Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
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Die Themen dieser Woche:
- Neue „College Scorecards” für US-Hochschulen
- Zahlen zu Fakultätsmitgliedern an nordamerikanischen Hochschulen
- Medizinerausbildung in den USA bleibt weiterhin sozial exklusiv
- Kurznachrichten
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Liebe Leserinnen und Leser,
in dieser Ausgabe befassen wir uns mit den neuen, vom US-Bildungsministerium veröffentlichten „College Scorecards” und mit Zahlen zu Fakultätsmitgliedern an nordamerikanischen Hochschulen. Wir werfen zudem einen Blick auf die hartnäckige soziale Exklusivität in der US-amerikanischen Medizinerausbildung und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche.
Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre.
Stefan Altevogt
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Neue „College Scorecards” für US-Hochschulen
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Das US-amerikanische Bildungsministerium hat jetzt neu gestaltete „College Scorecards” für mehr als 2.000 Hochschulen vorgestellt, mit Hilfe derer Studierende und ihre Familien besser das Kosten-Nutzen-Verhältnis eines Studiums abschätzen können sollen. In der Presseerklärung heißt es: „For the first time ever, students will now have access to information on the median earnings and median debt of a school’s graduates, based on their chosen field of study.” Statt sich auf methodisch vielleicht fragwürdige Rankings entlang der Reputation von gesamten Hochschulen verlassen zu müssen, könne man jetzt an Hand der Daten bestimmter Programme wie etwa Einstiegsgehälter für deren Absolventen und erwartbare Studienschulden für sich selber entscheiden, wie sehr sich ein Studium in einem bestimmten Programm ökonomisch auszahle. Möglicherweise, so heißt es, erschienen dann ja kürzere und konkreter berufsbezogene Ausbildungsgänge an einem Community College gegenüber einem vierjährigen Bachelor’s Degree deutlich attraktiver.
Sie finden die Presseerklärung
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Sie finden die Scorecards
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Ein Blick auf die Scorecards zeigt aber auch sofort deren Schwächen. Sie können zwar alle mögliche Filtereinstellungen vornehmen, doch hilft es bei der Entscheidungsfindung für ein Studium nicht wirklich, zu lernen, dass Absolventen eines bestimmten Programms Jahreseinkommen zwischen $16.000 und $92.000 (im Falle der New York University) haben. Darüber hinaus wehrt sich das Bildungsministerium vorsorglich gegen mögliche Klagen mit Disclaimern wie: „The median annual earnings of former students one year after graduation. Only data from students who received federal financial aid is included in the calculation. These data are based on school-reported information about students’ program of completion. The U.S. Department of Education Department cannot fully confirm the completeness of these reported data for this school.”
Inside Higher Education verweist auf eine weitere Schwäche der neuen Scorecards und schreibt: „Many programs are missing from the data set because the department chose to withhold information on those with small enrollments to safeguard students’ privacy in those programs. The debt information also only illustrates federal student loan debt taken on by students themselves, not private debt and not any loans taken on by parents.”
Zudem würden sich die Daten von Einkommen nach Studienabschluss lediglich auf das erste Berufsjahr beschränken, das in den allermeisten Fällen nur sehr wenig über die jeweiligen Einkommensintegrale aussagen würde. Trotz aller Einschränkungen seien die neuen Scorecards aber die derzeit besten Informationen, die zu ökonomischen Parametern von Studiengängen erhältlich seien. Sie könnten zumindest angehende Studierende und ihre Eltern vor teuren Fehlern bewahren, denn wo ein Hochschulbesuch zu deutlich höheren Schulden als Einkommen führe, sei auf einen Blick leicht zu identifizieren.
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Der Chronicle of Higher Education ergänzt zudem, dass mit den neuen Scorecards nun auch eine Bestimmung des Bildungsministeriums vor der Umsetzung stehe, die Studierenden und ihren Eltern einen Überblick über die bislang aufgelaufenen Bildungsschulden geben werde. Damit solle eine Überschuldung vermieden werden. Es heißt: „Beginning in July, colleges will be required before disbursing a federal loan to inform parent and student borrowers how much they already owe. Borrowers will also be required to acknowledge that they’ve seen the full debt total.”
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Zahlen zu Fakultätsmitgliedern an nordamerikanischen Hochschulen
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Das National Center for Education Statistics (NCES) im Institute of Education Sciences (IES) des US-Bildungsministeriums hat die jüngste Ausgabe einer regelmäßig vorgelegten Momentaufnahme zu den Beschäftigungsverhältnissen an US-amerikanischen Hochschulen vorgelegt (Einrichtungen, für deren Besuch man Beihilfen nach Title IV des Higher Education Act beantragen kann). Danach beschäftigte das terziäre Bildungssystem im Herbst 2018 knapp 4 Mio. Menschen, davon 1,45 Mio. in der Lehre und knapp 190.000 in einem Bereich, der sich „Student and academic affairs and other education services” nennt.
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Inside Higher Education nimmt die jüngsten Zahlen zum Anlass, sich die Entwicklungen über die vergangenen Jahre genauer anzuschauen. Der Beitrag hebt hervor, dass zwar auf der einen Seite die Zahl der Beschäftigten in den Fakultäten insgesamt etwas kleiner geworden sei, doch auf der anderen Seite erstmals seit Jahren wieder mehr vollzeitig Beschäftigte als „Teilzeiter” gezählt würden. Es heißt: „Throughout the early part of this decade, Education Department data showed that the number of instructors who worked part-time consistently outpaced the number who worked full-time, as adjunctification – higher education’s version of the gig economy – took hold.” 2013 seien es 50,7% gewesen, 2015 50,2% und zuletzt seien nur noch 48,5% der in der Lehre Beschäftigten „Teilzeiter” gewesen. Von einer erfreulichen Entwicklung möchte der Beitrag allerdings dann doch nicht sprechen, denn der verhältnismäßige Rückgang der „adjunctification” ginge maßgeblich auf Stellenverluste im unter ökonomischen Druck geratenen For-Profit-Sektor zurück.
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In den Zahlen von Statistics Canada legt man eher Wert auf die Verschiebungen innerhalb der Gruppe vollzeitig in der Lehre Beschäftigter und stellt in einer Presseerklärung fest: „In 2017/2018, full and associate professors each accounted for more than one-third of the full-time academic teaching staff in universities; assistant professors for almost one-fifth, and rank below assistant for 8%. In contrast, in 1970/1971, full professors accounted for one-fifth (20%) of the academic teaching staff; associate professors, for just over one-quarter (27%); assistant professors, for over one-third (37%); and rank below assistant, for 16%.”
Insgesamt würde der Frauenanteil in den Fakultäten steigen, freilich in den niedrigeren Rängen schneller als in den höheren. Auf Ebene von Assistant Professors habe der Frauenanteil zuletzt bei 49% gelegen, auf Ebene der Associate Professors bei 43% und bei Full Professors bei 28%.
Insgesamt seien die Fakultäten aber auch gealtert, absolut und im Verhältnis zum Rest der arbeitenden Bevölkerung. Es heißt: „In 2017/2018, the median age of full-time academic staff was 51 years and this rose by rank: 39 years for assistant professors, 49 years for associate professors and 58 years for full professors. In comparison, the median age of the Canadian full-time working population (aged 15 and older) in 2017/2018 was considerably younger, at 42 years. In 1976, the median age of full-time academic teaching staff was 40 years, compared with 34 years for the Canadian full-time working population in 1976.”
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Medizinerausbildung in den USA bleibt weiterhin sozial exklusiv
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Die New York Times befasst sich mit der fortdauernden sozialen Exklusivität in der US-amerikanischen Medizinerausbildung und schreibt: „American medical schools are the training grounds for a white-collar, high-income industry, but they select their students from predominantly high-income, and typically white, households.”
Dreiviertel aller Studierenden an den Med-Schools kommen aus den obersten 40% der Einkommensverteilung, so wie es auch schon vor zehn Jahren gewesen sei, mit Familieneinkommen, die oberhalb von $75.000 pro Jahr lägen. Studienwillige aus einkommensschwächeren Familien stünden oft vor finanziellen Hürden, die in reicheren Familien nicht als solche wahrgenommen würden, die sich aber für sozial schwächere Studierende durchaus zu wirklichen Hindernissen summieren könnten. Es heißt: „The application phase entails MCAT [Zulassungsprüfung] registration ($315) and preparation, application fees ($170 for the first school and $40 for each additional one), travel and attire for interviews (on average more than $200 per school). After enrollment, students are expected to purchase equipment and study aids. Each year brings new certification tests, with registration fees running upward of $600.” Diese versteckten Kosten kämen noch zu den bekannten Kosten hinzu, die zurzeit die Verschuldung der Graduates von Med-Schools auf einen Median von $200.000 haben anschwellen lassen.
Dabei wäre eine sozial ausgewogenere Zusammensetzung in der Medizinerausbildung durchaus wertvoll, denn die Behandlung von ökonomisch und ethnisch diversen Patienten profitiere von Ärzten aus entsprechend diversen Schichten. Es heißt: „A 2018 study showed that black patients have better health outcomes when treated by black doctors. Mr. Johnson [ein Fallbeispiel] said that emergency room patients have told him they feel more comfortable having a doctor who is African-American and from Stockton, someone who, like them, struggles to afford his medication.”
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In einem Beitrag auf den Meinungsseiten der New York Times erläutert ein Mitglied der Studierendenvertretung der University of Florida, warum man dort Michael Murphy als ASTA-Präsidenten aus dem Amt entfernen wolle. Murphy habe Donald Trump Jr. für einen Auftritt an der Hochschule $50.000 aus Mitteln gezahlt, die aus verpflichtenden Studierendenabgaben gespeist würden. Der Vater von Michael Murphy sei ein namhafter Unterstützer der Bemühungen von Trump Sr. zu seiner Wiederwahl, habe allerdings bereits seinen vollen Spendenrahmen an die Kampagne ausgeschöpft. Die Reaktionen der Beschuldigten folgten einem bekannten Muster: „Donald Trump Jr. tweeted colorful language about the Murphy impeachment inquiry and added, ‘Enough of this nonsense’.”
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MacLeans ist der Frage nachgegangen, „what’s it like to be a non-drinker at a Canadian university?” und stellt in einem Beitrag fest, dass Abstinenz derzeit noch mehrheitlich zu sozialer Isolierung führen würde, dass sich aber der Trend ändere. Eine Studierende wird mit den Worten zitiert: „Compared to stories I’ve heard from older people and my knowledge of my parents’ university experience, I would say [that] not drinking is much more common now and that the majority of people are super cool about it.”
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Die New York Times meldet die Revision einer Entscheidung der Brigham Young University-Idaho, dort Medicaid als Nachweis einer verbindlichen Krankenversicherung für Studierende nicht zulassen zu wollen. Medicaid als öffentlich subventionierte Krankenversicherung für Mitglieder einkommensschwacher Familien, sei, so habe es Anfang November geheißen, für die Hochschule nicht gut genug und es müsse eine private Krankenversicherung in Höhe von über $1.600 pro Jahr abgeschlossen werden. Von dieser Forderung sei man nun wieder abgerückt. Es heißt: „In an email message sent to students Monday night, the university apologized for ‘the turmoil caused by our earlier decision’.”
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Die Academica Group zitiert das Times Higher Education (THE) Global University Employability 2019 Ranking und schreibt: „Nine Canadian universities made the Top 100 on this year’s ranking, which ranks 250 universities spanning 41 countries. The Canadian universities appearing on the list were University of Toronto (15), McGill University (17), the University of Montreal (37), the University of British Columbia (61), McMaster University (78), the University of Alberta (134), and the University of Victoria (186), Dalhousie University (204), and the University of Waterloo (240).” Bezüglich Deutschland heißt es bei THE: „In total, 16 German universities appear in the Global University Employability Ranking 2019, designed by HR consultancy Emerging and published exclusively by Times Higher Education. The ranking reveals the universities that recruiters at top companies think are the best at preparing students for the workplace. The Technical University of Munich is Germany’s best university for employability. The top two universities are located in Munich, two of the other top five universities are located in Berlin and the last is located in Heidelberg.”
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Die New York Times widmet sich dem Dilemma von Lauren Robel, die als Provost der Indiana University in Bloomington auf der einen Seite sehr viel Lob dafür ernte, Äußerungen eines Professors der Hochschule als das zu bezeichnen, was sie sind, nämlich rassistisch und dumm, auf der anderen Seite aber der Überzeugung sei, das Recht auch zu derartigen Äußerungen schützen zu müssen. Das im First Amendment verbriefte Recht auf freie Meinungsäußerung sei in den Augen von Kritikern allerdings kein hinreichender Grund. Es heißt: „Some students said Indiana University should take further action, and accused its leaders of hiding behind the First Amendment to protect the professor.”
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Redaktion:
Benedikt Brisch, Stefan Altevogt, Casey Detrow
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