Die ersten Tage der zweiten Trump-Administration 

Am ersten Tag im Amt hat US-Präsident Donald Trump eine historisch hohe Anzahl von Exekutivanordnungen unterzeichnet. Trump widerrief 78 Dekrete der Biden-Administration, einschließlich Bidens Anordnung zur Entwicklung sicherer KI-Technologien und einer Reihe energie- und klimarelavanter Massnahmen. Darüber hinaus kündigte der neue Präsident eine neue America First Außen- und Handelspolitik an und rief einen nationalen Energienotstand aus. 


Handelspolitische US-Behörden sind aufgefordert, ihre aktuelle Politik und geltende Abkommen mit US-Handelspartnern neu zu überprüfen. Dabei sollen sie mögliche Maßnahmen für einen Neuabgleich der US-Handelsbilanzen vorschlagen. Genehmigungsverfahren für Energieförderungs- und Infrastrukturprojekte sollen beschleunigt werden. Kontrollen auf unautorisierte Grenzüberquerungen werden verschärft und Asylanträge erschwert. Außerdem werden die USA das Pariser Klimaabkommen wieder verlassen und das Mindestbesteuerungsabkommen der OECD nicht unterzeichnen. 


Von Trumps designierten Kabinettsmitgliedern ist bislang nur Marco Rubio als neuer US-Außenminister vom Senat bestätigt worden. Die Senatsabstimmung über den designierten Finanzminister Scott Bessent soll kommende Woche stattfinden. Andere Kabinettskandidaten, wie der designierte Wirtschaftsminister Howard Lutnick, müssen sich zunächst noch einer Anhörung vor dem relevanten Senatsausschuss unterziehen. (jm) 

„America First Trade Policy“-Memorandum 

In einem Memorandum weist US-Präsident Trump seine neuen Kabinettsmitglieder an, bis zum 1. April 2025 in mehreren Bereichen Überprüfungen einzuleiten und politische Empfehlungen vorzubereiten. Dabei sollte besonderes Augenmerk auf die Ursachen des anhaltenden Handelsdefizits, die De-minimis-Ausnahme, unfaire Außenhandelspraktiken und die Auswirkungen des Handelsabkommens USMCA gelegt werden. Außerdem sollen Währungsmanipulationen, Migrationsströme sowie der Schmuggel der Droge Fentanyl untersucht und bekämpft werden. Im Fokus stehen hier insbesondere Kanada, Mexiko und China. Trump fordert außerdem die Einrichtung eines External Revenue Service (ERS) zur Erhebung von Zöllen, Abgaben und anderen Einnahmen im Zusammenhang mit dem Außenhandel sowie die Überprüfung der Antidumping- und Ausgleichszollgesetze (AD/CVD) und deren Einhaltung durch ausländische Regierungen und Befragte. 


Das Memorandum fordert USTR auf, den Marktzugang für US-Unternehmen, Arbeitnehmer, Landwirte, Viehzüchter und Dienstleister durch die Aushandlung bilateraler oder sektorspezifischer Abkommen zu erweitern. 


In Bezug auf China fordert das Memorandum das Büro des US-Handelsbeauftragten auf, die Ergebnisse der vierjährigen Überprüfung der Section-301-Zölle zu analysieren – insbesondere im Hinblick auf industrielle Lieferketten und Umgehungen durch Drittländer – und Empfehlungen für weitere Untersuchungen oder zusätzliche Zolländerungen abzugeben. Trump fordert auch die Überprüfung von Gesetzesvorschlägen, die den Status Chinas als regulären Handelspartner (PNTR) in Frage stellen würden.  


Zur wirtschaftlichen Sicherheit fordert das Memorandum eine Überprüfung der Wirksamkeit der Ausschlüsse, Ausnahmen und anderer Maßnahmen zur Anpassung der Stahl- und Aluminiumimporte im Hinblick auf die nationale Sicherheit. Die Außen- und Wirtschaftsminister werden beauftragt, Schlupflöcher in den Exportkontrollrichtlinien zu identifizieren und zu beseitigen, um den Transfer strategischer Güter, Software, Dienstleistungen und Technologien an strategische Rivalen einzuschränken. Das Memorandum fordert außerdem eine Überprüfung und einen Maßnahmenvorschlag zur Regelsetzung durch das Office of Information and Communication Technology and Services (ICTS) für vernetzte Fahrzeuge, einschließlich der Frage, ob andere vernetzte Produkte in Betracht gezogen werden sollten. Präsident Trump fordert außerdem eine Überprüfung der Richtlinien für Auslandsinvestitionen, einschließlich der Frage, ob die Executive Order 14105 vom 9. August 2023 (Addressing United States Investments in Certain National Security Technologies and Products in Countries of Concern) geändert oder ersetzt werden sollte und ob die endgültige Regelung mit dem Titel „Provisions Pertaining to U.S. Investments in Certain National Security Technologies and Products in Countries of Concern“, 89 Fed. Reg. 90398 (15. November 2024), die die Executive Order 14105 umsetzt, ausreichende Kontrollen enthält, um Bedrohungen der nationalen Sicherheit zu begegnen. 

  

Memorandum zur OECD zum Global Tax Deal 

Im Jahr 2021 hatten die Biden-Regierung und 137 Länder einen internationalen Mindeststeuersatz von 15 Prozent vereinbart, der von großen Unternehmen gezahlt werden sollte. In einem Memorandum von US-Präsident Trump werden die Verpflichtungen der USA im Zusammenhang mit dem globalen Steuerabkommen der OECD abgelehnt, sofern sie nicht vom Kongress verabschiedet werden. Außerdem werden das US-Finanzministerium und USTR angewiesen, ausländische Steuern und Steuerpraktiken zu ermitteln, die US-amerikanische Unternehmen unverhältnismäßig stark belasten. Weiter sollen sie innerhalb von 60 Tagen Maßnahmen empfehlen, die der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit der USA Vorrang einräumen. (sh) 

BIS erteilt neue Exportkontrollen auf KI-Technologien 

In der letzten Woche der Biden-Administration kündigte das Bureau of Industry and Security (BIS) eine neue Regelung an, die Genehmigungspflichten für die Ausfuhr von hochentwickelten integrierten Schaltkreisen (ICs) und führenden KI-Modellen vorsieht. Das BIS hat dafür drei Ländergruppen mit unterschiedlichen Beschränkungen je nach Standort und Hauptsitz des Unternehmens festgelegt. Gruppe 1 beinhaltet die Vereinigten Staaten und 18 in der Regelung benannte Länder, darunter enge Partner wie Deutschland. Für sie gelten die geringsten Beschränkungen. Unternehmen der Gruppe 3 mit Sitz in bedenklichen Ländern wie China, Russland und Iran, müssen mit einer Verweigerung rechnen. Für Unternehmen aus allen anderen Ländern (Gruppe 2) gelten Obergrenzen für die Ausfuhr fortschrittlicher Chips, die pro Unternehmen und pro Land gelten. Länder in Gruppe 2 können fortschrittliche ICs bis zu einer Höchstmenge von 50.000 NVIDIA H100-Chips im Rahmen von einmaligen Ausfuhrgenehmigungen importieren. Dieses Limit kann durch ein Regierungsabkommen mit den USA verdoppelt werden, wenn bestimmte Sicherheitsanforderungen erfüllt werden. Unternehmen in Ländern der Gruppe 1 können außerdem bis zu 1.700 H100-äquivalente Chips im Rahmen der Low Processing Performance-Lizenzausnahme erhalten, die nicht auf das Länderlimit angerechnet werden. Unternehmen mit Hauptsitz in Ländern der Gruppen 1 und 2 können sich zudem für den Status von Universal Verified End Users (UVEU, betrifft Mitglieder der Gruppe 1) oder National Verified End User (NVEU, für Mitglieder der Gruppe 2) bewerben. UVEU- und NVEU-Unternehmen müssen sich an eine Reihe von Sicherheitsvorschriften halten, aber dafür erhalten sie Lizenzausnahmen und dürfen eine erhöhte Anzahl von Hochleistungschips importieren. 


Allerdings gibt es auch für Länder der Gruppe 1 Beschränkungen bei der Ausfuhr von KI-Modellen, die mit mehr als 10^26 Rechenoperationen trainiert wurden. Bislang hat dieses Level jedoch noch kein öffentlich bekanntes Modell erreicht. Open-Source-Modelle sind von dieser Beschränkung ausgenommen. 


US-Wirtschaftsvertreter haben sich kritisch über die neue Regelung geäußert. Sowohl der Information Technology Industry Council (ITI) als auch die Semiconductor Industry Association (SIA) erklärten, die Regelung würde der Wettbewerbsfähigkeit der USA schaden. Außerdem sei die Regelung ohne Beteiligung der Industrie erlassen worden. Der ITI forderte die neue Trump-Administration auf, die Regelung zurückzuziehen.  


Die neuen Kontrollen sollen nach einer 120-tägigen Frist zur Stellungnahme in Kraft treten. Einige physische und sicherheitsrelevante Anforderungen an VEU müssen erst ab dem 15. Januar 2026 eingehalten werden.  

 

Trump hebt Bidens KI-Exekutivanordnung auf 

Der neue US-Präsident Donald Trump hat das Dekret seines Vorgängers Joe Biden zur Entwicklung vertrauenswürdiger und sicherer KI von Oktober 2023 widerrufen. Die Anordnung hatte US-Behörden aufgefordert, neue Regeln gegen mögliche Diskriminierung durch KI-Systeme oder KI-generierte Falschinformationen zu schaffen und etablierte Gremien für die Erarbeitung von freiwilligen Standards mit großen KI-Entwicklern. Trump und einige seiner Unterstützer aus der US-Techbranche hatten diese Maßnahmen als benachteiligend für die US-Wettbewerbsfähigkeit im globalen KI-Rennen bezeichnet. (jm) 

Trump Administration beginnt Umbau der US-Energie- und Klimapolitik 

Ein großer Teil der am ersten Amtstag von Trump unterzeichneten Dekrete und Memoranda läutet eine Neuausrichtung der US-Energiepolitik und ein Ende der US-Klimapolitik ein. Per Dekret rief Präsident Trump einen nationalen Energienotstand als Reaktion auf eine laut ihm unzureichende Energieversorgung und -infrastruktur der USA aus, die durch die Biden-Administration verschärft worden sei. Das Dekret unterstreicht die Notwendigkeit eines zuverlässigen und erschwinglichen Energiesystems, um die Wirtschaft, die militärische Bereitschaft und die globale Wettbewerbsfähigkeit zu unterstützen. Es betont, dass die derzeitigen Schwachstellen im Energiebereich, insbesondere an der Westküste und im Nordosten, eine erhebliche Bedrohung für die nationale Sicherheit darstellen. Ziel sei es, die USA „energiedominant“ zu machen. Die Anordnung weist eine Reihe an Regierungsbehörden an, wenn möglich, Notstandsbefugnisse zu nutzen, um den Bau und den Transport von Energieressourcen zu beschleunigen, unter anderem durch die Nutzung des Defense Production Act. Ferner wird die Anwendung von Notfallgenehmigungsverfahren im Rahmen des Clean Water Act und des Endangered Species Act angeordnet, um Infrastrukturprojekte zu beschleunigen. Solar-, Windkraft- und Batterieprojekte sind nicht inkludiert. Darüber hinaus werden die Regierungsbehörden eine koordinierte Bewertung der Energieinfrastruktur vornehmen und die Erschließung kritischer Rohstoffe stärker priorisieren. Details zur Nutzung der Notstandsbefugnisse sind unklar und werden erst in den kommenden Monaten ausgearbeitet werden. Einige Analysten halten es sogar für denkbar, dass den Betreibern von Kohlekraftwerken verboten werden könnte, ihre Kraftwerke vom Netz zu nehmen. 


Die USA werden erneut aus dem Pariser Klimaabkommen austreten, wohl aber in der UN Rahmenkonvention UNFCCC verbleiben. Dasselbe Dekret nimmt auch den „U.S. International Climate Finance Plan“ zurück und hebt ein Verbot der Förderung von fossilen Energieprojekten mit US-Hilfsgeldern aus Bidens Amtszeit auf. Ebenfalls aufgehoben wurden zwölf Biden-Dekrete mit Bezug zu Klima- und Umweltschutz, darunter das Ziel der US-Regierung selbst bis 2050 klimaneutral zu sein und die US-Elektromobilitätsziele bis 2030. Von besonderer Bedeutung war für die Trump Administration die Rücknahme von Bidens Genehmigungsstopp für neue LNG-Exportgenehmigungen und deren Erneuerung. 


Präsident Trump ordnete ebenfalls an, alle Zahlungen von Geldern (nicht Steuergutschriften) des Inflation Reduction Act und Bipartisan Infrastructure Law zu stoppen, bis die neuen Ministerien und Behörden diese auf ihre Mittelverwendung und Ziele prüfen können. Ein zweites Memorandum versucht den Umfang zu präzisieren, nichtsdestotrotz herrscht Unklarheit über Zeithorizonte und Reichweite der Pause. Laut Gesetz kann der Präsident Gelder, die bereits vom Kongress autorisiert wurden, nicht blockieren (sog. impoundment), jedoch wohl temporär aussetzen, bis die Implementierungen und konkret geförderten Programme und Mittelverwendungen auf die Kompatibilität mit den Zielen der neuen Regierung geprüft wurden. Mittelumschichtungen und Neuausrichtungen von Infrastruktur- und Energieprogrammen gelten als wahrscheinlich. 


Ferner ordnete der Präsident einen Stopp aller laufender Regel- und Implementierungsprozesse bis zur Überprüfung durch die neue Administration an. In der Energie-, Umwelt- und Klimapolitik betrifft dies allen voran die ausstehende Implementierung der Strafzahlung bei Methanlecks in der Öl- und Gasindustrie, die Abgasnorm für Fahrzeuge bei der EPA, eine Verschärfung der Regulierung von Ethylenoxid und anderen Chemikalien bei der EPA, eine Energieeffizienzregel für Elektromotoren, zwei Regulierungen zur Verschärfung der Sicherheitsbestimmungen für Pipelines und eine Regulierung zu Sicherheitsstandards für CO2- Pipelines. 


Präsident Trump kündigte ebenfalls den Versuch an, Bidens Verbot neuer Gebietsausweisungenfür die Offshore-Öl- und Gasproduktion zu beenden. Trump strich stattdessen temporär die gesamte kontinentale US-Küste von der Ausgabe weiterer Lizenzen für den Offshore-Windausbau. Er verkündete während der Unterzeichnung nicht ein Windrad in seiner Amtszeit bauen zu wollen. 


Weitere Dekrete beschäftigen sich spezifisch mit der Erschließung von Alaskas fossilen und mineralischen Ressourcen, mit der Aufhebung von Energieeffizienzregeln und dem Versuch, Kalifornien das Recht zu entziehen, seine eigenen Abgasnormen und Verkaufsverbote für Verbrennermotoren umzusetzen.


Letzte Regeln der Biden Administration: Definition förderfähigen Wasserstoffs 

Die Biden Administration veröffentlichte in den finalen Wochen ihrer Amtszeit einige letzte Regulierungen. Fast zweieinhalb Jahre nach der Verabschiedung des Inflation Reduction Act (IRA) ist nun auch die finale Regel der Steuergutschrift für die Produktion von sauberem Wasserstoff (45V) fertiggestellt. Die finale Fassung übernimmt einige Änderungsvorschläge der Industrie, unter anderem die Möglichkeit, dass in einigen Fällen Wasserstoff aus Kernenergie förderfähig ist. Die zentrale Debatte konzentrierte sich auf die Gestaltung des stündlichen Matching und die Inkrementalitätsanforderungen sowie die zugrunde gelegten Methanleckraten bei der Produktion von blauem Wasserstoff. Der Übergang zum stündlichen Matching wurde auf das Jahr 2030 verschoben, ein Zeitplan ähnlich dem der Europäischen Union. Die Steuergutschrift und ihre Implementierungsregel enthält keinen Ausschluss von Bauteilen, die außerhalb der USA zusammengebaut wurden, das heißt deutsche Exportgüter können in subventionierten US-Wasserstoffprojekten verwendet werden. Es ist unklar, ob die Implementierung in dieser Form in der Trump Administration bestehen bleiben wird. (pm)

Anfang Januar war Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), zu Besuch in Washington. Gemeinsam mit den RGIT-Kollegen traf sie sich mit den Büros diverser US-Kongressabgeordneter und Vertretern politischer Think Tanks und Interessenvertretungen. Als Ehrengast auf dem gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung veranstalteten Neujahrsempfang äußerte sie sich zuversichtlich, dass die Handelsbeziehungen zwischen den USA und Deutschland als tragende Säule der wirtschaftlichen Zusammenarbeit beider Länder Bestand hält. (srs)

Informationen des Representative of German Industry and Trade (RGIT) in Washington, DC

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Die Washington News berichten über aktuelle wirtschafts- und handelspolitische Entwicklungen
in den USA.

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