as a safe haven for at-risk academics. (…) Canada has enabled almost 30 professors, researchers and scientists to come to universities across Canada to continue their work.”
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Die New York Times meldet einen Ausbruch von Masern in Kalifornien und schreibt: „More than 200 university students and employees in Los Angeles were given quarantine orders on Wednesday and Thursday, just days after a measles outbreak was declared in Los Angeles County.”
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Redaktion:
Benedikt Brisch, Stefan Altevogt, Jessica von Tresckow
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