Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
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Die Themen dieser Woche:
- US Department of Education erleichtert das Geschäft für For-Profits
- $1,8 Mrd. und der „American Dream”
- Verwaltung von Hochschulen und Politik
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Liebe Leserinnen und Leser,
in dieser Ausgabe befassen wir uns mit der Wiederzulassung des Accrediting Council for Independent Colleges and Schools (ACICS) und mit zwei Beiträgen der New York Times zum „American Dream”. Wir werfen zudem einen Blick auf Tipps für Hochschulverwaltungen und das Verhältnis von Akademia zur Politik, und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche.
Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre.
Stefan Altevogt
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US Department of Education erleichtert das Geschäft für For-Profits
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Die Washington Post meldete am vergangenen Mittwoch, dass das US Department of Education unter Leitung von Betsy DeVos den bis Dezember 2016 für die Akkreditierung von gewinnorientierten Hochschulen in den USA zuständigen und dann durch die Obama-Administration von dieser Zuständigkeit enthobenen Accrediting Council for Independent Colleges and Schools (ACICS) wieder mit Entscheidungsgewalt ausstatten wolle. Zum Hintergrund dieser Entscheidung heißt es: „In December 2016, the Obama administration ruled that (...) ACICS should no longer be allowed to serve as a gatekeeper between colleges and billions of dollars in federal financial aid. It concluded that the agency was incapable of rectifying years of lax oversight and ‘exhibited a profound lack of compliance’ with the ‘most basic’ responsibilities of an accreditor. (…) The move is one in a number of steps DeVos has taken to undo an Obama-era crackdown that she argues unfairly targeted for-profit schools for scrutiny not applied to other colleges. But critics say she is propping up an industry with a record of misleading students and poor educational outcomes.”
Man gehe allerdings davon aus, dass die Entscheidung noch vor Gericht angefochten werde.
Sie finden die Meldung
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Der Chronicle of Higher Education ist von der Entscheidung nicht überrascht, denn es habe sich bereits im September angekündigt, dass das Bildungsministerium unter DeVos die Aufsicht über den gewinnorientierten Bereich der Hochschullandschaft deutlich unternehmerfreundlicher gestalten wolle als zu Zeiten Obamas. Im September habe das Ministerium an den ACICS geschrieben, dass er nur noch in zwei Punkten gegen die Bedingungen für eine Wiederzulassung verstoße und das ein Jahr eingeräumt werde, auch hier „Complience” nachzuweisen.
Es heißt zum nun vollzogenen Schritt: „In a written statement, Liz Hill, the department’s press secretary, confirmed that ACICS would be granted ‘continued recognition’ on the condition that it submit compliance reports related to the two criteria, and that it also submit ‘annual monitoring reports’ on four other criteria.”
Sie finden den Beitrag
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Ein Beitrag auf Inside Higher Education macht darüber hinaus den politischen Willen hinter der Entscheidung deutlich, der sich über Sachargumente hinweggesetzt habe. Es heißt: „A (…) comprehensive internal review of ACICS conducted by career staff at the Education Department released this summer found the accreditor failed a majority of federal standards. Those findings were not considered in the recommendation to reinstate the agency.”
Der Beitrag geht auch auf die Opposition gegen die Entscheidung seitens demokratischer Politiker und Studierendenverbänden ein. Der demokratische Abgeordnete Bobby Scott, von vielen als kommender Vorsitzender des Bildungsausschusses im Repräsentantenhaus gehandelt, wird mit den Worten zitiert: „This decision will expose hardworking people across the country, including many servicemembers and veterans, to schools that routinely leave students with crippling debt, non-transferrable credits, and no degree, while leaving taxpayers to foot the bill.”
Der Beitrag gibt zudem eine wenig optimistische Prognose zur Akkreditierungsagentur selber, selbst wenn die neue Regelung des Bildungsministeriums vor Gericht Bestand haben sollte. Sie leide vor allem darunter, dass ihr seit Dezember 2016 gleichermaßen Personal und Kunden abhanden gekommen seien. Es heißt: „The accreditor oversaw 245 colleges as of 2016. But roughy 70 ACICS institutions who receive Title IV funds haven’t yet found recognition from another accreditor remain, according to analyses from the Center for American Progress. And the largest chain of schools still overseen by the accreditor, Education Corporation of America, looks to be facing serious questions about its financial viability.”
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$1,8 Mrd. und der „American Dream”
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Am 18. November sorgte der ehemalige Bürgermeister der Stadt New York und Unternehmer Michael Bloomberg mit der Ankündigung für weltweites Aufsehen, seiner Alma Mater, Johns Hopkins University, über die bislang gespendeten $1,5 Mrd. hinaus weitere $1,8 Mrd. zur Verfügung zu stellen, damit die Hochschule unabhängig von den jeweiligen finanziellen Voraussetzungen jeden zum Studium zulassen kann, der akademisch geeignet erscheint.
In einem mit „Why I’m Giving $1.8 Billion for College Financial Aid” erläuterte Bloomberg am selben Tag, warum diese „need-blind admission” zu den Spitzenhochschulen des Landes in seinen Augen eine zentrale Rolle für den „American Dream” spiele, also für das Vertrauen, dass die Gesellschaft meritokratisch und ein sozialer Aufstieg über Verdienst möglich sei. Bloomberg habe dies selber so erfahren dürfen, wenn auch, wie er sagt, mit etwas Glück. Er schreibt: „I was lucky: My father was a bookkeeper who never made more than $6,000 a year. But I was able to afford Johns Hopkins University through a National Defense student loan, and by holding down a job on campus. My Hopkins diploma opened up doors that otherwise would have been closed, and allowed me to live the American dream.”
Bloomberg sei dankbar für diese Gelegenheit und habe diese Dankbarkeit dann auch finanziell ausgedrückt, sobald es ihm möglich gewesen sei. Er schreibt: „I gave my first donation to Hopkins the year after I graduated: $5. It was all I could afford. Since then, I’ve given the school $1.5 billion to support research, teaching and financial aid.” Jetzt fände er es an der Zeit, Johns Hopkins University mit weiteren $1,8 Mrd. dabei zu helfen, ihren bereits eingeschlagenen Weg zur „need-blind admission” zu Ende zu gehen.
Seine jüngste Spende sei freilich nur ein (vielleicht etwas größerer) Tropfen auf dem heißen Stein: „Hopkins is one school. A recent analysis by The Times found that at dozens of America’s elite colleges, more students came from the top 1 percent of the income scale than from the entire bottom 60 percent of that scale – even though many of those lower-income students have the qualifications to get in.”
Weil eine sehr gute Hochschulbildung aber nach wie vor der Königsweg für sozialen Aufstieg sei, müsse insgesamt mehr dafür getan werden, das Hochschulsystem auch in seinen Höhenlagen für untere Einkommensschichten erschwinglicher zu machen. Er sei hier mit einem guten Beispiel vorangegangen und hoffe, dass man ihm folge: „We need more graduates to direct their alumni giving to financial aid. I’m increasing my personal commitment (…). But it’s my hope that others will, too, whether the check is for $5, $50, $50,000 or more. (…) There may be no better investment that we can make in the future of the American dream — and the promise of equal opportunity for all.”
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Sie finden die von Bloomberg zitierte Untersuchung
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Am selben Tag brachte die New York Times auf derselben Titelseite unter der provokanten Überschrift „The American Dream Is Alive. In China” einen Beitrag zur im Vergleich mit den USA vergleichsweise großen sozialen Dynamik in China – wenngleich auf einem noch deutlich geringeren Gesamtniveau. Würde man den „American Dream” als die reelle Chance begreifen, dass es von Generation zu Generation „aufwärts” gehe und dass die eigene Leistung wesentlich für soziale Mobilität sei, dann hätte China in den vergangenen Jahrzehnten die USA als Ort des „American Dream” abgelöst. Dies habe Folgen. Es heißt: „China is still much poorer over all than the United States. But the Chinese have taken a commanding lead in that most intangible but valuable of economic indicators: optimism. In a country still haunted by the Cultural Revolution, where politics are tightly circumscribed by an authoritarian state, the Chinese are now among the most optimistic people in the world – much more so than Americans and Europeans, according to public opinion surveys.”
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Verwaltung von Hochschulen und Politik
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David D. Perlmutter, im Hauptberuf Dekan des College of Media & Communication an der Texas Tech University und nebenberuflich Autor der Kolumne „Career Confidential” im Chronicle of Higher Education, hat sich dort jetzt mit fünf Sätzen unvergesslich gemacht, die jede Führungskraft an Hochschulen im Schlaf aufsagen können sollte. Vier davon fallen in die Kategorien von Vorsicht vor übereilten Entscheidungen und Vertrauen in eingeübte Verfahren. Der fünfte (Doppel-)Satz lautet „Thank you for everyone’s contributions. Now it’s time to make a decision” und betrifft ein Grundproblem von Selbstverwaltung, wenn Verwalter und Verwaltete aus demselben akademischen Holz geschnitzt sind. Er schreibt: „Because we [as administrators] must get so much input from so many (bright) people, matters can drag on for years and often end in a series of compromises that do not really constitute a true decision at all, just a continuation in another form of the status quo.” Man werde als Führungskraft dafür bezahlt, zu führen, und wenn einem die anstehende Frage ausreichend ausdiskutiert erscheine (das Kriterium ist die Wiederholung derselben Argumente), solle man möglichst rasch entweder eine Entscheidung herbeiführen oder aber selber entscheiden.
Eine schöne salvatorische Klausel am Schluss vergisst der Autor auch nicht, wenn er schreibt: „While in many cases, it will make sense for you to repeat one of these five tried-and-true phrases, don’t be too rigid about it. At the end of the day, flexibility married to consistency is what will allow you to survive and thrive in academic administration.”
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Ein weiterer Beitrag im Chronicle of Higher Education zeichnet den Versuch der Informatik-Professorin Tracy Mitrano nach, als demokratische Herausforderin des republikanischen Amtsinhabers Tom Reed im ländlichen Upstate New York die dort überwiegend zu Trump neigende Mehrheit davon zu überzeugen, dass eine eher der politische Mitte zuzurechnende Plattform die bessere Wahl sei. Sie unterlag mit zehn Prozentpunkten Abstand zu Reed. In einem Gespräch mit dem Chronicle erörtert sie mögliche Gründe, warum sie mit den ihrer Meinung nach vernüftigen Zielen bei den Wählern unzureichend Gehör gefunden habe. Zwei der Interviewfragen zielten dabei auf die (vermeintliche) Kluft zwischen Akademia und Wählern. Zum einen wurde sie gefragt, ob ihren Beruf als Hochschulprofessorin einen Vorteil oder ein Handicap im Wahlkampf empfunden habe. Sie antwortete mit: „It was an asset, but people assumed it would be a liability. I came from a modest background. My father never graduated high school. My mother was a barmaid. I grew up working in my father’s downtown restaurant, and met people from all walks of life. If I had been an academic transplant to the area, I doubt I would have been successful. But because I came from this background and brought my education to these issues, a lot of people appreciated I was thoughtful, that I was really trying to understand the issues, instead of just coming out with a position, with mischaracterizations and hyperbole and fear-mongering, which is what politics is today.”
Die andere Frage lautete: „Why do you think people are resentful of higher education?” Die Antwort reflektiert auf einen Grundbestand von Anti-Intellektualismus in US-amerikanischer Politik und auf die derzeit vor allem von politisch rechts stehenden Kräften angeheizte Abneigung gegen Eliten. Doch könnten beide Faktoren nur deshalb so wirksam werden, weil infolge politischer Fehler die Situation Vieler prekär geworden sei. Sie spricht von „a reality in people’s lives that I don’t blame them for having” und schreibt: „As a woman who’s the head of the farm bureau in one of our counties here said to me: ‘I regret urging my daughter to go to college. She’s 30 years old now and she can’t get out from under the debt.’ That kind of statement is a knife in the heart to someone who has dedicated her career to higher education. But it’s not her fault, and it’s not her daughter’s fault. It is the fault of American politics and the failure to address campaign finance and the ways these large corporations influence our lives.”
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Inside Higher Education meldet die Aufnahme eines Strafverfahrens gegen die ehemalige Präsidentin der Michigan State University, Lou Anna K. Simon, und schreibt: „Simon resigned in January after revelations of the breadth of abuse by Nassar, who sexually assaulted hundreds of women both in his role as a former team doctor at the institution and with the U.S. gymnastics team.” Sie solle sich durch Falschaussagen bei den Ermittlungen gegen Nassar strafbar gemacht haben und ihr drohten bis zu vier Jahre Haft.
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Der Chronicle of Higher Education ergänzt: In a statement, a university spokeswoman wrote that Simon is now taking a leave of absence from the institution, where she had returned to the faculty after stepping down as president in January. ‘We are aware of the charges brought today against former President Simon (…). She is taking an immediate leave of absence, without pay, to focus on her legal situation’.”
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Ein Beitrag befasst sich in der New York Times mit dem Problem, dass auf der einen Seite das öffentlich finanzierte Schulsystem breite politische Unterstützung genießen würde, auf der anderen Seite aber die Geldbörsen der Wähler für Bildungszwecke zumindestens auf Ebene der Bundesstaaten hartnäckig zugeknöpft blieben. Es heißt: „Polls showed that the public supported (…) teachers across the country who protested low pay and classroom funding. And a diverse group of candidates, Democratic and Republican, were elected after casting themselves as education champions. But many voters, particularly in conservative and swing states, were unwilling to open their wallets to send state tax dollars to educators and classrooms.” Der Beitrag diskutiert zwei Lösungen des Widerspruchs, von denen die eine, nämlich „tax the rich”, noch erstaunlich unpopulär geblieben sei. Als die andere Möglichkeit böte sich eine Lösung auf lokaler Ebene an: „Voters did open their pocketbooks for local classrooms, if not for those statewide. In Miami; Toledo, Ohio; Charleston, W.Va.; and other cities, they raised or renewed municipal taxes to finance their own districts, demonstrating that the most popular school spending, unsurprisingly, happens closest to home.”
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Inside Higher Education meldet eine beginnende Zusammenarbeit von privaten Universitäten und öffentlich finanzierten, zweijährigen Hochschulen bei der Einrichtung von auf raschen Durchsatz hin getrimmten Studiengängen für Krankenpflegerinnen und -pleger. Es heißt: „Public-private partnerships between universities and community colleges are growing as national demand for nurses with bachelor’s degrees is increasing. The institutions are attempting to stave off a projected shortfall of more than a million nurses in coming decades.” Landesweit gäbe es derzeit etwa 3 Mio. Krankenpflegerinnen und -pleger, davon gut die Hälfte mit Bachelor-Abschluss. Für 2022 rechne man mit einem Bedarf von etwa 4 Mio. und davon sollten 80% einen Bachelor-Abschluss haben. Ob und wie schnell der Bedarf gedeckt werden könne, hänge allerdings nicht zuletzt vom Ausgang der Debatte zwischen den beiden großen Berufsverbänden ab. Es heißt dazu: „Whether the associate or the bachelor’s degree should be the decisive credential for entry into the nursing profession has been the subject a long-running debate in the nursing industry.” Die sich jetzt abzeichnende Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Hochschultypen lasse nun die Umrisse eines möglichen Kompromisses erkennen.
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Im Calgary Herald begründet der Vice-Provost International der University of Calgary, Janaka Ruwanpura, die Notwendigkeit einer Internationalisierungsstrategie für Hochschulen mit den Worten: „More than ever, we’re in the business of not only developing but circulating both knowledge and talent all over the world. By collaborating across borders in a wide range of intellectual activities at other universities, our scholars are helping to tackle complex global issues such as climate change, clean and affordable energy and poverty. With the current seismic shifts in global geopolitics, it’s even more important to connect with others to better understand how things work and how to solve the challenges we face.“
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