In einem Beitrag für den Chronicle of Higher Education fordert Walter M. Kimbrough, der Präsident der Dillard University: „It’s Time to Stop Calculating Graduation Rates”. Als er 2004 sein Amt an einem der „historically black colleges and universities” (HBCU) angetreten sei, hätten die Graduation Rates – der Anteil der Studierenden, die in 150% der Regelstudienzeit einen Abschluss erreicht hätte – wie an vielen andere HBCUs bei durchschnittlich 16% gelegen, unter Männern gar bei nur 11%. Man dürfe aber angesichts der sozioökonomischen Situation der Studierenden an HBCUs davon nicht überrascht sein. Er schreibt: „With more than two-thirds of HBCU students eligible for Pell Grants, and with Pell recipients generally having lower graduation rates, the numbers aren’t surprising.” Dennoch, trotz der Konzentration auf Kinder aus einkommensschwachen und bildungsfernen Haushalten sei es an Dillard bis 2012 gelungen, die Graduation Rate auf über 40% zu steigern.
Nun aber verfestige sich bei ihm nach 15 Jahren die Einsicht, dass die Fixierung auf die Graduation Rate zu falscher Hochschulpolitik und falschen Entscheidungen angehender Studierender führe: „Graduation rates are meaningless, and we should stop keeping track of them.” Graduation Rates würden komplexe Zusammenhänge ungebührlich vereinfachen, sie würden ohne Kontext verwendet und seit 2013 hätten sie in den College Scorecards eine öffentliche Bedeutung gewonnen, die methodologisch nicht zu rechtfertigen sei. Er führt aus: „A simple analogy might help. Two people visit the doctor: One weighs 175 pounds, the other 200. Is that enough to determine which one is healthiest? Of course not. If we simply used the body-mass-index calculator as a proxy for health, we would have to factor in height, gender, and age. Deeper analysis would include family history, level of physical activity, eating habits, etc. This makes sense to most people.”
So sei es auch bei den Graduation Rates, die für sich allein genommen die allermeisten sozioökonomischen Aspekte ausblendeten. Was sei eine höhere Leistung der Hochschule, eine Graduation Rate von 75% bei einem Anteil von Bafög-Empfängern von nur 20% oder eine Graduation Rate von 40% bei einem Anteil von Bafög-Empfängern von 80%? Schwer zu sagen, dennoch mit weitreichenden Folgen: „Most students and their families don’t have the time or attention span for a meaningful understanding of graduation rates, so the simplistic use of those numbers only harms colleges with rates that people consider to be low. Imagine the frustration I experienced in having to explain to person after person in 2013 that the 24-percent graduation rate at my current institution, Dillard University, posted on the College Scorecard, had been based on the freshman cohort of 2005, which enrolled just days before Hurricane Katrina made landfall here in New Orleans.”

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