Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
|
|
Die Themen dieser Woche:
- Mögliche Reaktion auf den „Enrollment Crash”: Ausweitung des Rekrutierungsfelds
- Influencer als Helfer beim Hochschulmarketing?
- Offenheit statt „Trust Us”
- Kurznachrichten
|
|
Liebe Leserinnen und Leser,
in dieser Ausgabe
befassen wir uns mit verstärkten Rekrutierungsbemühungen in bislang im terziären Sektor unterrepräsentierten Bevölkerungsschichten und mit der Frage, wie sinnvoll „Influencer” für das Hochschulmarketing sein können. Wir werfen zudem einen Blick auf eine sich derzeit vor dem Hintergrund von Skandalen verändernde Informations- und Kommunikationskultur zu Großspenden an US-Hochschulen und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche.
Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre.
Stefan Altevogt
|
|
Mögliche Reaktion auf den „Enrollment Crash”: Ausweitung des Rekrutierungsfelds
|
|
Die aufgrund demografischer Entwicklungen kleiner werdenden Kohorten möglicher Studierender sind eine der größten Sorgen in der US-amerikanischen Hochschullandschaft und Hochschulleitungen wünschen sich, das ihre jeweiligen Einrichtungen nicht Opfer des „Enrollment Crashs” werden. Eine der möglichen Überlebensstrategien ist es, jenseits der Kohorten traditioneller Studierender zu suchen, etwa im Rahmen von Fortbildung für Menschen außerhalb der Altersgruppe zwischen 18 und 25. Eine andere Strategie ist es, aus den Kohorten von Oberschulabsolventen mehr Menschen an die Hochschulen zu bekommen, vor allem aus den bislang vom terziären System „underserved minorities”. Dazu ist man auch auf die Hilfe von Studienberatern an Oberschulen angewiesen.
Im Chronicle of Higher Education findet sich ein Beitrag zu einer Studienberaterin an einer Oberschule im ländlichen Arizona, wo einmal im Jahr für umliegende Oberschulen eine Veranstaltung zu Karriereberatung durchgeführt werde. Die ländlichen Bereiche Arizonas, hier die Umgebung von Flaggstaff, seien oft weit entfernt von den Hochschulen urbaner Verdichtungsräume, entsprechend „weit entfernt” seien Oberschüler oft von dem Gedanken an ein Studium, selbst wenn sie leistungsmäßig durchaus dafür in Frage kämen. Man habe also das Netz weiter ausgeworfen und eine Großveranstaltung so terminiert, dass mögliche Studierende mit ihren Eltern auch aus entfernteren Regionen des Bundesstaats teilnehmen könnten. Es heißt: „College Night is now a widely promoted regional get-together. Whether you live amid Northern Arizona’s pine-rich forests, or in its sprawling deserts, or at the far corner of one of its many Indian reservations, you’re welcome to come join the bustling pre-college spectacle.” In diesem Jahr sei die Veranstaltung von 800 Oberschülern besucht worden.
Sie finden den Beitrag
hier
.
Ein anderer Beitrag widmet sich der Arbeit einer Studienberaterin, die in Prichard, Alabama, einer ökonomisch weit abgehängten und zu fast 90% von Afro-Amerikanern bewohnten Gegend, versucht, Oberschüler für einen Hochschulbesuch zu begeistern. Die statistischen Zahlen machten deutlich, wie schwer diese Arbeit sei: Liege der Anteil der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze landesweit bei knapp 15%, so seien es in Prichard über 35% und gegenüber einem landesweiten Anteil der Bevölkerung über 25 mit wenigstens dem Bachelor’s Degree von knapp 31% läge er in Prichard bei gut 11%. So bedrückend die Ausgangslage auch sein möge, so vielversprechend sei eben auch das Potenzial. Landesweit gäbe es zahlreiche solcher Potenziale, die zu erschließen sich ein Projekt mit Namen „SOAR” vorgenommen habe. Die Abkürzung stehe für „Students + Opportunities + Achievements = Results” und es heißt: „SOAR is part of a multifaceted, nationwide effort to raise college-going rates among low-income students and students of color. It’s an effort that involves not only providing information, but also raising expectations. While racial and income gaps in college attendance have narrowed in recent years, black and Hispanic students still trail their white peers. And students from families in the highest-income quartile are five times more likely to graduate with a bachelor’s degree by age 24 than students in the lowest-income quartile.”
Sie finden diesen Beitrag
hier
.
|
|
Influencer als Helfer beim Hochschulmarketing?
|
|
Im US-amerikanischen Hochschulmarketing haben über akademische Rankings hinaus auch Rankings der allgemeineren Kategorie „Student Experience” (etwa: „Best Party School, based on student reviews and nightlife statistics”) große Bedeutung. Die Hochschul-Reputationen werden zudem in steigendem Maße von sozialen Medien bestimmt und entsprechen wichtig wird es im Hochschulmarketing, auch hier Einfluss nehmen zu können.
Ein Beitrag auf Inside Higher Education stellt die Frage, ob es bei der Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und den Meinungsführern auf sozialen Medien möglicherweise Grenzen zu beachten gäbe. An einer Zusammenarbeit führe derzeit allerdings kein Weg vorbei, denn: „When teenagers are looking for information about what it’s really like to go to a college, they rarely consult college brochures or university websites. Instead, they just turn to social media.”
Der Beitrag nennt zur Illustration eines möglichen Dilemmas das Beispiel von Olivia Jade Giannulli, deren Video-Tour durch das Studentenwohnheim auf der einen Seite 1,6 Mio. mal gesehen worden sei, die aber auf der anderen Seite ihre Zulassung zum Studium an der University of Southern California (USC) den Schmiergeldzahlungen ihrer Mutter, der Schauspielerin Lori Loughlin, zu verdanken gehabt hätte und die darum mittlerweile nicht mehr an der USC sei.
Es sei für die Hochschulen geradezu verlockend, sich einfach diejenigen Studierenden mit größeren Jünger-Zahlen rauszupicken und über sie die Inhalte der Einrichtungen zu vermitteln. Allerdings seien Influencer nicht so ohne weiteres bereit, als Sprachrohr zu dienen. Geld würde vielleicht helfen, doch zu viel Geld sähe vermutlich nicht gut aus. Es heißt: „Uncertainty about how much institutions should pay students, if at all, has caused some trepidation. There are also questions about how best to disclose the relationship between institution and student, and how much institutions should control what students say.”
Trotz aller Fragen ginge die Entwicklung langsam aber deutlich in Richtung einer Zusammenarbeit mit Influencern, so etwa an Temple University in Philadelphia: „At Temple, campus influencers are approached by the communications team to ask if they might be interested in creating content for the university’s YouTube channel. The university also organizes student ‘takeovers’ on Instagram and Snapchat, where students take control of the channel for a day. Paid student positions have been created for student video bloggers, who typically work for a semester at a time (...) Students in these roles have created videos about studying abroad, given tours of their favorite spots on campus and answered questions such as ‘what’s in my book bag’ and ‘how to survive finals week’. Most of the videos have thousands of views.”
Sie finden den Beitrag
hier
.
|
|
Offenheit statt „Trust Us"
|
|
Tufts University entferne einer Meldung auf Inside Higher Education zufolge derzeit alle Hinweise auf eine frühere Zusammenarbeit mit der Familie Sackler, die auf der einen Seite als Eigner der Firma Purdue Pharma für die Opioid-Krise verantwortlich gemacht werde, auf der anderen Seite aber auch Großspender der Hochschule gewesen sei. Es heißt hinsichtlich der in der Vergangenheit geflossenen Mittel: „The university does not plan to return any donations to the Sacklers or the drug maker they own, Purdue Pharma, Tufts leaders said. Instead they plan to spend the donated funds for their intended purposes, like health science research.”
Sie finden die Meldung
hier
.
Auch der Chronicle of Higher Education berichtet über die Entscheidung an Tufts und erläutert die Hintergründe, warum gerade diese Hochschule in dem Sackler-Skandal besonders exponiert sei: „Purdue employees had taught a seminar about opioids as part of the master’s program and had worked with people at Tufts to develop a publication for patients, ‘Taking Control of Your Pain’. Purdue and Tufts employees met and ‘discussed ways in which they could better coordinate their activities’, (…) and in November 2017, when opioids were well known for their addictive and destructive effects, Purdue’s chief executive offered to meet with Monaco ‘to promote Purdue’s contentions about opioids’.”
Als wesentliche Erkenntis aus der Verwicklung der Hochschule in den Sackler-Skandal wolle man nun ein Kommittee bilden, das größere Spenden auf mögliche Interessenskonflikte hin abklopfen solle. Zudem würden Richtlinien für die Annahme größerer Spenden formuliert und diese dann auch veröffentlicht. Der zentrale Begriff müsse „transparency” sein.
Sie finden den Beitrag
hier
.
In einem weiteren Beitrag beschreibt der Chronicle of Higher Education, wie die jüngsten Skandale – es werden neben Sackler auch noch Jeffrey Epstein und der Zulassungsskandal „Operation Varsity Blues” genannt – die Einstellung in der Hochschullandschaft verändere. Anlass des Beitrags ist die Veröffentlichung von „donation-acceptance policies” durch die Brown University, deren Präsidentin, Christina Paxson, mit den Worten zitiert wird: „The response of ‘Just trust us, we’re doing good things’ – that response doesn’t really fly anymore.”
Sie finden diesen Beitrag
hier
.
Sie finden die Richtlinien der Brown University zur Annahme größerer Spenden
hier
.
|
|
Ein Beitrag von iPolitics nimmt jüngste Zahlen von Statistics Canada zum Anlass eines Beitrags zum Bildungsstand von Immigranten in Kanada und schreibt: „Recent immigrants in Canada with a university degree were more likely to be over-educated for their jobs compared to immigrants in the United States.”
Sie finden den Beitrag
hier
.
Sie finden die Zahlen
hier
.
Die New York Times sieht in der Veröffentlichung der jüngsten PISA-Zahlen Anlass zur Sorge um eine sich vertiefende Bildungskluft in den USA. Es heißt: „The achievement gap in reading between high and low performers is widening. Although the top quarter of American students have improved their performance on the exam since 2012, the bottom 10th percentile lost ground.” Trotz aller Investitionen habe daher die Lücke zu den in PISA-Studien besser abschneidenden Ländern nicht verkleinert werden können, während die Diskussion über mögliche Ursachen andauere: „There is no consensus on why the performance of struggling students is declining. Education experts argue vociferously about a range of potential causes, including school segregation, limited school choice, funding inequities, family poverty, too much focus on test prep and a dearth of instruction in basic skills like phonics.”
Sie finden diesen Beitrag
hier
.
In Nordamerika hat die Lehre als Berufsausbildung lange nicht den Stellenwert in der terziären Bildung wie etwa in Deutschland, was zu Missverständnissen bei der Betrachtung von „post-secondary education”-Statistiken führen kann. Eine Meldung aus Kanada illustriert dies recht gut, denn hier geht es um die Einführung eines der Lehre vorgeschalteten, 34-wöchigen Programms am Georgian College in der kanadischen Provinz Ontario, zu dessen Curriculum es heißt: „This (…) program gives participants a hands-on introduction to the construction and maintenance electrician trade, along with welding. The program also includes academic upgrading to prepare students for apprenticeship-level math, communications and science.”
Sie finden diese Meldung
hier
.
Ein Beitrag auf Inside Higher Education diskutiert die Frage, ob der Ruf nach medizinischer Hilfe infolge von Drogenmissbrauch durch Studierende vor strafrechtlichen Konsequenzen geschützt bleiben solle, wie es in den „medical amnesty policies” derzeit gängige Praxis an vielen Hochschulen sei. Anlass des Beitrags ist die polizeiliche Hausdurchsuchung eines Burschenschaftshauses auf dem Campus der Louisiana State University, nachdem dort, vermutlich als Folge des Konsums von Opiaten, für zwei Studierende der Rettungswagen gerufen werden musste. Das Amnestie-Versprechen habe den leicht nachzuvollziehenden Grund, Beteiligte nicht aus Angst vor Strafverfolgung von medizinischen Notrufen abzuhalten. Statt Zweifel an den Amnestie-Versprechen aufkommen zu lassen, so der Beitrag, sollte es vielmehr noch deutlicher gemacht und notfalls auch ausgeweitet werden, um Drogenmissbrauch an Hochschulen nicht tödlich enden zu lassen.
Sie finden diesen Beitrag
hier
.
Ein Beitrag der New York Times wirft ein Licht auf Strategien von hochselektiven Hochschulen, ihre Bewerberzahlen und entsprechend auch die Zahl der Ablehungen zu erhöhen, um mit möglichst einstelligen Prozentzahlen beim Anteil von Zulassungen zu Bewerbungen „glänzen” zu können. Es heißt: „As the college application season heats up, students across the country are getting letters and emails inviting them to apply to schools they may never have dreamed of attending – schools that are trying (...) to attract as many applications as possible for the slots they have to fill. So-called recruit-to-deny strategies have been an open secret of elite colleges for years. Lower acceptance rates can help push up schools’ reputations and rankings by making them look more selective.”
Sie finden diesen Beitrag
hier
.
Die kanadische CBC berichtet über wachsendes Misstrauen gegenüber dem chinesischen Unternehmen Huawei, das in der Größenordnung von Can$56 Mio. derzeit Forschung an kanadischen Hochschulen finanziere. Es heißt: „Huawei has been singled out by intelligence and security agencies around the world. It’s been called a ‘Trojan horse’ and a threat to Western nations. It’s believed by many to be linked to the Chinese government and is regularly accused of spying and intellectual property theft – all allegations it denies.”
Sie finden diesen Beitrag
hier
.
|
Dieser Newsletter wird bereitgestellt von:
DAAD Außenstelle New York, 871 United Nations Plaza New York, NY 10017, rechtlich vertreten durch Frau Dr. Dorothea Rüland,
Deutscher Akademischer Austauschdienst e.V., Kennedyallee 50, 53175 Bonn
Tel:
(212) 758-3223
Vereinssitz:
Bonn (Deutschland), eingetragen beim Amtsgericht Bonn, Registergericht VR 2105
Redaktion:
Benedikt Brisch, Stefan Altevogt, Casey Detrow
Bildnachweis:
Rainer Sturm/pixelio.de
Haftungshinweis:
Wir übernehmen keine Haftung für die Inhalte Dritter. Für den Inhalt verlinkter Seiten sind ausschließlich deren Betreiber zuständig.
Copyright © by DAAD e.V. Der Inhalt dieses Newsletters ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung des Textes - auch auszugsweise – und der Bilder ohne vorheriges schriftliches Einverständnis des DAAD ist nicht gestattet.
Abmeldung:
Wenn Sie diesen Newsletter nicht mehr empfangen möchten, klicken Sie bitte auf 'Unsubscribe' unten am Ende dieser E-Mail.
|
|
|
|
|
|
|