Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
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Die Themen dieser Woche:
- Covid-19 und Hochschulen
- Erlass von Studienschulden: Erwartungen an Biden
- Wie Hochschulen demografische Klippen navigieren könnten
- Kurznachrichten
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Liebe Leserinnen und Leser,
wir befassen uns in dieser Ausgabe weiterhin mit dem Thema Covid-19 und Hochschulen und mit Erwartungen an die Regierung Biden/Harris im Hinblick auf Studienschulden. Wir werfen zudem einen Blick auf die Frage, wie Hochschulen auf die Herausforderungen des demografischen Wandels reagieren könnten, und schließlich wie immer auf Kurznachrichten der Woche.
Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre.
Stefan Altevogt
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Der Covid-Ticker des Chronicle of Higher Education meldet ein nach wie vor sehr uneinheitliches Bild der Antworten in Teilen der Hochschullandschaft auf die Frage, unter welchen Voraussetzungen der Unterrichtsbetrieb an den Campi wiederaufgenommen werden könne. So werde Auburn University auf Covid-Tests der an den Campus zurückkehrenden Studierenden verzichten, während man an der University of Missouri at Columbia nun alle Rückkehrer testen wolle, also auch symptomfreie.
Ohio State University habe fast 1.500 Studierende wegen Verstößen gegen Covid-Beschränkungen getadelt, ihnen in den meisten Fällen einen Besinnungsaufsatz zur Strafe auferlegt und nur in den wenigen schweren Fällen den weiteren Zutritt zu Wohnheimen untersagt. Seit August zähle die Hochschule fast 6.000 Infektionsfälle.
Studierende an der University of Florida seien aufgefordert, über die Campus Crime App Fakultätsmitglieder zu melden, die keinen physischen Präsenzunterricht abhielten, obwohl sie dazu von der Hochschulleitung verpflichtet worden seien. Es heißt: „The move has sparked outrage among instructors who say it has created a hostile environment at a time when they’re working harder than ever to teach classes that can be attended both in person and online.”
Sie finden den Ticker hier.
Der Covid-Ticker auf Inside Higher Education meldet Ergebnisse einer Untersuchung der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) zu den infektiologischen Vorteilen virtuellen Unterrichts gegenüber physischem. Die Ergebnisse seien in ihrer Eindeutigkeit überraschend: „U.S. counties with large colleges or universities with remote instruction (n = 22) experienced a 17.9 percent decrease in incidence and university counties with in-person instruction (n = 79) experienced a 56 percent increase in incidence, comparing the 21-day periods before and after classes started. Counties without large colleges or universities (n = 3,009) experienced a 6 percent decrease in incidence during similar time frames.”
Der Ticker meldet darüber hinaus die Verschiebung einer an zahlreichen Hochschulen bereits geplanten Rückkehr zur „vor-Covid-Normalität” bzw. die nochmalige Verlagerung des Unterrichtsgeschehens in den Cyberspace.
Sie finden diesen Ticker hier.
Inside Higher Education meldet die Bereitstellung von insgesamt $21,2 Mrd. für die US-amerikanischen Hochschulen durch das Bildungsministerium im Rahmen des zum vergangenen Jahreswechsel verabschiedeten zweiten und knapp $1 Bio. schweren Corona-Hilfspakets. Angesichts der tatsächlichen Schäden durch Covid-19 seien die bislang bewilligten Hilfen nach Einschätzung von Hochschulverbänden allerdings nicht ausreichend und entsprechende Hoffnungen würden mit der Amtsübernahme durch die Regierung Biden/Harris verknüpft. In einem von Biden vorgeschlagenen weiteren Corona-Hilfspaket im Gesamtumfang von dann $1,9 Bio. seien $35 Mrd. für Hochschulen vorgesehen.
Sie finden die Meldung hier.
Ein Beitrag in der Washington Post befasst sich mit den bürokratischen Hürden auf dem Weg zu den Finanzhilfen des Bundes im Rahmen der Covid-Hilfspakete. Es heißt: „Colleges and universities that received federal stimulus dollars last year will have an easier time accessing the second round of relief, but higher education experts say it will still take work to get money into the hands of students.”
Sie finden den Beitrag hier.
Ein weiterer Beitrag in der Washington Post befasst sich mit der Kritik von Studierendenverbänden an den Plänen Bidens für ein weiteres Covid-Hilfspaket, weil dort das Thema der Studienschulden (siehe auch weiter unten) nicht angesprochen werde. Es heißt: „In a joint statement, Americans for Financial Reform, the Center for Responsible Lending, Student Debt Crisis, Young Invincibles and the National Association of Consumer Advocates renewed their calls for the incoming president to provide relief to millions of borrowers.”
Sie finden diesen Beitrag hier.
In Kanada ist man weiterhin darum bemüht, die Infektionszahlen an den Campi der Hochschulen des Landes so unter Kontrolle zu behalten, dass eine vollständige Umstellung auf virtuelle Unterrichtsformate nicht notwendig ist. CBC berichtet über das Hygiene-Konzept der Laurentian University, die gemeinsam mit der University of Windsor und Dalhousie University nun auch asymptomatische Studierende Covid-Schnelltests unterziehen würden und mit dieser Strategie bislang die örtlichen Gesundheitsbehörden überzeugt hätten.
Sie finden den Beitrag hier.
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Erlass von Studienschulden: Erwartungen an Biden
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Eines der wichtigeren Themen im Nominierungswahlkampf der Demokraten war Art und Umfang einer möglichen Entschuldung von ehemaligen Studierenden, deren gemeinsamer Schuldenberg in der Größenordnung von mehr als $1,5 Bio. mittlerweile auch als ein erhebliches gesamtwirtschaftliches Risiko angesehen wird. Auch Biden hatte sich im Anlauf auf die Vorwahlen dazu mit seiner Absicht geäußert, Studienschulden einkommensabhängig zu einem gewissen Teil zu erlassen, eine Absicht, die im Rahmen von durch die Covid-Krise notwendig gewordenen Stimulus-Maßnahmen für Biden als Sieger der Präsidentschaftswahl noch einmal eine weitere Dimension bekommen hat. In seinen ersten Skizzen für ein weiteres Covid-Paket wird aber das Thema Studienschulden nicht explizit angesprochen (siehe oben) und Interessensvertretungen von Studierenden und Studienschuldnern hoffen, dass Biden per Exekutiv-Anordnung einen Teil der vom Bund gehaltenen Schulden – die Rede ist derzeit von $10.000 je Schuldner – erlassen werde.
Ein Beitrag des Chronicle of Higher Education wirft einen Blick auf die Frage, wer von einer „debt cancellation“ in Höhe von $10.000 – ganz gleich ob per Gesetz oder per „executive order“ – profitieren würde und führt aus: „About a third of federal-student loan borrowers hold less than $10,000 in debt, and they could see the complete erasure of their student-loan burdens. That would represent over 15 million borrowers, though the number of actual borrowers whose entire loan balance will be forgiven may be less, because some of them hold several loans.”
Der gesamte Problemumfang belaufe sich auf fast 43 Mio. Schuldner mit einem durchschnittlichen Schuldenstand von $36.500, 18 Mio. Schuldner hätten wegen Covid-19 den Schuldendienst zuletzt aufgeschoben und von einer Schuldenstreichung in Höhe von $10.000 würden überproportional die Gruppen der ältesten (62+) und jüngsten (24-) Schuldner Nutzen ziehen können.
Sie finden den Beitrag hier.
Ein anderer Beitrag befasst sich im Chronicle of Higher Education mit der Frage nach sozialer Gerechtigkeit eines teilweisen Erlasses von Studienschulden, ganz gleich, ob er per Federstrich einer Exekutiv-Anordnung oder per Bundesgesetz erfolgt, so wie es ein letztes Memo des Bildungsministeriums zum Thema als notwendig nahelegt. Der Beitrag zeichnet nach, wie sich mit der Verschärfung und Verbreiterung des Problems die Forderung nach Schuldenerlass, zunächst am politisch linken Rand (Occupy Wall Street-Proteste vor zehn Jahren) formuliert, mittlerweile den Weg in den politischen Mainstream gefunden habe „with more than half of Americans in a 2019 poll saying they’d support eliminating all existing student debt“.
Die Befürworter eines Schuldenerlasses argumentierten, dass er ein bedeutendes ökonomisches Potenzial freisetzen und die Vermögenskluft zwischen den Ethnien zu verkleinern helfen könne. Gegner argumentierten, dass beide, gleichermaßen ehrenwerten Ziele eher schlecht durch einen Schuldenerlass erreicht würden, dass aber auf der anderen Seite die Ressentiments von Schichten ohne Hochschulabschluss gegenüber der „educated elite“ durch einen Schuldenerlass noch verstärkt werden würden.
Der Beitrag setzt sich dann mit beiden Zielen auseinander. Es heißt: „Loan forgiveness [is] a weak form of stimulus, especially compared with unemployment benefits and universal checks, according to the nonprofit Committee for a Responsible Federal Budget. It estimates that eliminating all $1.5 trillion in student debt would free up only $90 billion in cash in 2021.” Etwas komplizierter sei die Antwort auf die Wirksamkeit von Schuldenerlass auf das Ziel „shrinking the racial wealth gap“, denn hier sei der zweifelsohne überproportionale Anteil von Schwarzen an der Gesamtzahl der Schuldner (23% der Schuldner bei 16% Anteil an der Bevölkerung) nur einer der Faktoren. Daher müsse ein Lösungsansatz breiter gefasst sein als nur auf Studienschulden konzentriert, denn die Probleme „have their roots in decades of racist policies that hindered Black families from accumulating wealth and led to the underfunding of the historically Black colleges and regional publics that a majority of Black students attend. Discrimination in the labor market makes it harder for borrowers to pay down their debt and compels disproportionate numbers of Black students to enroll in graduate school, where they are almost twice as likely to accumulate additional debt as white students. The result: 20 years after starting college, the typical Black borrower still owes 95 percent of their debt, while the typical white borrower owes just 6 percent, according to a study by the Institute on Assets and Social Policy at Brandeis University.”
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Wie Hochschulen demografische Klippen navigieren könnten
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Covid-19 hat mit dem Rückgang von Studierendenzahlen infolge demografischer Entwicklungen ein sehr viel längerfristiges Problem US-amerikanischer Hochschulen noch einmal verschärft und in den Vordergrund gerückt. Ein Beitrag im Chronicle of Higher Education beginnt mit der Feststellung eines Rückgangs von Neueinschreibungen von Landeskindern im vergangenen Herbst um 13% infolge der Pandemie und noch deutlicheren Rückgängen bei der Zahl der internationalen Studierenden um 15% und bei den Neueinschreibungen internationaler Studierender gar um 43%. Allerdings solle man Letzteres nicht allein der Pandemie zuschreiben, denn: „That rate of decline is breathtaking, and yet according to the Institute of International Education new undergraduate international-student enrollments have declined each year since 2015-16 – with the total loss reaching 12 percent in 2019-20. In other words, this market was weakening even before the pandemic hit.”
Folglich solle man nicht zu sehr darauf setzen, dass eine internationale Nachfrage nach US-amerikanischen Studienangeboten das für 2026 in voller Stärke erwartete und demografisch bedingte Nachlassen der Binnennachfrage werde auffangen können. Wenn Stabilität oder gar Wachstum der Studierendenzahlen noch als sinnvolle Ziele verfolgt werden wollten, dann ginge das vor allem in den Regionen mit stärkeren demografischen Effekten (derzeit der Nordosten und der Mittlere Westen) nur mit neuen Ansätzen. Dazu zähle etwa die Beurteilung von Studientauglichkeit unter Berücksichtigung von jeweiligen Lebensumständen. Dazu heißt es: „An SAT score of 1050 may look very different when seen in light of great adversity, compared with an identical score achieved in idyllic circumstances.”
Hilfreich könnten auch andere Modalitäten bei der Finanzierung von Studienkosten werden, etwa durch eine „nachlaufende“ Studiengebühr, wie es Purdue University derzeit bereits praktiziere. Die entscheidende Frage hierbei sei allerdings, ob die Hochschulen bereit wären, die finanziellen Risiken eines Studiums von den Schultern der Studierenden auf die eigenen zu übernehmen. Hierzu heißt es: „By reducing prospective students’ uncertainty about their return on investment in higher education, income-based repayment serves as a useful recruiting tool – particularly for low-income students who are increasingly sensitive to student-loan risks. Interestingly, while income-sensitive loan repayment is controversial in the United States, it is standard in Britain, where payments are collected through the tax system – perhaps a sign of things to come here.”
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Inside Higher Education meldet die Klage der Grand Canyon University (GCU) gegen das US Department of Education gegen die nach Ansicht der Hochschule willkürliche und launische Entscheidung des Ministeriums, dem Wandel von Grand Canyon von einer gewinnorientierten Bildungseinrichtung in eine gemeinnützige nicht Rechnung tragen zu wollen. Die Hochschule argumentiere wie folgt: „GCU’s nonprofit status is recognized by the [Steuerbehörde] IRS, the State of Arizona, the Higher Learning Commission and every other regulatory body that governs the University … The university cannot sit idly by as the Department of Education refuses to recognize the positive impact GCU’s financial model has had on the GCU community.”
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Die Bank of Nova Scotia mit Hauptsitz im kanadischen Toronto hat nun ihr eigenes RISE-Programm im Umfang von Can$500 Mio. über die kommenden zehn Jahre aufgelegt. Anders als der DAAD, der das Akronym seines sehr erfolgreichen Programms mit „Research Internship in Science and Engineering“ auflöst, möchte man in Kanada mit den Mitteln gezielt den in Hochschulbildung noch unterrepräsentierten Schichten helfen. Ein leitender Mitarbeiter der Bank wird zu den Hintergründen des kanadischen RISE-Programms mit den Worten zitiert: „The importance of being resilient has been doubled and [during Covid-19]... it felt especially important to be investing in education, inclusion and employment for young people and for newcomers from marginalized groups. Now is the time to emphasize optimism and hope and inclusion.”
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Der Times Colonist meldet die Einrichtung eines Low Carbon Cities Canada Innovation Centre an der Simon Fraser University im kanadischen Vancouver und schreibt: „The centre is one of five across Canada and a statement from the City of Vancouver says the Metro Vancouver facility will be funded by a $21.7-million endowment from the federal government.”
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