Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
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Die Themen dieser Woche:
- Return on Student’s Investments
- Expected Family Contribution: Erwarteter Deckungsbeitrag zu den Studienkosten
- University of Tulsa: Versuch einer radikalen Restrukturierung
- Kurznachrichten
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Liebe Leserinnen und Leser,
in dieser Ausgabe befassen wir uns mit zwei Untersuchungen zum Nutzen eines Studiums und mit der jüngsten Fassung der Free Application for Federal Student Aid (FAFSA), mit der auch der erwartete Deckungsbeitrag von Familien zu den Studienkosten ihrer Kinder berechnet wird. Wir werfen zudem einen Blick auf radikale Restrukturierungsversuche an der University of Tulsa und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche.
Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre.
Stefan Altevogt
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Return on Student’s Investments
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Inside Higher Education meldet die Veröffentlichung eines umfassenden Datensatzes zum ökonomischen Ertrag von Hochschulbildung durch das Center on Education and the Workforce (CEW) an Georgetown University und schreibt: „What kind of a return on investment can a student expect to get on his or her college education? The answer depends on any number of factors. Cost of attendance, choice of college and type of degree attained are just a few of the major ones.”
An Hand von öffentlich zugänglichen Zahlen auf den College Scorecards des U.S. Department of Education berechne das CEW für mehr als 4.500 Hochschulen des Landes auf Grundlage der jeweils anfallenden Net Prices (Sticker Prices minus Studienbeihilfen) und der Einkommensmediane den ökonomischen Impact des Studiums über verschiedene Zeitperioden, von Short Term (10 Jahre) bis Long Term (40 Jahre). Daraus würden dann Rankings für die Hochschulen erstellt und die Autoren der Untersuchung hofften, bald auch Ranglisten für einzelne Programme an Hochschulen erstellen zu können.
In der Gesamtschau sei erst einmal nur wenig überraschend, dass Studiengänge an Community Colleges und Certificate Programs wegen der vergleichsweise geringeren Investitionen kurzfristig gute Amortisationsraten aufwiesen, während sich Bachelor’s Degrees eher längerfristig auszahlten. Es heißt zudem: „Public colleges tended to return more on investment over 10 years than private nonprofit colleges did, but private nonprofit institutions returned more over 40 years.”
Die wichtigste und immer wieder hervorgehobene Nachricht sei, dass sich Hochschulbildung in jedem Fall lohnen würde. Über 40 Jahre würde sich der ökonomische Nutzen eines Bachelor’s Degrees an einer privaten Hochschule auf fast $850.000 belaufen, der Nutzen eines Bachelor’s Degrees an einer öffentlich finanzierten Hochschule auf über $750.000 und selbst an einer gewinnorientierten Hochschule „lohne” sich der Abschluss in Größenordnung von $550.000.
Interessant ist auch der Blick auf die Kommentare der Leser, die durchweg skeptisch gegenüber der den Zahlen zugrundeliegenden Methodik sind. Habe man vor einigen Jahrzehnten noch von relativ stabilen Arbeiswelten ausgehen können, so habe die Gegenwart deutlich mehr Dynamik bekommen und in die Hochrechnung des Horizonts von 10 Jahren auf 40 Jahre lägen deutlich höhere Unwägbarkeiten als jetzt in die Zahlen eingeflossen seien. Es heißt in einem Kommentar: „Amazon is less than 30 years old and the iPhone is less than 15 years old. We can barely imagine what’s coming in the next 30 years so I’m not convinced that extrapolation of 10-year ROI [return on investment] tells us much of anything useful.”
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Ein Beitrag im Chronicle of Higher Education wirft einen Blick auf ein während der jüngsten Jahrestagung der Association for the Study of Higher Education (ASHE) vorgestelltes Paper mit dem Titel „The Post-Collegiate Influence of Undergraduate Experiences: Intellectual, Civic, and Psychological Outcomes”. Es heißt: „A wealth of studies have examined the benefits of earning a college degree. Many of them consider students’ return on investment in financial terms. Research that looks at other outcomes, like learning, is often limited to measuring short-term results.” Die nun vorgelegte Untersuchung versuche, diese Lücke zu schließen und an Hand von knapp 30.000 biografischen Verläufen die jeweiligen Erfahrungen am College mit den nicht-materiellen „Erträgen” in einen Zusammenhang zu setzen.
Was im Ergebnis wohl nicht überrasche: Der in drei Parametern gemessene Input (gute Lehre, intellektuelle Herausforderung und Begegnung mit einem vielfältigen Umfeld) ließe sich sehr eindeutig positiven Ergebnissen zuordnen. Es heißt: „The relationships were particularly strong between experiencing challenge during college and intellectual development; between diversity interactions and civic development; and between good teaching and college satisfaction.”
Was vielleicht nicht so zu erwarten gewesen wäre, sei, dass bestimmte Gruppen deutlich größeren Nutzen aus Erfahrungen während des Studiums ziehen könnten als andere. So heißt es: „Good teaching seems to be particularly beneficial for alumni with nonbinary gender identities. (…) [And] diverse interactions had a weaker positive association with their outcome measures for black alumni. That was not the case, Bowman said, for graduates who were Asian or Latinx.”
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Expected Family Contribution: Erwarteter Deckungsbeitrag zu den Studienkosten
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Zwischen dem sog. „Sticker Price” eines Hochschulbesuchs in den USA und den dann tatsächlich entstehenden Kosten (Net Price) stehen verschiedene Berechnungen zur Ermittlung der Höhe von Studienbeihilfen. Im Hinblick auf die aus Bundesmitteln finanzierten Beihilfen spielt dabei die „Free Application for Federal Student Aid (FAFSA)” eine zentrale Rolle, mit der unter anderem auch festgelegt wird, wie hoch jeweils die „Expected Family Contribution (E.F.C.)”, also der gemessen an den jeweils finanziellen Möglichkeiten der Familie erwartetbare Deckungsbeitrag zu den Studienkosten ist.
Die New York Times befasst sich vor dem Hintergrund einer Anfang Oktober erschienenen, aktualisierten FAFSA mit dem Problem, dass die Berechnung aus verschiedenen Gründen in vielen Fällen zu verzerrten Bemessungen führe und damit dazu, ein Studium an einer der rund 400 (meist privaten) Hochschulen unerschwinglich zu machen, die die E.F.C. als Berechnungsgrundlage der Bedürftigkeit nutzten. Es heißt: „Colleges use the E.F.C. to determine a student’s financial need – the difference between the college’s cost of attendance and the family’s expected contribution. Then, schools come up with a financial aid package.”
Dabei gäbe es zweierlei Probleme. Zum einen seien die Berechnungen der FAFSA vor allem für die Familien wirklichkeitsfremd, die in urbanen Verdichtungsräumen mit entsprechend hohen Wohnkosten lebten. So würden etwa die Lebenshaltungskosten einer vierköpfigen Familie einschließlich der Wohnkosten mit $30.000 pro Jahr für viele Familien ebenso deutlich unterschätzt, wie die tatsächlichen Kosten eines Hochschulbesuchs, die wohl für alle Familien deutlich über Tuition, Room and Board hinausgingen. Justin Draeger, der Präsident der National Association of Student Financial Aid Administrators, wird dazu mit den Worten zitiert: „For a long time, there has been this growing chasm between the need-analysis formula and accurately reflecting a student and their family’s ability to pay for college.”
Zum anderen würden die allermeisten privaten Hochschulen die FAFSA-Berechnungen vor allem auch als ein Werkzeug benutzen, erstens eine Rangfolge der Bedürftigkeit innerhalb der Bewerberkohorten zu erstellen und zweitens dann einen deutlich höheren Deckungsbeitrag zu erwarten, als die errechnete E.F.C. vorsehe. Im Falle der im Beitrag als Beispiel beschriebenen Familie habe dies zu folgender Situation geführt: „If we were paying our expected family contribution, we would be thrilled. But we are paying twice our expected family contribution, so it means absolutely 100 percent nothing.”
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University of Tulsa: Versuch einer radikalen Restrukturierung
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Der Chronicle of Higher Education befasst sich in einem Beitrag mit den im April an der University of Tulsa in Oklahoma veröffentlichten Plänen einer radikalen Restrukturierung der privat finanzierten Forschungshochschule und mit den Folgen. Es heißt: „Faculty members at the University of Tulsa overwhelmingly voted no confidence in the institution’s president and provost on Wednesday, bringing to a peak tensions that have festered since the spring. The vote followed months of infighting over a controversial restructuring plan university leaders unveiled in April.”
Ebenso einmütig, wie sich nun die Fakultätsmitglieder gegen die Pläne ausgesprochen hätten, sei man allerdings im Board of Trustees der Hochschule der Ansicht, dass die geplanten Veränderungen für die Zukunftsfähigkeit der Universität grundlegend seien. Diese sei vor allem in der Ausbildung in anwendungsbezogenen STEM-Fächern (Science, Technology, Engineering and Math) zu suchen. Alle anderen Programme, man rede hier von 40% des bisherigen Angebots, vor allem in den Geisteswissenschaften, könnten künftig wegfallen.
In einem 2017 veröffentlichten Strategieplan hatte das noch etwas anders ausgesehen, nämlich nach einer Integration von Liberal Arts Education und berufs – bzw. forschungsbezogener Ausbildung. Der Präsident der Hochschule, Gerard P. Clancy, schrieb in seinen einleitenden Worten: „A liberal arts education prepares a person for a meaningful life. A point of pride for many of our faculty is that through a strong liberal arts core for all students and a robust set of liberal arts majors, they can move well past teaching a student what to think. (...) We are able to bridge the arts, humanities, social sciences and hard sciences to work together on highly complex problems. This provides a rich and real learning environment for our students, faculty and staff.”
Was innerhalb der Hochschule über die Radikalität des Richtungswechsels in der Hochschulstrategie hinaus noch für nachhaltigen Ärger gesorgt habe, sei die Art und Weise der Entscheidungsfindung und die Klarheit, mit der die geplanten Einschnitte kommuniziert worden seien. Clancy, befragt nach den Umständen der Entscheidungsfindung, wird mit den Worten zitiert: „This is one of the easiest decisions I’ve ever had to make.”
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Vor dem Hintergrund einer durchschnittlich nur 4,6 Jahren betragenden Verweildauer von Provosts an kleineren Colleges fragt ein Beitrag im Chronicle of Higher Education, was diese Position in der Hochschuleitung so herausfordernd mache. Die Antwort in Kürze: „The provost can have an even tougher job than the president: to match the energy and hours of a president, sit in as the institution’s leader when the president is away, sell the president’s vision to skeptical faculty members, and shepherd solid research, effective teaching, and innovative pedagogy when there simply isn’t enough money to go around.”
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Inside Higher Education befasst sich mit dem Problem von Drogentoten an US-amerikanischen Hochschulen und schreibt: „Several student deaths in the last month at the University of Southern California may have been overdoses. Other institutions are searching for ways to address the opioid epidemic before it costs lives on their campuses.”
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Inside Higher Education meldet die fristlose Entlassung einer Professorin am Oberlin College und schreibt: „Oberlin (…) College fires Joy Karega, effective immediately, following an investigation into her anti-Semitic statements on social media.”
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In New York City habe man es einer Meldung auf Inside Higher Education zufolge nicht schwer, sich aus arbeitsrechtlichen Verbindungen mit einem als Lehrbeauftragten von mehreren Hochschulen jeweils immer befristet angestellten Dozenten zu trennen, der unter einem Pseudonym mit rassistischen Ansichten aufgefallen sei.
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Der Finanz-Ticker von Yahoo meldet die Eröffnung eines Rekrutierungsbüros des Centennial College in Makati City auf den Philippinen, um den derzeit an der Hochschule in Toronto eingeschriebenen 800 Studierenden aus dem Inselreich künftig noch weitere hinzufügen zu können. Nach Aussagen des Vorsitzenden des Board of Governors der Hochschule wolle man sich vor allem dadurch attraktiv für internationale Studierende präsentieren, indem man Bleibe- und Beschäftigungsmöglichkeiten nach Studienabschluss in Aussicht stelle.
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Inside Higher Education meldet die Ausweitung des Portfolios der United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (UNESCO) um Hochschulbildung und schreibt: „This month, UNESCO was due to adopt a Global Convention on the Recognition of Qualifications of Higher Education at its general conference in Paris, attended by more than 100 higher education ministers.” Innerhalb der 2016 verabschiedeten Sustainable Development Goals (SDGs) sei der für Männer und Frauen gleichberechtigte und freie Zugang zu erschwinglicher terziärer Bildung als Ziel formuliert worden und damit sei neben der beruflichen Bildung nun auch Hochschulbildung ein Arbeitsfeld der Vereinten Nationen geworden.
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Inside Higher Education meldet die vorläufige Suspendierung von Akbar Sayeed, einem Engineering-Professors an der University of Wisconsin at Madison, vom Unterrichtsbetrieb, weil er ein „toxic” Umfeld für seine Studierenden zu verantworten gehabt habe. Es heißt: „Following recent reports about the 2016 suicide of John Brady, one of Sayeed’s graduate students, the university said that Sayeed has been reassigned to unspecified administrative duties in the engineering dean’s office.”
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Redaktion:
Benedikt Brisch, Stefan Altevogt, Casey Detrow
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