Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
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Die Themen dieser Woche:
- Einschreibungszahlen an US-Hochschulen im vergangenen Herbst
- University of Arizona will deutlich wachsen und so zukunftsfähiger werden
- Covid-19 und Hochschulen
- Kurznachrichten
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Liebe Leserinnen und Leser,
wir befassen uns in dieser Ausgabe mit einer soeben durch den Test-Anbieter College Board vorgelegten Analyse jüngster Einschreibungszahlen an US-Hochschulen und mit Wachstumsplänen der University of Arizona. Wir werfen zudem einen Blick auf Meldungen zur bevorstehenden „Wiederaufnahme des Normalbetriebs“ an US-amerikanischen Hochschulen zum kommenden Herbstsemester und wie immer auf verschiedene Kurznachrichten.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre, Gesundheit, Geduld und Zuversicht.
Stefan Altevogt
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Einschreibungszahlen an US-Hochschulen im vergangenen Herbst
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Die durch das Research Center des National Student Clearinghouse (NSC) regelmäßig vorgelegten Zahlen zu Einschreibungen an US-Hochschulen (wir berichteten in der zweiten Ausgabe im April) waren in ihrer jüngsten Ausgabe insofern bemerkenswert als sie einen durch Covid-19 noch einmal beschleunigten, aber auch ungleich verteilten Schrumpfungsprozess in der Hochschullandschaft dokumentierten.
Jetzt hat der Anbieter des Hochschulzugangstests SAT, die Firma College Board, die NSC-Zahlen um eigene Daten zu den Testergebnissen von Studienanfängern ergänzt und analysiert. Wenn man von der Richtigkeit der Annahme ausgeht, dass Covid-19 im vergangenen Jahr einen ohnehin bestehenden Veränderungsprozess lediglich beschleunigt habe, dann seien die Zahlen keine gute Nachricht für die zweijährigen Hochschulen des Landes, die fast 12% ihrer Studierenden verloren hätten, gegenüber 2,8% weniger Studierenden an öffentlich finanzierten vierjährigen Einrichtungen und einem Minus von 4,5% an privaten Colleges.
Als zweite Erkenntnis bringt der Bericht, dass die Anfängerkohorten des vergangenen Herbsts im Durchschnitt schlechtere Oberschulabschlüsse gehabt hätten, als unter normalen Umständen zu erwarten gewesen wäre. Man führt dies auf eine Covid-spezifische Situation zurück, in der die Kandidaten mit den besseren Noten eher zu einem Gap Year als zu einem Studienbeginn unter Covid-Bedingungen tendiert hätten. Es heißt: „Students with higher high school grades may have made room at four-year colleges for students with lower high school grades. (...) These enrollment shifts may have implications for the college outcomes of the class of 2020 as well as the admission prospects of students graduating in the high school class of 2021.”
Covid-19 habe sich an zweijährigen Hochschulen nicht nur bei den Neueinschreibungen stärker negativ ausgewirkt als in anderen Bereichen der Hochschullandschaft, sondern auch bei den Studienabbrechern, von denen es an Community Colleges im vergangenen Jahr fast 5% mehr gegeben habe als im Jahr zuvor, während in den anderen Bereichen die Abbruchquote um unter 1,5% gestiegen sei.
Vom Sonderfall Covid-19 abgesehen sei die Abbruchquote bzw. ihr Kehrwert „retention rate“ allerdings nach wie vor deutlich eine Funktion der Erschwinglichkeit von Hochschulbildung. Hierzu heißt es: „Retention rate changes appear to be related to college affordability, with the largest retention rate decreases (3.2%) occurring at private nonprofit four-year colleges with published tuition and fees in excess of $45,000.”
Die Pandemie habe schließlich auch erstmals einen Zusammenhang aufgebrochen, der bislang stets nahegelegt habe, dass in Zeiten wirtschaftlicher Krisen mehr Menschen an Hochschulen drängten, vor allem an Einrichtungen wie Community Colleges, die mit vergleichsweise niedrigen Studiengebühren lockten. Dies sei im vergangenen Jahr nicht mehr der Fall gewesen. Es heißt: „Research identifies a longstanding countercyclical pattern in college enrollment, where worsening labor market opportunities during economic downturns spur increases in college enrollment as workers invest in new skills and ride out the recession labor market. (...). The relatively lower tuition in the public two-year sector means that it is frequently community colleges that experience the largest increases in enrollment during recessions. In contrast to all prior analyses of recessions(...) the historically affordable public two-year sector experienced the most substantial declines in enrollment and retention rates.”
Sie finden den Bericht hier.
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University of Arizona will deutlich wachsen und so zukunftsfähiger werden
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In der vergangenen Ausgabe hatten wir uns mit der Arizona State University (ASU) und den dort von deren Präsident Michael Crow betriebenen Wachstumsplänen befasst, in deren Zentrum eine effizientere Nutzung der Lehre für deutlich größere Studierendengruppen mittels virtueller Formate steht.
In der jüngsten Ausgabe des Chronicle of Higher Education findet sich ein Beitrag zu den Wachstumsplänen der in Tucson ansässigen University of Arizona, die als Mitglied der Association of American Universities (AAU) zu den etwa 60 forschungsstärksten Hochschulen der USA zählt (ASU ist derzeit kein Mitglied) und immer wieder genannt wird, wenn von „Public Ivy“-Hochschulen die Rede ist, also von den exzellenten unter den öffentlich finanzierten Universitäten. Im vergangenen August habe die Universität mit der Ashford University eine gewinnorientierte Online-Hochschule erworben und wolle damit ihr Lehrangebot massiv vor allem in Richtung berufsbegleitendem Studium ausweiten. Der Beitrag erörtert nun die Frage, ob sich die Erwartungen, die man mit dem Kauf verbunden habe, mittel- bis langfristig würden erfüllen können. Es heißt: „The forecasts, which one observer described as ‘rosy’, are also evidence of the growing pains that public institutions have encountered in the first few years after taking over for-profit colleges, both before and during a historic pandemic.”
Zu den Erwartungen heißt es, dass der nach dem Erwerb der Ashford University im Dezember gegründete University of Arizona Global Campus in seinem ersten Betriebsjahr $415 Mio. an Nettoeinnahmen aus Studiengebühren generieren solle, ein Betrag, der im darauffolgenden Jahr auf $433 Mio. ansteigen werde. Wie optimistisch diese Erwartungen seien, zeige ein Vergleich mit den letzten Erträgen aus Studiengebühren von Ashford vor ihrer Übernahme durch die University of Arizona. Sie hätten bei $384 Mio. gelegen und es sei nicht ersichtlich, wie die neue Einheit ohne weitere Investitionen und deutlich höhere Einschreibungszahlen zu den avisiert höheren Erträgen kommen wolle.
Seitens der Universität räume man zwar ein, mit den Einschreibungszahlen derzeit noch hinter den Erwartungen zurückzubleiben, doch setze man auf den exzellenten Ruf der University of Arizona und die Hoffnung, dass der Name der Ashford University, belastet mit Verurteilungen wegen Irreführung Studierender, schnell in Vergessenheit gerate. Ein dazu ausreichender Werbeetat sei allerdings noch nicht veranschlagt. Der Beitrag vergleicht dazu die angepeilten ca. $15 Mio. im Jahr mit den Werbeetats einer anderen „Mega University“, der Southern New Hampshire University, die zuletzt knapp $140 Mio. in Werbung gesteckt habe. Dass man vermutlich eher in diesen Regionen investieren müsse, zeige der Vergleich mit Purdue Global, einer entsprechenden Initiative von Purdue University. Es heißt: „Poor enrollment ultimately persuaded leaders at Purdue Global to spend more on marketing. Since that advertising blitz, Purdue Global’s enrollments improved even as its advertising budget reverted to the mean – evidence, the institution argues, of heightened brand awareness.”
Sie finden den Beitrag hier.
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Die US-Regierung will mit einer „COVID-19 College Challenge“ dafür sorgen, dass der weit überwiegende Anteil von Studierenden zu Beginn des Herbstsemesters geimpft sein wird. Das Weiße Haus und das Bildungsministerium fordern dazu alle Hochschulen des Landes zur intensiven Mitarbeit auf, dass die noch bestehende „Impflücke“ bis zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli geschlossen werden könne. In der Presseerklärung heißt es: „Participating colleges commit to taking three key actions to help get their campus communities vaccinated: engaging every student, faculty, and staff member; organizing their college communities; and delivering vaccine access for all.”
Sie finden die Presseerklärung hier.
Der Chronicle of Higher Education meldet eine neue Richtlinie der Centers for Disease Control and Prevention (CDC), nach der Hochschulen mit geimpften Studierenden und Mitarbeitern nun wieder in den Normalbetrieb gehen könnten.
Sie finden die Meldung hier.
Der Chronicle of Higher Education meldet weiterhin, dass in Übereinstimmung mit CDC-Richtlinien, nach denen Geimpfte keine Masken mehr tragen müssten, die Maskenpflicht an zahlreichen Hochschulen aufgehoben werde. In manchen Bundesstaaten seien für diesen Schritt aber nicht die Empfehlungen der CDC ursächlich, sondern politische Weisungen. Es heißt: „In some cases, the campus policy change has been dictated by state legislation that bans mask mandates, as can be seen in Oklahoma, Utah, and Texas.”
Sie finden diese Meldung hier.
Eine Liste der aktuelle 470 Hochschulen, die für ihre Studierenden und Mitarbeiter Covid-Schutzimpfung verbindlich vorschreiben, finden Sie hier.
CBC meldet, dass sich die Hochschulen der kanadischen Provinz Ontario derzeit darüber Gedanken machten, ob Impfungen für auf dem Campus lebende Studierende trotz möglicher rechtlicher Bedenken nicht verbindlich vorgeschrieben werden sollten. Es heißt: „Last week, Western University in London, Ont. announced that students living in residence this fall will be required to have at least one dose of a COVID-19 vaccine.”
Sie finden diese Meldung hier.
Inside Higher Education meldet Sorgen angehender Studierender und ihrer Eltern, dass am für den Hochschulzugangstest SAT vorgesehenen Samstag, 5. Juni nicht genügend Testzentren geöffnet haben würden. Aus einer Stellungnahme des Testanbieters College Board heißt es: „For the May 2021 weekend administration, almost 75 percent of the students who registered were able to test, compared with only 43 percent back in August when we began to administer the SAT during the pandemic.”
Sie finden diese Meldung hier.
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Die kanadische Saint Mary’s University will mit einem Auftritt in neuem Gewand und einer stärkeren Einbindung ihrer mehr als 50.000 über den gesamten Globus verteilten Alumni unter dem Motto „World Without Limits“ dafür sorgen, auch über ihren Sitz in Halifax, Nova Scotia hinaus bekannter zu werden. Der Hochschulpräsident wird dazu mit den Worten zitiert: „It is time for Saint Mary’s University to assert our place boldly among the top Canadian universities and proclaim our advantages at home and around the globe.”
Sie finden die Pressemitteilung hier.
In einem Beitrag für die Higher Education Strategy Associates legt Alex Usher nahe, die Namen von McGill University und Ryerson University zu hinterfragen. Vor allem dränge sich das im Falle Ryerson auf, dessen Name für die Einrichtung von „Residential Schools“ stehe. Es heißt: „The question (...) is (...) we all – settlers and Indigenous peoples alike – believe that the evil done in Canada’s name through Residential Schools is so great that it requires us to expunge from public nomenclature. I’m not convinced that’s the case; the Truth and Reconciliation Commission (TRC) didn’t, in its recommendations on commemoration, prioritize re-naming at all.“ Usher vermutet, dass es die Langsamkeit der Umsetzung von TRC-Empfehlungen sei, die gerade den Druck für einen eher symbolischen Akt erhöhe, einfach nur Ryerson aus dem Namen der Hochschule zu streichen.
Sie finden den Beitrag hier.
In einem Gastbeitrag anlässlich des 100. Jahrestags eines „Tulsa Race Massacre“ genannten Pogroms gegen die afroamerikanische Bevölkerung der Stadt Tulsa in Oklahoma schreibt der Schauspieler Tom Hanks angesichts der in US-amerikanischen Geschichtsbüchern noch fehlenden Kapitel zu problematischeren Aspekten von Werden und Sein der USA: „Should our schools now teach the truth about Tulsa? Yes, and they should also stop the battle to whitewash curriculums to avoid discomfort for students.”
Sie finden diesen Beitrag hier.
Die New York Times meldet die außergerichtliche Einigung der Schulverwaltung in Cincinnati mit den Eltern von Gabriel Taye, der sich im Alter von acht Jahren 2017 das Leben genommen hatte, weil er sich dem Mobbing in der Schule hilflos ausgesetzt gesehen hatte. Es heißt: „The Cincinnati Public Schools has agreed to pay his family $3 million and to create a more robust anti-bullying system that would be monitored twice a year by lawyers for Gabriel’s parents.”
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