Ausgabe ___ | March 29 2017
Nordamerika Nachrichten
Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
Die Themen dieser Woche:

  • Covid-19 und Hochschulen
  • Hard Choices: Was Hochschulen in den USA bevorsteht
  • Wie es gehen könnte? Empfehlungen für den Herbst
  • Kurznachrichten
Liebe Leserinnen und Leser,
 
in dieser Ausgabe befassen wir uns mit verschiedenen Hochschulnachrichten im Zusammenhang mit der Coronavirus-Krise und mit einem Beitrag des Chronicle of Higher Education zu den bevorstehenden „hard choices” für US-amerikanischen Hochschulen. Wir werfen zudem einen Blick auf Empfehlungen für einen erfolgreichen Wiederbeginn im kommenden Herbst und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche.
 
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre, am kommenden Wochenende ein frohes Osterfest und in diesen Wochen zudem Gesundheit und Zuversicht.
 
Stefan Altevogt
Covid-19 und Hochschulen
Inside Higher Education befasst sich mit der Entscheidung des US Department of State, wegen Covid-19 alle derzeit laufenden Fulbright Stipendien zu suspendieren, und kritisiert die mangelhafte Informationspolitik des Ministeriums und die Tatsache, dass über die Konsequenzen der Entscheidung offensichtlich nicht nachgedacht worden sei. Es heißt: „With international borders closing to air traffic, commercial flight routes being canceled and the State Department urging Fulbrighters to return to the U.S. as soon as possible or risk being stuck in their host countries for an extended period, grantees had questions about their stipends and health insurance. Where would they live if they did return to the U.S.? What would they do for work, assuming they could even find jobs as millions of American companies and businesses shed workers during the economic downturn resulting from the public health crisis?”

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Der Chronicle of Higher Education befasst sich mit den „Beiträgen”, die Studierende US-amerikanischer Hochschulen während ihrer Semesterferien zur Ausbreitung des Coronavirus geleistet haben. Es heißt: „Experts said the real unanticipated variable was spring break, when some students failed to heed public-health officials’ advice not to congregate in large groups. In Florida, where state officials waited until March 20 to restrict large crowds, spring-breakers swarmed beaches, crammed into hotel rooms, and packed bars and restaurants, even as millions of Americans elsewhere sheltered in place.”

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Derzeit auf elektronischen Portalen wie Zoom durchgeführte Unterrichtsveranstaltungen offenbarten einem Beitrag in der New York Times zufolge deutlich drastischer als Veranstaltungen auf den Campi die sozialen Unterschiede zwischen Studierenden. Der Beitrag macht dies das an einem Seminar des Haverford College zu einem politikwissenschaftlichen Thema deutlich, zu dem sich die Studierenden aus ihren jeweiligen sozialen Umfeldern einschalteten: „One student sat at a vacation home on the coast of Maine. Another struggled to keep her mother’s Puerto Rican food truck running while meat vanished from Florida grocery shelves.”

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The Star meldet sich aus dem Entscheidungsprozess der Hochschulen der kanadischen Provinz Ontario zu einer möglichen Rückkehr zur „Normalität” des Studienbetriebs und zitiert den zuständigen Minister mit den Worten: „We have effectively been able to move all of our institutions into online learning (…). With respect to what the future summer and potentially fall semester hold, we continue to work together with our post-secondary education providers.” Sofern sich die Lage nicht entscheidend verbessere, werde man auch im Herbst weitgehend online unterrichten.

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Hochschulen in Ontario regten einem Beitrag auf The Record an, die Bestimmungen des kanadischen Einwanderungsrechts dahingehend zu ändern, dass auch im Ausland online unterrichtete internationale Studierende einwanderungstechnisch dieselben Rechte erwerben können sollten, wie ihre in Kanada unterrichteten Peers. So könne der gegenwärtig starke Rückgang internationaler Studierender in Kanada wenigstens zum Teil wieder aufgefangen werden.

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Die Provinzregierung im kanadischen Alberta ist einer Meldung auf CBC zufolge gewillt, die eigentlich für 1. April geplante Einführung einer neuen Berechnungsgrundlage für öffentliche Zuschüsse zu den Hochschulhaushalten wegen der gegenwärtigen Krise um zwei Monate zu verschieben. Am Willen der Provinzregierung, die Hochschulen mit insgesamt weniger öffentlichen Mitteln auszustatten, ändere die Entscheidung allerdings nichts. Es heißt: „The provincial government is also moving to decrease the amount of public funding to post-secondary institutions by 20 per cent over four years to push colleges to find more revenue from other sources, like tuition and donations.”

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Home Offices seien nach Ansicht von Ergonomen der University of Prince Edward Island (UPEI) derzeit ebenso stark verbreitet wie nach ergonomischen Gesichtspunkten schlecht ausgestattet. Die UPEI bietet daher kostenlose Beratung an, damit etwa Rückenschmerzen vermieden werden können. Es heißt auf der Webseite der Hochschule: „Kinesiologists from UPEI’s Active Living Lab are offering free online ergonomic consults for individuals on Prince Edward Island working from home to educate them about ergonomic best practices and provide suggestions on how to work as safely as possible during this period. The session will be a 20–30 minute video conference via Zoom. The kinesiologist will review workers’ existing equipment, furniture, and work habits and will discuss strategies to optimize well-being while working from home. Workers will be encouraged to bring any concerns about their health and safety to their employer.”

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Hard Choices: Was Hochschulen in den USA bevorsteht
Im Vorfeld einer für Mitte der Woche geplanten virtuellen Diskussionsrunde zum Thema „what colleges should NOT do during a recession” bringt der Chronicle of Higher Education einen Beitrag mit Ergebnissen einer Ende März unter 285 Hochschulpräsidenten und -kanzlern durchgeführten Umfrage, auf die 142 Antworten eingegangen waren. Hintergrund der Umfrage sind auch die derzeit angekündigten Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung, deren letztes Paket einen Gesamtumfang von $2 Bio. hat, von denen im Moment $14 Mrd. für die Hochschulen des Landes verplant sind. Im Vergleich zu den Bundeshilfen nach der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008, der „Great Recession”, sind die geplanten $14 Mrd. eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Es heißt: „The contribution to higher education after the Great Recession was $35 billion ($42 billion in today’s dollars), and that was on a full stimulus of $832 billion, whereas this stimulus is over $2 trillion and counting. In fact, extrapolating a 25-percent drop in resources (not including the impact of potential drops in enrollments) would equate to a $146-billion loss across the sector expenditure of $584 billion.”
Die Umfrageergebnisse gäben allerdings eine etwas optimistischeres Stimmungsbild wieder, in dem nur 18% mit Einbußen von über 20% und die überwiegende Mehrheit (52%) mit Einbußen zwischen 10% und 20% rechneten. Entsprechend seien auch die Antworten auf die verschiedenen Fragen der Umfrage einzuordnen, etwa ob man mit Erstattung von bereits als Einnahmen verbuchten Studiengebühren rechne (88% nein), ob Room & Board erstattet würden (85% ja), ob man das Stiftungsvermögen anzapfen wolle (73% nein), ob es einen Einstellungsstop geben würde (83% ja), ob es zu Entlassungen bzw. erzwungenen unbezahlten Urlauben kommen würde (55% bzw. 57% ja), ob man künftig mehr mit Lehrbeauftragten (Adjuncts) bzw. Teilzeitern arbeiten wolle (72% bzw. 70% nein) und ob man „benefits” zurückschneiden wolle (79% nein). 96% sähen in der gegenwärtigen Situation Chance und Herausforderung zugleich, die betrieblichen Abläufe weiter zu optimieren (4% meinen offenbar, hier schon das Optimum erreicht zu haben, herzlichen Glückwunsch).
Wo ggf. gestrichen werden sollte, erörtern die beiden gestellten Fragen „how deep will administrative cuts go?” und „how deep will academic cuts go?”, zu denen sich im ersten Fall mehr als 85% um die Antwort „some” versammeln, im zweiten Fall zwischen 52% bei öffentlich finanzierten vierjährigen Einrichtungen, 47% bei privaten vierjährigen Einrichtungen und 33% bei Community Colleges. Dort ist man zu 67% auch der Meinung, dass im akademischen Bereich keinerlei (weiteren) Schnitte mehr gemacht werden könnten, wohingegen an den öffentlich finanzierten vierjährigen Einrichtungen dieser Anteil bei 44% liegt. Lynn Pasquerella, die Präsidentin der Association of American Colleges & Universities (AAC&U), in deren Kreis auch die Umfrage durchgeführt wurde, wird zu den längerfristigen Folgen der Krise mit den Worten zitiert: „We are likely to see a new world order of higher education – more global, more online, more focus on return on investment, and over all more student-focused.”
Ob es für alle befragten Einrichtungen allerdings eine Zukunft gebe, stehe freilich in den Sternen, denn mit signifikanten Einbrüchen der Studierendenzahlen müssten angesichts der herannahenden Wirtschaftskrise vor allem kleinere, privatfinanzierte Colleges rechnen, denen rein rechnerisch schon ein Verlust von 10% das Genick brechen könne. Ein Präsident aus dieser Gruppe wird denn auch mit dem folgenden Lamento zitiert: „My biggest concern, given drops in enrollments and financial resources, is whether or not we will even be able to open again in the fall.”
 
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Wie es gehen könnte? Empfehlungen für den Herbst
David V. Rosowsky, Professor of Civil and Environmental Engineering an der University of Vermont, macht in einem Beitrag für den Chronicle of Higher Education einige Empfehlungen, wie Hochschulen im kommenden Herbst nicht nur wieder zu einem eher „normalen” Tagesgeschäft übergehen, sondern auch, wie sie dies erfolgreich tun könnten. Es heißt: „The goal is not just to reopen in the fall, but to reopen successfully. The financial realities of failing to do so would be devastating to many colleges.”
Wichtig sei derzeit vor allem, im virtuellen Raum ein möglichst gutes Bild abzugeben. Dazu müssten die online-Präsenzen von Hochschulen der Tatsache Rechnung tragen, dass sie in den kommenden Monaten die einzige Möglichkeit sein würden, über die potenzielle Studierende mit der Hochschule „Bekanntschaft” machen und sich hoffentlich auch anfreunden könnten.
Wenn es dann losgehe, sollte man sich verstärkt Gedanken um die sog. „orientation activities” und die Kontaktpflege zu den Studienanfängern machen. Auf die ersten acht Wochen käme es an: „Make an eight-week outreach plan to check-in with each student. We know that the first six to eight weeks are critical to student retention. Many students are comfortable connecting virtually, but offer in-person meetings as well. More than ever before, students will be thirsting for belonging, for feeling secure and confident, and for the knowledge that people are looking out for them.”
Die derzeitige Krise böte auch Chancen, etwa das Angebot für die Studierenden aufzuräumen und zu entrümpeln. Das Motto für das kommende Wintersemester müsse „simplicity, efficiency, and lack of confusion” lauten. Dazu gehöre eine Konzentration auf das Kerngeschäft der jeweiligen Hochschule und eben auch möglicherweise unpopuläre Streichungen davon abseitiger Bereiche. Er schreibt: „Nowhere in our mission does it say we will be all things to all people.”
Man solle die eigenen Lernerfahrungen im Umgang mit der Krise auch im kommenden Herbst noch thematisieren und schauen, was gut funktionert habe und was noch verbessert werden könne, und schließlich: „Don’t forget about alumni. Alumni, including your historically largest donors, will most likely expect changes. Think about how you will communicate those changes to them. More than ever, their understanding and support will be needed to ensure continuity and build a sustainable future. Philanthropy will play an outsize role in our institutions’ futures.”
 
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Kurznachrichten
U15, der Verband von 15 forschungsstarken kanadischen Hochschulen, bietet nun mit COGNIT.ca die Betaversion einer Webseite an, auf der Forschungsergebnisse für private Investoren, gemeinnützige Einrichtungen, Politik und Verwaltung abruf- und hoffentlich auch nutzbar sind. Es heißt in der Presseerklärung: „COGNIT.ca is a tool for businesses, non-profits, governments and others who want to access the experts, facilities and/or intellectual property that exists on campuses across Canada. COGNIT.ca does this by analyzing over 200,000 research projects, hundreds of facilities and more than ten of thousand of pieces of IP to identify the most relevant institutions, researchers, facilities and licensing opportunities for a given search term.”
 
Sie finden die Presseerklärung hier.

Inside Higher Education zitiert jüngste Zahlen des in Berlin ansässigen Global Public Policy Institute (GPPI) zum Grad akademischer Freiheit an Hochschulen in verschiedenen Ländern (unter denen sich derzeit wegen fehlender Datengrundlagen weder Australien noch die USA befinden). Es heißt mit Blick auf die Länder, die derzeit am weitesten von akademischer Freiheit entfernt seien: „Countries falling in the worst category include China and the United Arab Emirates, two countries with which many American universities have substantial partnerships. Other countries falling into the bottom bracket as far as academic freedom is concerned are Azerbaijan, Bahrain, Bangladesh, Cuba, Egypt, Equatorial Guinea, Eritrea, Iran, Laos, North Korea, Syria, Thailand, Turkey, Turkmenistan, Yemen and Zimbabwe.”
 
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Sie finden den Academic Freedom Index hier.

Die University of Manitoba freut sich, einen 2015 gestarteten Fundraiser nun erfolgreich zum Abschluss gebracht und das Fundraising-Ziel dabei mit Can$ 625 Mio. um 25% übertroffen zu haben. Es heißt zur Breite und internationalen Streuung der Kampagne: „The astounding amount represents donations from 62,075 individuals, one in five of whom were graduates of the University of Manitoba, and from 48 different countries around the world, making this a truly global campaign.”

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