Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
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Die Themen dieser Woche:
- Covid-19 und Hochschulen
- Sind wir zu selbstbezogen geworden und wenn ja, schadet dies den Hochschulen?
- Betsy DeVos: Bilanz und Chancen
- Kurznachrichten
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Liebe Leserinnen und Leser,
in dieser Ausgabe befassen wir uns weiterhin mit dem Thema Covid-19 und Hochschulen und mit der Frage, ob ein Teil der gegenwärtigen Hochschulkrise nicht den Babyboomern angelastet werden müsse. Wir werfen zudem einen Blick auf die Bilanz von Betsy DeVos als Bildungsministerin der USA und schließlich auf Kurznachrichten.
Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre, eine besinnliche Adventszeit und in diesen Wochen zudem Gesundheit, Geduld und Zuversicht.
Stefan Altevogt
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Der Covid-Ticker des Chronicle of Higher Education meldet die Entscheidung des US Department of Education, den Schuldendienst an Studiendarlehen wegen der aktuellen Krise zunächst bis zum 31. Januar 2021 ohne Verzugszinsen aufzuschieben, und zitiert Bildungsministerin Betsy DeVos mit den Worten: „The added time also allows Congress to do its job and determine what measures it believes are necessary and appropriate. The Congress, not the Executive Branch, is in charge of student loan policy.”
George Washington University, so der Ticker weiter, habe wegen Covid-19 jetzt von Plänen Abstand genommen, die Einschreibungszahlen in den Undergraduate-Programmen der Hochschule um 20% über die kommenden fünf Jahre zu senken. Der Präsident der Hochschule, Thomas J. LeBlanc, wird mit den Worten zitiert: „We’re starting with a blank [no pun intended] canvas here.”
An der East Carolina University wollen 23 Führungskräfte der Hochschule, darunter der Kanzler und seine Stellvertreter, zehn Tage unbezahlten Urlaub nehmen, um auf die Corona-bedingt gesunkenen Einnahmen zu reagieren.
Der Ticker zitiert schließlich einen offenen Brief von mehreren Dutzend Fakultätsmitgliedern der University of North Carolina at Chapel Hill, die mit Hinweis auf fehlgeschlagene Öffnungsversuche an der University of Michigan, Ann Arbor dazu auffordern, im kommenden Frühjahr den Unterricht virtuell fortzuführen, weil sonst der Campus durch Covid-Infektionen überwältigt werden würde.
Harvard University wolle hingegen die Anwesenheit auf dem Campus im nächsten Frühjahr ausbauen, dazu die Wohnheime auf Einzelzimmer umstellen und die notwendigen Test-Kapazitäten bereitstellen.
Sie finden den Ticker hier.
Die National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine haben zwei Empfehlungen veröffentlicht, eine zu „COVID-19 Testing Strategies for Colleges and Universities“ und eine zum Thema „Encouraging Protective COVID-19 Behaviors among College Students“.
Sie finden die Empfehlungen hier.
Unter dem Motto „never waste a good pandemic” arbeite der Dekan des College of Arts and Sciences der University of Colorado at Boulder einem Beitrag auf Inside Higher Education zufolge derzeit daran, 50 entfristete (tenured) und auf dem Weg zur Entfristung befindliche (tenure track) Fakultätsmitglieder durch 25 Honorarlehrkräfte zu ersetzen, die deutlich weniger verdienten und mehr unterrichteten. Es heißt: „His [the dean’s] goal is to build more flexibility into the college’s post-COVID-19 budget.”
Sie finden den Beitrag hier.
Inside Higher Education meldet die Abschaffung zahlreicher Studiengänge mit niedrigen Einschreibungszahlen am College of Arts and Sciences der University of Vermont, darunter Deutsch, Griechisch, Asien-Studien, Lateinamerika-Studien, Geologie, Latein und Religion. Der Dekan des College wird mit den Worten zitiert: „There is no other way forward for [the college] to balance its budget.”
Sie finden die Meldung hier.
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Sind wir zu selbstbezogen geworden und wenn ja, schadet dies den Hochschulen?
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Ryan Craig ist einer der Gründer und Leiter des Bildungsberatungsunternehmens University Ventures und Autor einschlägiger Bücher wie „College Disrupted“ (2015) und „A New U: Faster + Cheaper Alternatives to College“ (2018). Die These seines jüngsten Beitrags auf Inside Higher Education erläutert er an Hand eines fiktiven Dialogs aus der Fernsehserie „The Crown“, in dem der Kronprinz (Charles) seiner Mutter und Königin (Elizabeth) erläutert, wie er seinen Landsitz gestalten wolle: „Prince Charles: It’s always important when embarking on a project like this to have purity of purpose. A single controlling idea at the heart of it all. Queen Elizabeth: So what’s yours? Prince Charles: That eventually, the house, the land and the garden should reflect who I really am and what I’m about. Queen Elizabeth: So the big idea is you.”
In der Generation des Kronprinzen, so Craig, ginge es in allererster Linie um Nabelschau, um Selbstverwirklichung und wenn man den Pfad der Selbstentdeckung eines Prince Charles mal konsequent (bzw. polemisch) weiterdenke, lande man möglicherweise bei extremeren Formen des Narzissmus, vielleicht sogar bei Trump. Hochschulen hätten hier eine prägende und eine ermöglichende Rolle: „Higher education as we know it was created by the boomer generation. While most institutions preceded boomers, the vainest generation was the first to go to college en masse and singlehandedly transformed bachelor’s degrees into the sole respectable option for economic opportunity. The passage of boomers from students to faculty and now leadership at colleges and universities encapsulates the past half century of American higher education.”
Das Ergebnis könne man auch daran ablesen, wie viele Hochschulprogramme in den letzten Jahren neu entstanden seien, in welchen Bereichen sie hauptsächlich entstanden seien und welche zum Teil sehr geringen Erträge (in Zahl von Abschlüssen) diese Programme abwerfen würden. Hierzu zitiert Craig eine neue Untersuchung des Arbeitsmarkt-Forschungsunternehmen Burning Glass, die unter dem Titel „The High Cost of Failing Programs in Higher Education“ verdeutlicht, dass 30% der seit 2012 neu eingerichteten Studienprogramme in 2018 keine Abschlüsse melden konnten und dass selbst in den anderen Jahren die Zahl der Abschlüsse sehr überschaubar gewesen sei. Es heißt: „On average, that works out to about 15 conferrals per program, or three per year.” Nun könne und müsse nicht jedes Studienprogramm ein Blockbuster sein, doch gefährde die gegenwärtige Situation nicht nur die finanzielle Gesundheit der Hochschulen, sondern vor allem auch den Erfolg der Studierenden: „Only about half of all students who enroll in four-year colleges complete a credential within six years. (...) Limiting choice is a game changer for college completion: once students select programs, courses and schedules should be set.”
Der optimierungsbedürftige Studienerfolg und die hohen Kosten eines Studiums sollten nicht, wie derzeit von den Demokraten favorisiert, durch einen Erlass von Studienschulden überpflastert werden, sondern man solle sich verstärkt darum kümmern, welcher Art die Pfade sein sollten, die ein Hochschulbesuch eröffneten und hier schnitten seiner Meinung nach die Pfade zur Selbsterkenntnis deutlich schlechter ab als die Pfade zu sozialer Mobilität. Er schließt mit den Worten und denen seiner Kronzeugin Elizabeth: „Given the parlous state of America in 2020, we have more critically important goals than at any point in our history. An endless process of self-realization is not one of them. As the queen would say, get on with it.“
Sie finden den Beitrag hier.
Sie finden die zitierte Studie hier.
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Betsy DeVos: Bilanz und Chancen
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Ein Beitrag in der New York Times zur Bilanz von Bildungsministerin Betsy DeVos beginnt mit den Worten: „Measured solely by policy accomplishments, Betsy DeVos, one of Donald Trump’s longest-serving cabinet officials, was a flop in her four years as secretary of education.” Ihre Initiative zur Einführung von Bildungsgutscheinen, die Eltern zu „Marktteilnehmern“ an einem dann wohl vorwiegend privatwirtschaftlich organisierten Bildungsmarkt machen sollten, habe selbst in den ersten beiden Jahren, also mit einem von Republikanern dominierten Kongress, nicht zu Früchten geführt und viele der von ihr erlassenen Verfügungen zu Kurskorrekturen gegenüber der Obama-Administration würden sicherlich durch die kommende Biden-Administration wieder rückgängig gemacht.
Dennoch werde sie am voraussichtlichen Ende ihrer Amtszeit am 20. Januar 2021 bildungspolitische Wirkung entfaltet haben, aber weniger dadurch, dass sie etwas zustande gebracht hätte, als vielmehr durch Abbrucharbeiten am „bipartisan federal consensus around testing and charters that extended from the George H.W. Bush administration through the end of the Obama era.“ Dies müsse aus Sicht der progressiveren Kräfte innerhalb der Demokraten allerdings keine schlechte Nachricht sein, denn als eine unmittelbare Antwort auf die stark polarisierende Haltung von DeVos hätten sich auch die moderateren Kräfte in der Partei wieder mehr mit Lehrergewerkschaften angefreundet und seien kritischer gegenüber der Auffassung von Bildung als „Marktgegenstand“ geworden. Eine Folge: „Mr. Biden has pledged to exclude for-profit charter schools from federal funding, and he has proposed making larger investments in public education by using Title I statutes to double federal support for schools serving low-income students.”
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Der Chronicle of Higher Education befasst sich mit den gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen des Rückgangs von Zahlen internationaler Studierender in den USA. NAFSA: Association of International Educators beziffere den „economic impact“ internationaler Studierender in den USA auf zuletzt $38,7 Mrd. und den Rückgang im Vergleich zum Vorjahr auf $1,8 Mrd. bzw. 4,4%. Es heißt: „The 4.4-percent decline was the first drop in the more than two decades that Nafsa has been calculating economic impact data. The number of jobs created or supported by international students fell, too.”
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Inside Higher Education verweist auf ein neues, beim Think Tank Education Trust veröffentlichtes Paper, das nahelege, dass Finanzierungs-Beratende an US-amerikanischen Hochschulen ihre Einflussmöglichkeiten nicht im größtmöglichen Maße zugunsten von Studierenden nutzten und dabei vor allem Minoritäten benachteiligten. Es heißt: „The paper makes a number of recommendations. Among them, that the Education Department to require institutions, if they do not do it on their own, to make publicly available the racial demographics of financial aid officers, and to track and make available data, separated by the race of students, on decisions made using the officers’ professional judgment.”
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Sie finden das Paper hier.
An Thanksgiving ist und isst man in normalen Jahren mit Verwandten zusammen, die oft anderer Meinung sind. Zu Thanksgiving gab es in der New York Times Ratschläge zur Erhaltung des Feiertagsfriedens, darunter, wie man mit einer möglichen Position der Älteren zum Thema Erlass von Studienschulden („I suffered, why shouldn’t you?”) umgehen sollte. Die empfohlene Taktik sei erstens Empathie („I’m sorry you had a hard time.”) und zweitens, mit der eigenen Meinung (eigenes Leiden ist kein Argument gegen Erschwinglichkeit von Studium) hinter dem Berg zu halten, denn: „We don’t have to say everything we believe to everyone.“
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Die University of Alberta in Edmonton meldet die Erneuerung einer strategischen Partnerschaft mit der chinesischen Tsinghua University im Bereich der Energieforschung. Es heißt in der Presseerklärung: „Launched in 2017, the centre brings together leading Canadian and Chinese researchers to develop groundbreaking innovations that will reduce energy-driven greenhouse gas emissions for countries around the world.”
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