Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
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Die Themen dieser Woche:
- Covid-19 und Hochschulen
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Brückenbau als Überlebensstrategie
- Haftung und Haftungsausschluss
- Kurznachrichten
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Liebe Leserinnen und Leser,
in dieser Ausgabe befassen wir uns mit Nachrichten im direkten Kontext von Covid-19 und mit einer weiteren Idee, wie privatfinanzierte Liberal Arts Colleges ihre Studierendenzahlen erhöhen können. Wir werfen zudem einen Blick auf die Praxis von Hochschulen, von ihren Studierenden Haftungsausschlusserklärungen unterzeichnen zu lassen, und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre, Gesundheit, Geduld und Zuversicht.
Stefan Altevogt
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Angesichts steigender Infektionszahlen, so der Covid-19-Ticker auf Inside Higher Education, änderten derzeit zahlreiche Hochschulen ihre jeweiligen Pläne für das kommende Wintersemester und bereiteten weniger präsenzlastige Modelle vor. Eine bemerkenswerte Ausnahme sei die University of North Carolina, an deren Campus in Chapel Hill der Unterricht trotz gegenteiliger Bitten der lokalen Behörden in dieser Woche beginnen werde. Es heißt: „The director of the health department in Orange County, which contains Chapel Hill, urged UNC chancellor Kevin Guskiewicz in a memorandum last week to restrict on-campus housing to students with significant need and to ‘consider virtual classes for the fall semester but at minimum begin the first 5 weeks of the semester with online instruction only’.”
Sie finden den Ticker hier.
Der entsprechende Ticker des Chronicle of Higher Education meldet, dass mit der Mid-American Conference nun auch ein Teil der „Bundesliga“ des College Football die Durchführung des für den Herbst geplanten Spielbetriebs abgesagt habe, nachdem bereits die beiden darunterliegenden Divisions II und III von der National Collegiate Athletic Association (NCAA) gestrichen worden seien.
Sie finden diesen Ticker hier.
In der New York Times findet sich eine Übersicht über die bislang wenigstens 6.600 Covid-19-Fälle, die landesweit ursächlich mit Hochschul-Campi hätten in Verbindung gebracht werden können. Die Zahlen signalisierten ein derzeit noch vermeidbares Risiko. Es heißt: „As college students and professors decide whether to head back to class, and as universities weigh how and whether to reopen, the coronavirus is already on campus.”
Sie finden die Übersicht hier.
Die LA Times widmet sich in einem Beitrag den soeben von der kalifornischen Regierung veröffentlichten Richtlinien, nach denen kalifornische Hochschulen Präsenzunterricht an ihren Colleges aufnehmen könnten, und schreibt: „As California colleges and universities reopen this fall they must adhere to strict limits on in-person classes and greatly restrict dorm and campus life.“
Sie finden den Beitrag hier.
Sie finden die Richtlinien hier.
In einem Beitrag für den Chronicle of Higher Education mutmaßt Ed Burmila, dass US-amerikanische Hochschulen die Corona-Krise zu einer weiteren Aushöhlung des Tenure-Prinzips für Professorinnen und Professoren nutzen würden. Er richtet sich mit der folgenden Frage an die seiner Einschätzung nach landesweit nur noch unter 30% der Lehrenden, die auf entfristeten Stellen bzw. auf dem Weg dorthin sind: „If, by their own accord or by caving to outside political pressures, university administrators take the current crisis as an opportunity to eliminate tenure once and for all, who’s going to stop them? (...) As go the adjuncts and the nonacademic staff today, so go the tenured faculty tomorrow.”
Sie finden diesen Beitrag hier.
Die University of Guelph in der kanadischen Provinz Ontario hat eine Can$4 Mio. starke International Tuition Assistance Bursary aufgelegt, aus dem internationale Studierende entsprechend jeweiliger Bedürftigkeit bis zu einem Betrag von Can$ 2.500 Zuschüsse zu ihren Studiengebühren beantragen können. Laut Pressemitteilung bietet eine „Provost Incentive Offer“ internationalen Studierenden zudem einen Credit in Höhe von Can$ 750 und die International Undergraduate Entrance Scholarships würden derzeit für die Studienjahre 2-4 auf Can$ 4.000 erhöht.
Sie finden die Meldung hier.
CBC meldet Probleme des Teils internationaler Studierender in Kanada, die nicht im Land geblieben seien, bei der Wiedereinreise vor dem nun beginnenden Wintersemester und schreibt: „The Federal Order in Council for Minimizing the Risk of Exposure to COVID-19 in Canada outlines travel restrictions for non-Canadian citizens. The order was due to expire on July 31, but was extended to Aug. 31 with no added exemptions, meaning international students still cannot come into the country.” Die Meldung zitiert als Beispiel Zahlen der University of New Brunswick, wo 80% der internationalen Studierenden zwischen den Semestern im Land geblieben seien.
Sie finden diese Meldung hier.
Eine weitere Meldung auf CBC widmet sich der Gründung einer „Study Safe Corridor Initiative“, mit der in den kommenden Monaten 40.000 internationale Studierende zu Sprachkursen in Englisch und Französisch gebracht werden sollen. Es heißt: „The (...) initiative (...) would see Air Canada provide charter flights to bring COVID-screened students from countries such as Turkey, Japan, South Korea and Brazil. A number of Canadian hotels have agreed to offer ‘full-service quarantine packages’ for the students during their 14-day isolation period. A health insurance partner is involved in the plan as well.”
Sie finden diese Meldung hier.
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Brückenbau als Überlebensstrategie
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Darauf zu warten, dass sich Studieninteressierte schon melden würden, ist für viele der zumeist privat finanzierten kleinen US-Colleges angesichts der demografischen Entwicklung und des entsprechend gestiegenen Wettbewerbs um Studierende keine Option mehr und so sind Baustrategien, sei es für „Pipelines“ oder „Brücken“, derzeit hoch im Kurs.
Ein Beitrag auf Inside Higher Education widmet sich dem Drittel der US-amerikanischen Studierenden, die ihr Studium an einem zweijährigen Community College aufnehmen, und sieht in dieser Gruppe einen noch weitgehend von den Liberal Arts Colleges des Landes ungenutzten Pool möglicher Studierender. 80% aller Studierenden an Community Colleges hätten zwar die Absicht, auf den zweijährigen Associate Degree einen vierjährigen Abschluss aufzusatteln, doch erreichten in der Praxis derzeit gerade einmal 13% dieses Ziel, in den allermeisten Fällen dann an einer öffentlich finanzierten Einrichtung. Diese Situation stelle für Liberal Arts Colleges eine „missed opportunity“ dar. Es heißt: „Independent colleges can reaffirm and revitalize their educational missions by admitting a greater share of transfer students from community colleges, an especially promising avenue for small liberal arts colleges under threat of closure or merger due to steep declines in enrollment.”
Dazu müssten freilich Brücken gebaut werden, um die derzeit noch sehr hohen Hürden bei Wechseln zwischen den Hochschultypen zu verringern. Ein offensichtliches Handlungsfeld sei die Anerkennung bereits erbrachter Studienleistungen. Hierzu heißt es: „Nationwide, students lose roughly half (43 percent) of their earned credit when they transfer – almost a full semester’s worth of uncredited course work per student. That is largely due to academic policies that not only fail to mitigate problems of credit loss or excess credit but exacerbate them.”
An einigen Orten würden derartige Probleme bereits in Angriff genommen. So zum Beispiel in den Neu-England-Staaten mit ihren zahlreichen Liberal Arts Colleges, die von einem gelungenen Brückenbau in Richtung Community Colleges profitieren könnten. Hierzu heißt es: „The New England Board of Higher Education is leading an effort to create the New England Independent College Transfer Guarantee, which includes every community college and more than 40 independent colleges in Massachusetts, Connecticut and Rhode Island.”
Sie finden den Beitrag hier.
Der Beitrag ist eine Aufbereitung eines im Juni beim Hochschulberatungsunternehmen Ithaka S+R veröffentlichten Research Reports, der das Grundproblem des Wechsels zwischen zweijährigen und vierjährigen Einrichtungen mit den Worten beschreibt: „Transfer between two- and four-year institutions is a difficult pathway for students, leaving the well-documented benefits of earning a bachelor’s degree too far out of reach for too many.“
Sie finden den Report hier.
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Haftung und Haftungsausschluss
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Die (ursprünglich) australische „Conversation“ beginnt einen Beitrag über derzeit in den USA durch Covid-19 noch einmal deutlich „virulenter“ gewordene Haftungsfragen für Hochschulen mit einem Hinweis auf die „COVID-19 liability waivers“, also Haftungsausschlusserklärungen, die die (wenigen) Teilnehmer an einer Wahlkampfveranstaltung mit Donald Trump in Tulsa, Oklahoma im Juli hätten unterzeichnen müssen, und schreibt mit Hinblick auf Kanada: „At the time, we were amused by the irony, but COVID-19 waivers are becoming commonplace. The city of Halifax has one for its summer camps, as do Saskatchewan 4-H clubs and some dental clinics and yoga studios.”
Es folgen weitere Beispiele und ein Hinweis auf die Logik solcher Erklärungen aus dem Blickwinkel der Hochschulen. Dennoch rate man den Hochschulen, auf Haftungsausschlusserklärungen zu verzichten, denn zum einen sollten die Risiken nicht vollständig auf die Studierenden abgewälzt werden und zum anderen hätten „liability waivers“ möglicherweise vor Gericht keinen Bestand, weil es sich nicht um verhandelte, sondern um erzwungene Vereinbarungen handele. Es heißt: „Liability waivers are contracts – agreements between parties committing to some kind of exchange. (...) University COVID-19 waivers, however, are different. Students don’t have the ability to negotiate the terms of a waiver or to pursue their post-secondary education elsewhere. These waivers are take-it-or-leave-it: if you want to be a university student this fall, you’ll have to sign away your legal rights. If you don’t, you can’t have access to your education.”
Sie finden den Beitrag hier.
Ein Beitrag der LA Times befasst sich ebenfalls mit der Sache und schreibt: „When it comes to COVID-19, a college campus is like a cruise ship, a cinema multiplex and a restaurant all rolled into one. Yet many U.S. institutions of higher education are forging ahead with on-campus, in-person classes and activities for fall terms, making campuses likely hotbeds of illness. Some students, faculty and staff will likely have permanent damage. Some will probably die.“ Hochschulen wollten aus durchaus nachvollziehbaren Gründen ihre Haftungsrisiken minimieren, doch sollten Studierende hier nicht mitspielen: „Under no circumstances should anyone sign a waiver for harms and losses inflicted by COVID-19 cases caused by their college’s policies.” Würden Hochschulen auf eine Unterzeichnung als Voraussetzung des Studiums bestehen, machten sie sich unter Umständen der Nötigung schuldig. Mehr noch: Um für die Studierenden auch von vornherein auszuschließen, dass ein Besuch der Hochschule als stillschweigendes Einverständnis mit der Politik der jeweiligen Hochschule, nicht für Covid-19-Folgen verantwortlich sein zu wollen, gewertet werden könne, sollten Studierende und Hochschulangestellte ihre ablehnende Haltung zu einem Waiver verschriftlicht zum Ausdruck bringen.
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Der Chronicle of Higher Education meldet den Kauf des gewinnorientierten Anbieters von Online-Studiengängen Ashford University durch die University of Arizona zum symbolischen Preis von $1 und schreibt: „The newly announced deal bears similarities to another recent acquisition of an online for-profit by a large public university: Purdue University’s acquisition in 2017 of Kaplan University to create Purdue University Global. That deal made a splash but also led to questions about the transparency of the new enterprise. Later, despite projections of a ‘very substantial revenue stream’, Purdue Global reported considerable losses earlier this year.”
Sie finden die Meldung hier.
Auch an US-Hochschulen halten sich geschlechterabhängige Einkommensunterschiede hartnäckig und werden laut jüngster Zahlen im Chronicle of Higher Education auf 89,1% bzw. 87% beziffert, auf die gemessen an 100% ihrer Kollegen im landesweiten Durchschnitt die Gehälter von Professorinnen an öffentlich bzw. privat finanzierten Forschungshochschulen beziffert werden. Bemerkenswert seien einem Beitrag des Chronicle of Higher Education zufolge allerdings die Ausnahmen vom statistischen Durchschnitt, etwa das Massachusetts Institute of Technology (MIT), wo Professorinnen auf 102% der Gehälter ihrer Kollegen kommen, oder aber auch einige öffentlich finanzierte Einrichtungen im Bundesstaat Texas, an denen die zum Teil deutlich höheren Gehälter für Professorinnen verglichen mit ihren Kollegen das Ergebnis gezielter Rekrutierungen seien. Es heißt: „Accounting for the difference (...) is that (...) a higher percentage were competitively recruited as faculty members through the University of Texas system’s Science and Technology Acquisition and Retention program, or STARs. STARs professors receive start-up funds to bring major research projects to the university and tend to receive the highest salaries.”
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Der Chronicle of Higher Education meldet, dass der Hochschulrat der christlich-fundamentalistischen Liberty University ihren Präsidenten und Kanzler Jerry Falwell Jr. vorläufig von seinen Aufgaben entbunden habe, bis er eine plausible Erklärung dafür vorlegen könne, warum er auf Instagram ein Foto veröffentlicht habe, das ihn mit teils heruntergelassener Hose zeigt, einem Weinglas mit – seiner Auskunft nach – „Black Water“ in der Linken und seinen rechten Arm um eine Frau gelegt, mit der er nicht verheiratet ist. Es heißt zur Person: „Falwell has in recent years stood as very likely the most controversial figure in all of American higher education. From his reported appointment by President Trump to lead a federal committee to reshape higher ed (an effort that never materialized), to his apparent insistence on welcoming students back to campus in the spring amid the pandemic, to his alleged stifling of dissent on campus, to reports that one of his senior administrators had accepted a bag of cash from Michael Cohen, to his airing of a conspiracy theory regarding the emergence of the coronavirus, to his likening of President Trump to Abraham Lincoln, Falwell has been a lightning rod.”
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