Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
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Die Themen dieser Woche:
- Vereidigung der Regierung Biden/Harris
- Covid-19 und Hochschulen
- Leistungsnachweise an Hochschulen sollten aussagekräftiger werden
- Kurznachrichten
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Liebe Leserinnen und Leser,
wir befassen uns in dieser Ausgabe mit Reaktionen auf die Vereidigung der neuen US-Regierung Biden/Harris am vergangenen Mittwoch und weiterhin mit dem Thema Covid-19 und Hochschulen. Wir werfen zudem einen Blick auf die Forderung nach aussagekräftigeren Leistungsnachweisen und schließlich wie immer auf Kurznachrichten der Woche.
Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre.
Stefan Altevogt
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Vereidigung der Regierung Biden/Harris
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Am Freitag vor der Vereidigung der neuen Regierung von Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris wurden die Namen zur Besetzung der Spitzenpositionen im White House Office of Science and Technology Policy (OSTP) bekannt, nämlich der Mathematiker und Biologe Eric Lander als Direktor, die Soziologin und ehemalige Präsidentin des Social Sciences Research Council (SSRC), Alondra Nelson, als stellvertretendende Direktorin und – zusätzlich mit gemeinsamen Leitung des President’s Council of Advisors on Science and Technology (PCAST) betraut – die Chemikerin Frances Arnold vom California Institute of Technology und die Astronomin Maria Zuber vom Massachusetts Institute of Technology (MIT). Wichtiger als die nun bekannt gewordenen Namen ist allerdings die Aufwertung des von Lander eingenommenen Postens zu einem vollwertigen Mitglied des Kabinetts Biden/Harris, erstmals in der Geschichte des 1976 eingerichteten OSTP. Landers Vorgänger, Kelvin Droegemeier, war – nachdem Trump sich 18 Monate mit der Besetzung des Postens Zeit genommen hatte – dem Chief of Staff des Präsidenten unterstellt und hatte daher nicht, wie die meisten seiner Vorgänger, einen direkten Zugang zum Oval Office.
Ein Beitrag des American Institute of Physics verweist auf die grundlegende Bedeutung dieser Aufwertung des OSTP und befasst sich mit dem Schreiben, in dem Biden den Aufgabenhorizont für Lander umrissen hatte. Er solle in Antworten auf fünf Fragen skizzieren, wie Bildung und Forschung die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes und seine Sicherheit für die kommenden Dekaden befördern könnten. Der Beitrag erinnert dabei an die historische Parallele eines Schreibens von Franklin D. Roosevelt an Vannevar Bush, dessen Antwort als „Science – the Endless Frontier“ bekannt und „Gründungsurkunde“ der National Science Foundation (NSF) geworden sei.
Sie finden den Beitrag hier.
Ein Beitrag im Scientific American macht zudem deutlich, dass die Aufwertung wissenschaftlich begründeter Politikberatung durch die neue Regierung auch einer übergeordneten Dimension Rechnung trägt, nämlich der nach dem infolge Trump dringend gewordenen Bedarf nach einer Einigung darauf, was als Fakten und Evidenz gelten darf. Hierzu heißt es: „We need to agree on the evidence – so we can disagree on what to do in light of it.“
Sie finden diesen Beitrag hier.
Zu den ersten Maßnahmen der neuen Regierung gehörte noch am Tag der Amtseinführung die Unterzeichnung zahlreicher „Executive Orders“ durch Präsident Biden, darunter auch das Ende von Einreiseverboten aus einigen afrikanischen und einigen vorwiegend muslimischen Ländern und die Verlängerung des sog. „Deferred Action for Childhood Arrivals (DACA)“-Programms, das Kinder illegaler Einwanderer bis zur endgültigen Klärung ihres jeweiligen Aufenthaltsstatus vor Abschiebung schützt. In einer Presseerklärung schreibt die Leiterin von NAFSA: Association of International Educators: „By ending the Travel Ban to Muslim-majority and African countries, the new administration again made it federal policy not to discriminate against those seeking to come to the United States based on their religion or country of origin. By reviving the DACA program, we again show that this country cares about the safety and security of those who grew up as Americans although they were brought here as children.”
Sie finden die Presseerklärung hier.
Der Chronicle of Higher Education hat zum Amtsantritt der neuen Regierung einen Ticker mit hochschul- und bildungspolitischen Meldungen eingerichtet.
Der Ticker meldet die Empfehlung des neuen Bildungsministeriums, mit dem Accrediting Council for Independent Colleges and Schools (ACICS) einer wichtigen Akkreditierungsagentur für gewinnorientierte Hochschulen die Zulassung zu entziehen. Es heißt: „The accreditor’s status is scheduled to be debated next month by a federal advisory panel before the new Education Department leadership will decide whether to, once again, revoke ACICS’ status as a gatekeeper of federal student aid.”
Der Gesetzesvorschlag der neuen Regierung zu einer umfassenden Neuregelung von Immigration und Integration bereits im Lande befindlicher, aber noch undokumentierter Immigranten, lasse zudem die Herzen von Internationalisierungsverantwortlichen an US-amerikanischen Hochschulen höher schlagen. Es heißt: „The bill, which was to be sent to Congress on Biden’s first day in office, would make it easier for foreign graduate students with STEM degrees to remain in the United States, by exempting them from caps on visas, according to a summary of the legislation by The National Law Review.”
Sie finden den Ticker hier.
Die zitierte Auflistung der Einzelheiten finden Sie hier.
Ein Beitrag auf Inside Higher Education befasst sich mit den angekündigten Änderungen von Richtlinien, nach denen Hochschulen mit Diskriminierung und sexueller Gewalt umgehen sollen. Die sog. „Title IX“-Bestimmungen so zu fassen, dass alle Beteiligten überwiegend damit zufrieden seien oder wenigstens damit leben könnten, sei allerdings wegen der Komplexität der Materie (etwa Opferschutz vs. Unschuldsvermutung oder Regelungsbedarf vs. Compliance-Aufwand) eine größere Herausforderung, die zudem durch folgenden Aspekt nicht vereinfacht würde: „The Biden administration’s path to well-received Title IX requirements is further complicated by outstanding allegations of sexual misconduct against Biden.“
Sie finden diesen Beitrag hier.
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Der oben zitierte Ticker des Chronicle of Higher Education meldet zudem die Veröffentlichung von Richtlinien der Regierung, nach denen die einzelnen Bundesministerien Schulen und Hochschulen beim sicheren Betrieb unter Covid-Bedingungen unterstützen können.
Sie finden den Erlass hier.
Der Covid-Ticker des Chronicle of Higher Education meldet, dass mehr als 1.500 Studierende der Arizona State University ihre jeweiligen Mietverträge in den Studierendenwohnheimen auf dem Campus gekündigt hätten und zitiert einen Studierenden mit den Worten: „I was paying so much money just to sit in a room by myself on a computer.“
Die William Paterson University in New Jersey wolle infolge Covid-bedingter Umsatzeinbußen zwischen 60 und 100 Fakultätsstellen und zehn Ausbildungsprogramme streichen.
Die University of Alabama at Tuscaloosa räume ihren Angestellten nun jeweils 80 Stunden bezahlter „Covid-19 leave“ ein und führe damit ein Ende Dezember ausgelaufenes Bundesprogramm fort.
Eine im Dezember durchgeführte Umfrage unter Studierenden habe ergeben, dass mehr als die Hälfte der Befragten kein besonders großes Vertrauen in ihre jeweiligen Hochschulleitungen mehr hätten, die Pandemie noch einigermaßen erfolgreich bewältigen zu können. Es heißt: „Half of respondents – including 55 percent of Latinx students and 59 percent of Black students – believed their college ‘only cares about the money it can get from me’.”
Sie finden den Ticker hier.
Der Covid-Ticker auf Inside Higher Education meldet die Absicht von Brown University, die Festveranstaltung zum Beginn des neuen Semesters live, aber ohne Zuschauer durchführen zu wollen.
Rice University im texanischen Houston sehe sich einer Sammelklage von Studierenden gegen die Praxis gegenüber, trotz Coronabeschränkungen volle Studiengebühren gefordert zu haben. In der Klageschrift heiße es: „Plaintiff and the members of the class have all paid for tuition for a first-rate education and on-campus, in-person educational experiences, with all the appurtenant benefits offered by a first-rate university. Instead, students like plaintiff were provided a materially different and insufficient alternative, which constitutes a breach of the contracts entered into by plaintiff with the university.”
Sie finden diesen Ticker hier.
Inside Higher Education meldet die Entscheidung des Kansas Board of Regents, als Aufsichtsgremium über die öffentlich finanzierten Hochschulen des Bundesstaats Entlassungen auch von unter normalen Umständen unkündbaren Fakultätsmitgliedern (tenured faculty) zu ermöglichen. In der Entscheidung heiße es: „In light of the extreme financial pressures placed on the state universities due to the COVID-19 pandemic, decreased program and university enrollment, and state fiscal issues,” any employee [including one with tenure] may be suspended, dismissed, or terminated from employment by their respective university.”
Sie finden die Meldung hier.
An der kanadischen Ostküste kehre man unterdessen zu einer „Normalität“ von vor Covid-19 zurück. So meldet CBC, dass das Holland College die allermeisten seiner Studierenden wieder am Campus habe, nachdem das Chief Public Health Office der Provinz Prince Edward Island das Hygienekonzept der Hochschule abgesegnet habe.
Sie finden diese Meldung hier.
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Leistungsnachweise an Hochschulen sollten aussagekräftiger werden
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In einem Beitrag auf Inside Higher Education fordert Fred Cutler, Professor für Politikwissenschaften an der University of British Columbia (UBC) und Mitbegründer der Videoplattform WeVu, dass Studiennachweise deutlich aussagekräftiger gemacht werden sollten, um Studierenden besser zu helfen und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. Er zitiert aus dem bereits 2017 veröffentlichten Bericht des Higher Education Quality Council of Ontario (HEQCO) den Befund: „Current credential and accreditation system does not serve students well.” Weltweit würde gleichlautende Kritik an den seit Generationen unveränderten Leistungsnachweisen geäußert, doch bislang noch weitgehend ohne Erfolg bei den Hochschulen. Er schreibt: „The fact is that institutions should be embarrassed by the standard transcripts they have been issuing, unchanged for a century, and students should demand better.”
An einigen Hochschulen, darunter auch die UBC, nähme man die Kritik mittlerweile ernst und habe erste Verbesserungen eingeführt. So würden an UBC in den Leistungsnachweisen jetzt die Titel der Kurse in ihrer jeweiligen Langform aufgeführt, dazu die Beschreibungen der Kursinhalte aus den kommentierten Vorlesungsverzeichnissen, weiterhin „aggregated statistics for each student on the number of writing assignments, pages written, peer reviews, oral presentations, hours of group work, research designs, primary research, internships and service learning“ und schließlich eine Auflistung von erworbenen Fähigkeiten und der Vorlesungen, Seminare und Übungen, in denen diese Fähigkeiten jeweils vertieft worden seien.
Datengestützt würde ein solches Vorgehen zu deutlich aussagekräftigeren Leistungsnachweisen führen, für die Studierenden während ihres Studiums und für die Verwendung in der späteren beruflichen Laufbahn. Er schreibt dazu: „We’ll (...) work to integrate the rich transcripts with efforts to support students and alumni in their career preparation and job search by building a set of accompanying materials to help students understand how to use their rich transcript as they start their career journey.
Sie finden den Beitrag hier.
Sie finden den zitierten HEQCO-Bericht hier.
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In Kanada mache man sich seit der Amtseinführung von Biden/Harris Sorgen um den Bestand der Vorteile, die der kanadische Hochschulstandort für internationale Studierende noch während der Trump-Administration gegenüber dem südlichen Nachbarn genossen habe. Ein im Globe and Mail veröffentlichter Beitrag des Präsidenten der University of Toronto, Meric Gertler, gehe davon aus, dass die Wirkung der beiden „Windfalls“ für den Studienstandort Kanada, Brexit und Trump, schnell nachlassen würden und eine umfassende Strategie zur Erhaltung der internationalen Attraktivität notwendig sei: „We need a comprehensive strategy to maintain and enhance Canada’s talent advantage. Our future prosperity depends on our capacity to invest in people, communities and opportunity.”
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Die University of Windsor hat einer Pressemitteilung zufolge eine Vereinbarung mit Air Canada getroffen, die internationalen Studierenden der Hochschule günstigere Konditionen einräume. Ein leitender Mitarbeiter der Hochschule wird mit den Worten zitiert: „Co-operation between the University of Windsor and Air Canada will facilitate the flight booking process while offering exclusive promotional rates for our students as they start their educational journey.”
Sie finden die Pressemitteilung hier.
Das berufsbezogene Collège Boréal im kanadischen Ontarion geht mit der Zeit und bietet nun einen 40-stündigen Online-Ausbildungsgang zur Wartung batteriebetriebener Fahrzeuge an. Eine Hochschulmitarbeiterin wird in einer Meldung mit den Worten zitiert: „Collège Boréal is proud to be the first college to offer training in maintenance of battery electric vehicles.”
Sie finden die Meldung hier.
In einem Beitrag für Inside Higher Education schildern Sonali Majumdar und Jenny Schneider anhand dreier Aspekte die Vorteile internationaler Erfahrungen während der Promotion und der Postdoc-Phase für die jeweilige Karriere. Sie schreiben: „We highlight the exceptional strengths of international researchers, who make bold life decisions, take major leaps to follow their instincts and dreams, build new lives at the intersection of their personal and professional identities, and form international networks through collaborations. These life strengths are valuable as international researchers contemplate the directions of their future lives in an evolving global workforce.”
Sie finden den Beitrag hier.
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